Statt Tafelberg und Dinosaurierspuren verbringen wir die letzte Nacht im Dachzelt auf der ältesten Gästefarm des Landes. Und am Ende des Roadtrip sehen wir dann doch endlich echte Raubkatzen.
Tiere beobachten im Etosha Nationalpark
Ein absolutes Namibia Highlight
Vom Brandberg aus geht es über die übliche Schotterpiste weiter Richtung Norden, wo noch ein Namibia-Highlight auf uns wartet: der Etosha Nationalpark, ein über 22 Quadratkilometer großer Nationalpark im Norden von Namibia und bedeutendstes Schutzgebiet des Landes. Der Park liegt am Nordwestrand des Kalahari-Beckens und umfasst fast die gesamte 4760 km² große Etosha-Pfanne. Er ist bekannt für seine Artenvielfalt und Zuhause von Elefanten (einige der gröβten in Afrika, dank spezieller Vitamine und Nährstoffe im Boden), den vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörnern und Leoparden, Löwen und Giraffen. In der Regenzeit zieht die mit Wasser gefüllte Pfanne eine Schar von Flamingos an. Mehr als 340 verschiedene Vogelarten wurden im Etosha Nationalpark gezählt. Wir machen uns also hoffnungsvoll, möglichst viele Tiere im Etosha Nationalpark antreffen zu können, auf den Weg.
Da die Strecke vom Brandberg, unserer letzten Station, aus ziemlich weit ist, haben wir auf Empfehlung des Reiseanbieters Fairaway eine Übernachtung im Oppi Koppi Restcamp in Kamanjab eingeplant. Bei der Gelegenheit wollen wir auch ein Dorf des namibischen Volkes der Himba besuchen. Aber zunächst genießen wir den warmen Nachmittag nach der Autofahrt im Pool des Restcamps. Auf der gemütlichen Terrasse um dem Pool herum kann man herrlich entspannt lecker essen. Große Portionen an Burgern und Pommes werden gerade an uns vorbeigetragen und da bekommen wir auch gleich wieder Hunger. Allerdings haben wir noch das halbe Auto voll mit Vorräten und so entscheiden wir uns, die praktische Open Air Küche unseres Stellplatzes hier im Camp zu nutzen und selbst zu kochen. Während wir im Schatten sitzen und essen, können wir die ein oder andere Agame, beobachten und auch zwei Strauße schauen vorbei. Unter einem wunderschönen Sternenhimmel schlafen wir später in unseren Dachzelten gut ein.
Am nächsten Morgen geht es weiter zum Himbadorf, das auf dem Weg zum von uns gewählten Zugang zum Park, dem südlichen Andersson´s Gate liegt. Die Himba sind das letzte halbnomadische Volk in Namibia (und im angrenzenden Angola). Gleich hinter Kamanjab gelegen kann man das Otjikandero Himba Orphanage Village besichtigen. Es gibt einen Eindruck, wie die Himba in ihren kleinen Lehmhütten um ein Viehgehege (Kraal) herum leben. Was ich befremdlich fand, ist, dass Touristen glauben gemacht wird, die Himba lebten tatsächlich hier. Dabei ist ziemlich offensichtlich, dass es sich um ein reines Touri Showdorf handelt. Viel erfahren haben wir hier nicht. Unser Guide wirkt weder motiviert noch ist er gesprächig. Ein kurzer Blick in die (fast leeren) Lehmhütten, kurze Info über die rotbraune Paste, mit denen sich die Frauen einschmieren, um sich vor Sonne und Insekten zu schützen und die kunstvollen Frisuren, die deren gesellschaftlichen Stand anzeigen. Die Busen sind nackt, die intimste Stelle des Himbafrauenkörpers, die Fußknöchel, jedoch immer bedeckt. Dann wurden schon schnell die Souvenirs präsentiert, die wir kaufen sollten. Wo die Männer sind, haben wir nicht erfahren. In der Siedlung waren nur Frauen und kleine Kinder, von denen angeblich niemand englisch spricht. Der Eintrittspreis war sehr happig. Ich hoffe, er war zumindest für einen guten Zweck.
