Statt Tafelberg und Dinosaurierspuren verbringen wir die letzte Nacht im Dachzelt auf der ältesten Gästefarm des Landes. Und am Ende des Roadtrip sehen wir dann doch endlich echte Raubkatzen.
Am Waterberg
Am geschichtsträchtigen Tafelberg in Namibia
Durch das Anderson´s Gate verlassen wir den Etosha Nationalpark wieder und fahren nun zu unserer nächsten Station, dem Waterberg. Ursprünglich hatten wir den Tafelberg gar nicht auf dem Plan, er wurde uns von unserer Reiseplanerin Pascale von Fairaway vorgeschlagen.
Der Waterberg ist ein riesiger Tafelberg, der sich mit seinen 200 Metern Höhe aus der flachen Umgebung erhebt und schon von Weitem gut zu sehen ist. Er ist insgesamt 48 Kilometer lang und 15 Kilometer breit. Das 40.500 ha große Plateau sowie die Hänge gehören zum Waterberg Nationalpark, in dem eine Vielzahl von Tieren lebt oder wieder angesiedelt worden ist wie z.B. Breit- und Spitzmaulnashörner.
Traurige Berühmtheit erlangte die Region durch die Schlacht am Waterberg am 11. August 1904. An diesem Tag fand die entscheidende Schlacht in der Auseinandersetzung der Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika statt. Am Waterberg versuchte der deutsche General Lothar von Trotha mit seinen Truppen, die Herero einzukesseln. Dies misslang und so flüchteten die Herero mit Frauen und Kindern Richtung Osten in die Omaheke Wüste. Von Trotha ließ daraufhin mit dem Bewusstsein, die Herero komplett zu vernichten, die Zugangswege abriegeln und unterband somit die Wasserversorgung. Tausende Herero verdursteten daraufhin elendig in der Wüste.
Das Vorgehen von Trothas wurde schon kurze Zeit später stark kritisiert und als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts bewertet. Eine Tatsache, die einige Städte in Deutschland und Namibia nicht davon abhält, immer noch Straßen nach dem General zu benennen.
Auf dem Weg zum Waterberg legen wir in dem kleinen und nett wirkenden Ort Outjo einen Zwischenstopp ein. Im örtlichen Spar-Supermarkt füllen wir unsere Vorräte für die letzten Tage auf und heben am Bankautomaten Geld ab.
Außerhalb von Outjo halten wir an einem Parkplatz am Rand der mittlerweile wieder asphaltierten Straße B1 an. Diese Parkplätze findet man alle paar Kilometer, sie verfügen meist über einem Tisch und Bänken unter einem mehr oder weniger großen, schattenspendenden Baum. Sie sind allerdings wenig einladend, oft sind die Sitzgelegenheiten kaputt und der Platz stark vermüllt.
Wir halten, um etwas Proviant aus dem Kofferraum nach vorne zu holen. Wir steigen alle aus und öffnen die Heckklappe. Urplötzlich kommt ein klappriger Wagen angefahren, der rasant neben uns hält. In dem Wagen sitzen mehrere Schwarze, die aus dem Wagen springen und wild gestikulierend auf uns zukommen. Die Situation wirkt bedrohlich und auch auf die Gefahr hin, dass wir den Leuten Unrecht tun, packen wir in Sekundenschnelle alles ein, springen in den Wagen und fahren los, ehe sie uns erreicht haben. Man liest öfters von Überfällen an einsamen Rastplätzen auf Touristen, gerade auch in genau dieser Region, und irgendwie haben wir das Gefühl, gerade einen vermieden zu haben. Ebenfalls knapp vermieden haben wir einen Zusammenstoß mit einem Warzenschwein. Diese sind in der Region häufig zu sehen wie sie am Straßenrand herumschnüffeln. Normalerweise sind sie sehr scheu und verschwinden sobald Autos ihnen zu nahe kommen. Nur eines kommt spontan auf die Idee, die Straße noch vor uns zu überqueren. Dieses Vorhaben wäre definitiv schief gegangen, wenn ich nicht ein Ausweichmanöver inklusive Vollbremsung hingelegt hätte. Das Ganze ist nochmal gut gegangen und hat aber gezeigt, dass der Jeep mit Dachzelt bei heftigeren Ausweichmanövern schnell unkontrollierbar wird.
Am Waterberg übernachten wir auf dem NWR Campingplatz, der sich direkt am Hang befindet. An der Rezeption werden wir, wie bei allen NWR Camps auf dieser Reise, maximal unfreundlich von einer Dame begrüßt. Ich gehe davon aus, dass Unfreundlichkeit gegenüber Gästen zum Einstellungskriterium gehört. Im krassen Gegensatz dazu erleben wir die männlichen Angestellten, die uns auf dem Gelände freundlich und hilfsbereit empfangen.
