Winter im Hochharz
Familienurlaub am Brocken
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit den Jugendherbergen und dem Harzer Tourismusverband e.V. entstanden.
Nachdem wir in unserem diesjährigen Karnevals-Kurzurlaub schon zwei sagenhafte Tage im Nordost-Harz im Bodetal verbracht und dort die spektakuläre Felslandschaft erkundet haben, geht es heute weiter in Richtung Hochharz nahe der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
Von Thale aus fahren wir zuerst nach Rübeland, was nicht weit ist. Hier wollen wir eine der Tropfsteinhöhlen, die es hier gibt, besichtigen, die Baumannshöhle. Der Eingang ist mitten im Ort, die Höhle weitverzweigt und beeindruckend schön. Überall Tropfsteinformationen, enge Schächte und weitläufige Höhlen. Am imposantesten ist der riesige Goethesaal mit etwa 60 x 40 Metern und einer Deckenhöhe von 8 Metern, in dem auch Konzerte stattfinden. Hier gibt es sogar einen See. Durch imposante Musik und Beleuchtung kommt der Saal erst richtig zur Geltung, wir stehen staunend dabei. Goethe, der ja die halbe Welt bereist hat, war 1777 zum ersten Mal zu Besuch in der Baumannshöhle. Vermutlich sah sie damals kaum anders aus als heute, bilden sich die Stalagmiten und Stalaktiten doch recht langsam über die Zeit. Auch die anderen Gänge, Höhlen und Gebilde sind beeindruckend. Mit etwas Fantasie erkennt man die Säulen, Palmen und Schildkröten leicht.
Auf dem Weg nach Schierke am Brocken haben wir für heute noch die hübsche Fachwerkstadt Werningerode inklusive des Schloß Werningerode (schreibt sich wirklich mit ß!) auf dem Programm. Ihr kennt es vielleicht nicht aus Werningerode, sondern aus der Verfilmung des kleinen Gespensts, das hier gedreht wurde. Zu diesem Film haben wir eine besondere Beziehung, fanden wir doch damals, dass das kleine Gespenst unserem kleinen Mato doch sehr ähnelt (heute natürlich nicht mehr!). Wir parken auf halber Höhe des Schloßbergs und gehen die letzte Strecke steil bergan. Was für ein Blick in die weite Landschaft, der Brocken und der Wurmberg, beide schneebedeckt, ganz nah. Auf zwei Rundgängen besichtigen wir das Schloß Wernigerode. Im 12. Jahrhundert als mittelalterliche Burg errichtet, wurde das Schloß später vielfach umgestaltet. Die gut erhaltenen Räume zeigen die Residenz der Grafenfamilie zu Stolberg-Wernigerode im späteren 19. Jahrhundert. Wir wandeln durch seidenblaue Salons und prächtige Säle, die Tafel noch zu Ehren eines Besuchs des damaligen Kaisers Wilhelm und seiner Gattin gedeckt. Eine Vitrine zeigt die damalige Menükarte und die Titel der musikalischen Begleitung. Man kann sich gut vorstellen, wie hier früher gefeiert und gelebt wurde, immer mit dem wunderschönen Rundumblick auf Wernigerode und den Harz. Es gibt hier übrigens auch kinderfreundliche Kleines Gespenst-Führungen durch das Schloß!
Jetzt wird es schwer, unsere Jungs zu motivieren, nur noch eben ganz kurz die Stadt Werningerode zu erkunden. Wir locken sie mit der Aussicht auf ein Eis. Es ist zwar noch Februar, der Himmel jedoch strahlend blau und die Sonne schon frühlingshaft wärmend. Wir schlendern durch die erstaunlich gut erhaltene bunte Fachwerkaltstadt, die an diesem sonnigen Samstag gut besucht ist. Aus dem Eis wird letztendlich eine Waffel, die etwas Energie gibt, zumindest um noch bis zum Rathaus weiterzugehen und dann auch schon wieder zurück. Zumindest einen Eindruck konnten wir gewinnen von dieser schönen Stadt im Harz, uns wundernd, dass sie ob ihrer Schönheit nicht noch bekannter ist und warum wir noch nicht früher mal hierher gekommen sind.
Müde und geschafft fahren wir die letzte Strecke für heute, nach Schierke am Brocken, wo wir die nächsten beiden Tage verbringen werden.
