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Goodbye Paradise

Ein Besuch auf Ko Phi Phi

Ganz schwach kann man am Horizont die Felsmassive von Ko Phi Phi erkennen. Wir sitzen am Strand von Ko Lanta und blicken auf´s Meer hinaus. Ko Phi Phi, diese Insel steht für mich noch immer für das typische Thailand, Trauminsel mit Südseeflair, Erinnerungen an den Film "The Beach" und ursprügliches Backpacking. Trotz des Wissens, dass sich dies schon vor vielen Jahren geändert hat und leider ins Gegenteil umgeschlagen ist, wollen wir die beiden Inseln Ko Phi Phi Don und Ko Phi Phi Leh für einen Tag besuchen.

Die Fähre startet morgens um 9:00 im Hafen am Saladan Pier und braucht etwa eine Stunde von Ko Lanta nach Ko Phi Phi Don. Die Tickets haben wir uns über unser Hotel besorgt, dabei aber kein komplettes Tourpaket gebucht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tagesausflüglern auf der Fähre, die bei der Ankunft direkt von Guides auf Longtails verfrachtet werden, um ohne größe Verzögerung zur Tour nach Ko Phi Phi Leh aufzubrechen. Wir dagegen haben uns mal wieder für die Extrawurst entschieden und organisieren uns über eine Ticketverkäuferin während der Überfahrt ein eigenes Longtail mit Fahrer, mit dem wir ebenfalls zur unbewohnten der beiden Inseln fahren und die berühmet Maya Bay anschauen wollen. Wie sich am Ende herausstellt nicht nur die finanziell deutlich günstigere Variante, sondern auch die entspanntere und individuellere. Und die Vorteile eines eigenen Bootes hatten wir ja auch schon bei der Ko Hong-Tour genoßen - solange es gefahren ist.

Thailand Ko Phi Phi
Herzlich Willkommen auf Ko Phi Phi

Ko Phi Phi Don hat die besten Vorausetzungen, um eine Trauminsel zu sein. Langsam steuert die Fähre durch die Bucht Ao Ton Sai in Richtung Pier. Wir stehen an Deck und schauen auf die beiden dicht bewachsenen Kalksteinmassive, die durch eine flache Landzunge miteinander verbunden sind. Ein herrlicher Anblick.
Doch viel Zeit zum Genießen und Träumen bleibt nicht. Die Fähre hält auf Phi Phi Don in dritter Reihe am Pier, so dass wir per Boat Hopping den Pier und letztendlich die Insel erreichen. Die Ticketverkäuferin führt uns vom Pier durch enge Gassen voller Menschen zu einem kleinen Geschäft, in dem unser Bootsführer auf uns wartet. Wir können uns gerade noch ein paar Früchte kaufen bevor es auch schon losgeht. Wir springen an dem mit Plastikflaschen und Bierdosen zugemüllten Strand der Ton Sai Bucht in unser Boot. Unser Kapitän hat es eilig.

So schnell wie wir auf die Insel gekommen sind, so schnell verlassen wir sie auch wieder. Warum die ganze Hetze notwendig ist, erschließt sich uns nicht, zumal wir auf die erste Station unserer Tour, der Monkey Bay, gut hätten verzichten können: Eine kleine Bucht am Rande von Ao Ton Sai, in der auf Felsen zahlreiche Makaken darauf warten, von Touristen auf Booten gefüttert zu werden. Hier treffen wir auch einige Besucher wieder, die mit uns mit der Fähre aus Ko Lanta gekommen sind. Sie sitzen mit gut 30 Personen eng gequetscht in ihrem Longtail, wir zu viert in unserem - wir sind schon dekadent.

Monkey Bay Ko Phi Phi Thailand
Monkey Bay: Affen auf Felsen wollen gefüttert werden

In wilder Fahrt geht es nach Ko Phi Phi Leh, die Wellen peitschen gegen unser Boot und lassen es ziemlich schaukeln. Die Jungs sind begeistert und haben mächtig Spaß. Vor uns baut sich die imposante Insel auf, deren riesige Kalksteinfelsen  aus dem Wasser in den Himmel ragen. Wir biegen nach einiger Zeit in eine Bucht ein, vielmehr in die Bucht. Die Maya Bay, in der der Kinofilm "The Beach" in den 90ern gedreht worden ist, machte aus einer berühmten Insel eine weltberühmte Insel.

Maya Bay Ko Phi Phi Thailand
Die wunderschöne Maya Bay

Die Bucht mit dem türkisfarbenen Wasser ist traumhaft zwischen den Felsmassiven gelegen und nur durch eine schmale Öffnung mit dem offenen Meer verbunden. Der Blick auf den berühmten Strand lässt uns dagegen erstarren. Okay, wir hatten schon damit gerechnet, dass wir hier keine einsame Insel entdecken und dass dieser Ort gut besucht ist. Aber der Anblick zahlreicher Boote und Menschenmassen am Strand, lässt uns ungläubig lachen, da dieser schon fast absurd ist. Tatsächlich können wir vor lauter Menschen kaum den mehrere hundert Meter breite Strand erkennen. Schwimmen ist hier auch schwer möglich, da die zahlreichen Boote den Zugang zum Wasser fast überall versperren. Unser Boot quetscht sich zwischen zwei andere Boote und macht am Strand fest. "One hour" ruft uns unser Kapitän zu. Super, was sollen wir hier denn bitteschön 1 Stunde machen?