Der Campingplatz ist schön gelegen. Hin und wieder schauen Warzenschweine und Paviane vorbei, weshalb man besser nichts draußen liegen lassen sollte. Der Waterberg Nationalpark eignet sich hervorragend zum Wandern. An der Rezeption haben wir einen Plan mitgenommen, auf dem das Camp und verschiedene Wanderwege eingezeichnet sind. Die meisten Touren sind mehrtägig, wie der 50 Kilometer lange Waterberg Wilderness Trail. Auf dieser mehrtägigen Tour wird man von einem Guide begleitet und übernachtet wird in Hütten. Sicherlich eine tolle Erfahrung, aber für uns als Familie mit jüngeren Kindern leider nicht so geeignet. Daher begnügen wir uns mit der kürzesten Wanderung, die aber nicht weniger spektakulär ist. Von einem kleinen Parkplatz aus führt der schmaler Mountain View Trail durch einen dichten Wald hinauf zur Kante des Plateaus.
Nach einer Weile treffen wir auf eine Herde Paviane, die den Weg und die benachbarten Bäume belagern. Milan hatte in der Rezeption die Warnhinweise gelesen, auf denen mit Hinweis auf die scharfen Zähne von Konfrontationen mit den Affen abgeraten wird. Daher bevorzugt er es, nicht an ihnen vorbeizuziehen, sondern mit Jenny den Rückweg anzutreten. Während die beiden umkehren, gehen Mato und ich ganz langsam und leise an den Tieren vorbei. Sie beachten uns gar nicht und ziehen sich kurz danach in den Wald zurück.
Hinter einen Felsvorsprung glotzen uns plötzlich zwei Augen an. Diese gehören zu einer recht großen, behaarten Wurst. So sieht das Vieh jedenfalls aus, dass direkt vor uns auf einem Felsen hockt. Es ist ein Klippschliefer. Den Blick kann ich zunächst nicht deuten, entweder es fällt uns gleich an oder es guckt einfach nur leicht dämlich. Zum Glück ist letzteres der Fall. Als wir weitergehen, trollt es sich etwas schwerfällig und verschwindet im Gebüsch.
Der Weg wird steiler und wir müssen an einigen Passagen klettern. Das ist etwas anstrengend, aber Mato schreckt das überhaupt nicht ab. Immer wieder halten wir an und haben schon unterwegs tolle Ausblicke auf die hinter uns liegende Ebene und die sich vor uns auftürmenden Felsen.
Nach knappen 45 Minuten haben wir das Plateau erreicht und stehen an der Felskante. Das eigentliche Plateau ist wenige Meter hinter der Kante durch einen Zaun abgetrennt und darf nur in Begleitung eines Rangers betreten werden. Das liegt unter anderem daran, dass hier verschiedene Tierarten wie beispielsweise Breitmaulnashörner und Büffel ausgesetzt worden sind und diese geschützt werden sollen. Oder vielleicht auch umgekehrt die Wanderer vor den Tieren.
Oben an der Kante werden wir mit einem sensationellen Blick über die Ebene belohnt. Was für eine Aussicht!
Auf dem Rückweg treffen wir auf eine gut 2,5 Meter lange Schlange, die auf dem Weg liegt und sich schnell aus dem Staub macht, als sie uns bemerkt. Bergab geht es ein wenig zügiger und ich muss Mato etwas bremsen, der voller Energie den Weg hinunterjagt. Unten am Parkplatz warten bereits Milan und Jenny auf uns. Die beiden waren nicht untätig und haben in der Zwischenzeit Dik Diks und Zebramangusten entdeckt und beobachtet.
Am nächsten Morgen machen wir noch einen Abstecher zum deutschen Friedhof, der nur wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt ist. Hier sind deutsche Soldaten begraben, die in dem Krieg mit den Herero ihr Leben verloren haben. Alles junge Männer Anfang 20, die weit entfernt von der Heimat hier in Namibia begraben sind.
Der Waterberg ist eine tolle und lohnenswerte Station auf einer Namibia-Rundreise. Auch wenn wir wegen des schlechten Wetters nur einen Tag hier geblieben sind, hat uns die Natur hier begeistert. Die Landschaft ist atemberaubend und sollte auf jeden Fall auf einer der Wanderungen erlebt werden. Wir verlassen den Nationalpark über die vom Regen aufgeweichte und rutschige Piste und haben dabei lange Zeit den Waterberg noch durch die Seitenspiegel im Blick.
Kommentare
Danke für den tollen Bericht !
Wo genau befindet sich der kleine Parkplatz u Startpunkt?
Danke für deinen Kommentar.
Hier findest du den kleinen Parkplatz: https://maps.app.goo.gl/2jUy1nPcWoGDaVDg9
Viele Grüße
Andi
Hallo,
Das ist ein toller Bericht mit super schönen Fotos. Nach Namibia möchte ich schon lange mal reisen.
Viele Grüße
Jule Mattis
Dann wünschen wir Dir, dass es bald klappt! Viele Grüße, Jenny
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