Den Brocken kannten wir bislang nur von der Wettervorhersage aus dem Radio. Was sich mir eingeprägt hat, sind die immer niedrigsten Temperaturen und die höchste Schneemenge auf dem Brocken. Jetzt sehen wir den schneebedeckten Brocken schon von Weitem und nähern uns von Werningerode aus, wo wir eben noch das über der Stadt thronende Schloss und die hübsche Fachwerkaltstadt besichtigt haben.
Unsere Jugendherberge liegt am Rand von Schierke im Hochharz, einem echten Wintersportort. Alles hier ist auf Wintersportler ausgerichtet. Es gibt auch eine Eislaufarena und ein riesiges, mehrstöckiges Parkhaus für die Wintersportgäste. Auch unsere Jugendherberge in Schierke ist gut besucht. Auf dem zugehörigen Parkplatz finden wir keinen Platz mehr und müssen auf einen nahegelegenen öffentlichen Parkplatz ausweichen. Gegenüber der Jugendherberge trauen wir uns nicht kurz auszuladen, weist uns dort doch ein Schild des Nachbarn mit „Parken verboten! Nicht 3 Minuten, nicht 10 Sekunden, nicht mit Parkscheibe! Gaaar nicht!“ dezent darauf hin, dass das nicht erwünscht ist. Wir beziehen unser Zimmer, das eher eine kleine Wohnung ist, mit Wohnzimmer und gemütlicher Sofa-Sitzecke und Familienschlafzimmer mit Doppel- und Stockbetten. Ein eigenes Bad haben wir auch. Vom vierten Stock aus haben wir einen schönen Blick auf den Ort Schierke und den schneegezuckerten Hochharz.
Jugendherberge in Schierke
Die Jugendherberge befindet sich am Ortsrand von Schierke, der letzten Ortschaft unterhalb des Brocken. Auch der Wurmberg, ein beliebtes Skigebiet, befindet sich ganz in der Nähe.
Die Jugendherberge bietet 298 Betten in 74 Zimmern mit Dusche/WC. Für Familien eignen sich besonders die insgesamt 12 Appartements mit 4 Betten oder zwei Sechsbettzimmer mit zwei Schlafräumen.
Für Freizeitspaß im Haus ist gesorgt: Es gibt einen Freizeitraum mit Billard, Airhockey und Tischkicker, einen Tischtennisraum und sogar zwei Bowlingbahnen.
Mehr über die Jugendherberge Schierke erfahrt ihr auf der Website der Jugendherbergen.
Das Abendessen ist ein bisschen so, wie man es noch von früher aus Jugendherbergen kennt. Es gibt aber etwas Warmes und außerdem nicht nur Grau-, sondern auch Schwarzbrot und sogar Brötchen und neben Hagebuttentee auch Kräutertee und Saft für die Kinder. Milan freut sich über die Cocktailfrüchte zum Nachtisch und wir werden alle satt. Jetzt könnten wir uns eigentlich direkt hinlegen, „müssen“ aber nochmal raus, weil wir uns mit unseren Freunden, die in einem Apartment am anderen Ende von Schierke abgestiegen sind, verabredet haben. Dort lassen wir den Abend nach einem ereignisreichen Harz-Tourismus-Tag gemütlich zusammen ausklingen.
In unserem Familienzimmer schlafen wir sehr gut und sehr ruhig. Das Frühstück ist gut. Für mein Müsli gibt es sogar Sojamilch. Für unsere Lunchpakete schmieren wir uns Brötchen und freuen uns auf einen Schneetag im Hochharz.
Wir haben Schlitten und Bob dabei. Die Rodelpisten auf dem nahen Wurmberg sind allerdings alle geschlossen. Zum Skifahren hätten wir uns schon um Punkt 8 oben auf dem Wurmberg Ausrüstung leihen müssen, der Andrang an einem sonnigen Karnevalssonntag ist einfach zu groß. Nach Beratung mit unseren Freunden beschließen wir, zu Fuß von der Jugendherberge aus zu starten. Wir erkunden die nahe Großmutterrodelstrecke. Allerdings liegt sie zu tief, kein Schnee weit und breit. Zum Glück haben wir Schlitten und Bob, die wir hier definitiv nicht brauchen, erstmal im Auto gelassen. Der Wald ist hier leider ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, Klimawandel und Borkenkäfter lassen grüßen. Wir wandern den Berg hinauf in Richtung Brocken. Für wanderfaule Kinder ist die gesamte Strecke (hin und zurück jeweils 7 Kilometer auf eine Höhe von über 1100 Meter) zu weit. So begnügen wir uns mit einem Teilstück der Strecke und gehen bis zur alten Bobbahn, damals die schnellste Rennstrecke in Deutschland. Von hier oben hat man einen schönen Blick und kann die herrliche Sonne genießen. Der Weg führt durch engen Nadelwald und liegt so hoch, dass hier Schnee liegt. Außerdem dampft eine Hauptattraktion der Gegend, die Schmalspurbahn Harzer Brockenbahn hier direkt an uns vorbei. Unsere Jungs verpassen das leider, da sie lieber etwas weiter unten einen „Shelter“ bauen wollten - wohl zu viel „7 vs. Wild“ geguckt!