Maya Bay Ko Phi Phi Thailand
Wir sind leider nicht die einzigen
Maya Bay Ko Phi Phi Thailand
Schon ein wenig absurd hier
Maya Bay Ko Phi Phi Thailand
Die letzte freie Ecke und für eine Sekunde auch ohne Touristen
Maya Bay Ko Phi Phi Thailand
Bootsparkplatz Maya Bay
Maya Bay Ko Phi Phi Thailand
Tsunami-Warnschild für die Massen

Wir setzen uns am Ende des Strandes an die Felsen, um ein wenig Schatten zu haben und beobachten das Szenario. Die anderen Touristen scheinen sich gegenseitig gar nicht zu stören, sie flanieren fröhlich und genügsam am Strand entlang und knipsen ein Selfie nach dem anderen. Ein schmaler Weg führt vom Strand weg ins Inselinnere. Hier ist man für kurze Zeit tatsächlich alleine und kriegt eine Vorstellung wie traumhaft schön es hier sein könnte.

Nach 30 Minuten bitten wir unseren Kapitän die Tour fortzusetzen. Wir umfahren die Insel und halten in einer kleinen Bucht, in der man nett tauchen oder schnorcheln und viele bunte Fische anschauen kann. Auf der anderen Seite der Insel gelangt man in eine Lagune, die Pileh Bay. Das Wasser ist nicht tief und unheimlich klar. Dieser Ort ist ebenfalls sehr schön zwischen den Felsen gelegen und nicht so überlaufen wie die Maya Bay. Vom Boot aus springen wir ins Wasser und plantschen ein wenig herum.

Ko Phi Phi Thailand
Unterwegs mit dem Longtail
Ko Phi Phi Thailand
Fast genauso schön ist die Pileh Bay
Ko Phi Phi Thailand
Herrliches Wasser in der Pileh Bay

Zurück auf Ko Phi Phi Don durchstreifen das Areal zwischen der Ton Sai Bucht und wenige 100 Meter entfernten Lo Dalam Bucht auf der Suche nach einem netten Ort zum Mittagessen. Wir versuchen uns auf dem Weg durch die engen Gassen zwischen Bars, Restaurants und Hostels zu orientieren. Es ist laut und dreckig. Überall stehen Müllsäcke vor den Türen der Läden, Küchabfälle liegen offen neben den Restaurants. Der Gestank von Abwasser ist penetrant und bei der tropischen Hitze kaum zu ertragen. Junge Backpacker machen hier Urlaub, hängen herum und kippen alle möglichen alkoholischen Getränke in sich hinein.
Der Tsunami von 2004 hat Ko Phi Phi hart getroffen. Die flache Landzunge, auf der wir uns gerade befinden, wurde von mehreren Wellen überrolllt und nahezu alles wurde zerstört. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Gebäude wieder aufgebaut bis das Areal wieder komplett zugebaut war. Dabei hätte man die Chance ergreifen können und die Schönheit der Insel durch eine durchdachte Bebauung unterstützen können. Bei der Ankunft mit der Fähre konnte man in abgelegenen Teilen der Inseln idyllisch gelegene Luxus-Resorts entdecken, die aber für sich eine eigene Welt bieten, sowohl vom Ambiente als auch vom Preis. Das Zentrum allerdings ist leider versaut.
Wir erreichen die Lo Dalam Bucht auf der anderen Seite der Landzunge. Aus Mangel an Alternativen setzen wir uns in ein Restaurant mit Strandblick, das uns hygienisch noch am besten erscheint. Die Bucht ist wunderschön. Es ist Ebbe und es geht flach ins Wasser. Im Hintergrund rahmen bewachsene Felsen den Eingang der Bucht. Das Essen ist teurer als auf dem Festland, schmeckt ok. Wie ich erfahre befinden wir uns gerade auf dem Gelände eines Resorts, dass durch den Tsunami zerstört worden ist. Der alte Frühstückspavillion steht noch, ist aber ungenutzt. Küchengebäude und Toilettenhäuser haben ebenfalls überlebt, sind aber in schlechtem Zustand. Das Nachbargrundstück ist von einem Bretterzaum umgeben. Hier wird gebaut und Müll und Schutt gesammelt.

Ko Phi Phi Thailand
Es könnte so schön sein: Lo Dalam Bucht

Um 16:00 verlassen wir Ko Phi Phi wieder und fahren zurück nach Ko Lanta. Wir bereuen diesen Ausflug nicht, sondern sind um eine Erfahrung reicher. Um die Erfahrung, dass dieses traumhafte Inselparadies durch rücksichtslosen Massentourismus gerade zerstört wird.

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