Mittlerweile ist schon Mittag und wir kehren in die Jugendherberge ein, um unsere Lunchpakete zu essen. Die Jungs wollen chillen, bevor wir aufbrechen, um spontan das Schaubergwerk in Büchenberg zu besichtigen. Dort angekommen, erfahren wir, dass wir zu spät dran sind. Sie schließen um 15:00 Uhr, das hatten wir nicht auf dem Schirm. Wir kommen morgen wieder und erkunden heute selbst erstmal die Gegend. Wir finden ein paar verlassene Gebäude auf einem ebenso verlassenen Gelände direkt am ehemaligen Erzbergwerk (seit 1970 geschlossen). Die Eigentümer erzählen uns, dass sie dort ein Paintballgelände planen. Wir streifen noch kurz neugierig durch diesen Lost Place und machen ein paar Fotos. Das ist etwas, was auch vorher murrende Teenager spannend finden!
Am nächsten Morgen wieder klarblauer Himmel und herrlichster Sonnenschein. Wir frühstücken nochmal lecker und dürfen uns auch heute, am Abreisetag noch Brötchen für unser Lunchpaket schmieren, was wir sehr großzügig finden. Wir erkunden noch ein bisschen die Gegend und finden einen ganz still und halb vereist daliegenden See Mandelholz. Unser Jungs können gar nicht genug davon kriegen, hauchdünne Eisplatten abzubrechen und dem klirrenden Geräusch zu lauschen, wenn sie Eisteile auf die dünne Eisfläche werfen. Wie „satisfying!“
Fast hätten wir die Zeit vergessen und die Besichtigung des ehemaligen Erzbergwerks Büchenberg verpasst, was sehr schade gewesen wäre. Wir nehmen an einer Führung teil, die sehr kurzweilig ist. Unser Guide, selbst Enkel und Sohn eines Bergbaukumpels, gestaltet den Rundgang auch für Kinder sehr amüsant. Freundlich werden wir mit dem Bergmannsgruß „Glück auf!“ begrüßt, setzen uns Helme auf und dann geht es 50 Meter hinab über eine Treppe. Das war damals die Ebene 1 von mehreren tiefergelegenen (die tiefste davon 400 Meter tief). Der Guide hat viel Spaß dran, uns die harte Arbeit in diesem Erzbergwerk näherzubringen und stellt alle Gerätschaften an, sodass uns fast die Ohren abfallen (natürlich nicht ohne Vorwarnung). So lernen wir alle Arbeitsplätze hier unten kennen und fragen uns, wie die Kumpel diese Arbeit ausgehalten haben. Mit Alkohol natürlich und außerdem waren die meisten nach kurzer Zeit taub. Am meisten amüsieren sich die Kinder über die (nicht vorhandenen) Toiletten hier unten. Wer mal „groß“ musste, setzte sich auf einen Eimer, der, wenn er so richtig voll war, vom Auszubildenden entleert werden musste – natürlich nicht ohne Zwischenfälle, die unser Guide sehr anschaulich erläutert. Auch wir Erwachsenen haben auf dieser Tour nicht nur viel erfahren, sondern auch viel gelacht.
Morgen hat Milan leider wieder Schule und wir müssen wieder arbeiten. Zurück nach Köln fahren wir diesmal nicht obenherum über Hannover, sondern untenherum über Kassel, was nochmal eine schöne Abwechslung ist und sich gut mit einem Abstecher bei den Großeltern verbinden lässt. Mit vielen neuen Eindrücken zu dieser für uns ganz neuen Gegend Deutschlands zockeln wir über Land bis nach Göttingen und dann weiter in Richtung Heimat.
Ein Besuch im Harz
Der Harz hat uns sehr gut gefallen und ist ein tolles Ziel für Wochenendausflüge oder Kurzurlaube im Winter, aber natürlich auch im Sommer. Was man alles in der Region erleben kann, welche weiteren Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten es gibt, das findet ihr neben zahlreichen praktischen Tipps auf der offiziellen Webseite.
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