Nach diesem merkwürdigen Abstecher geht es weiter durch das Andersson´s Gate über die hier asphaltierte C38, die in das Okaukuejo Camp führt. Okaukuejo ist der Name einer ehemaligen deutschen Polizei- und Militärstation im Süden des Nationalparks. Heute haben dort die Parkverwaltung und das ökologische Institut ihren Sitz. Von der (das kennen wir inzwischen schon) nicht gerade freundlichen NWR Mitarbeiterin bekommen wir, nachdem wir brav verschiedene Formulare ausgefüllt haben, einen Platz auf dem Campingplatz zugewiesen. Bevor wir uns dort installieren, springen wir aber erst einmal in den Pool des Geländes (zum Camp gehören auch schickere Lodges), holen uns im kleinen Lädchen ein Eis und besteigen den Aussichtsturm.
Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut und gegessen haben, machen wir uns auf dem Weg zum nahen Wasserloch, in der Hoffnung, dort einige Tiere anzutreffen. Die Atmosphäre dort ist wie im Theater. Alle Besucher sind ganz leise, man hört nur Kameras klicken. Das Wasserloch ist angestrahlt wie eine Theaterbühne, und ganz leise nähern sich nacheinander die Darsteller. Ein Nashorn kommt und geht, zwei Elefanten, einige Giraffen, die sehr lange brauchen, bis sie mühevoll die Beine gespreizt haben und anfangen zu trinken, nicht bevor sie sich noch hundertmal umgeschaut haben, ob sich kein Raubtier nähert. Aus dieser unbequemen Trinkhaltung kommt man so schnell auch nicht weg. Vogelschwärme ziehen vorbei, Springböcke, Kudus und Schakale kommen, trinken und ziehen weiter. Hier kriegt man wirklich einiges geboten und nach diesem eindrucksvollen Theater klettern wir müde in unsere Dachzelte.
Mitten in der Nacht wache ich von Donnergrollen und bedrohlich schnell darauf folgenden grellen Blitzen auf. Ein heftiges Gewitter. Mir ist richtig mulmig im Dachzelt. Sind wir nicht weit und breit der höchste Punkt hier, mal abgesehen von ein paar dünnen Baumästchen um uns herum? Ich fühle mich sehr schutzlos. Da wir zu dieser Reisezeit überhaupt nicht mit Unwetter gerechnet haben, die zu dieser Jahreszeit tatsächlich sehr unwahrscheinlich sind, haben wir auch beim Autovermieter nicht nach der Sicherheit bei Gewittern gefragt. Zum Umsteigen ins Auto ist es jedenfalls schon zu spät, das Gewitter ist direkt über uns. Zum Glück schläft Milan neben mir seelenruhig weiter und bekommt von alldem überhaupt nichts mit. Nach ein bis zwei Stunden ist der Spuk endlich vorbei und wir haben überlebt. Die Schäden, die das Unwetter angerichtet hat, sehen wir am nächsten Morgen, als wir unsere Zelte öffnen. Der gesamte Campingplatz ist komplett überschwemmt. Es regnet immer noch und ist ziemlich kühl. Die armen Menschen, die in normalen kleinen Zelten direkt auf dem Boden übernachtet haben, sind irgendwohin verschwunden. Die Toilettenhäuser steht kniehoch das Wasser, was ziemlich unappetitlich ist. Wir warten einen kurzen halbwegs trockenen Moment ab, um zu frühstücken und versuchen, uns die Laune nicht verderben zu lassen. Trotz Nässe falten wir die Zelte zusammen, denn ohne Auto können wir uns im Park schlecht fortbewegen (Anhalten und Aussteigen außerhalb der Rastbereiche im Park ist aus Sicherheitsgründen ebenfalls verboten). Da sich im Park überall Pfützen gebildet haben, lohnt sich der Weg zu den verzeichneten Wasserlöchern kaum. Hier und da sehen wir mal einen Schakal oder eine Hyäne aus einer Pfütze trinken, haben ansonsten aber wenig Glück bei der Tierbeobachtung. Auch abends lässt sich kein einziges Tier am Okaukuejo Waterhole blicken.
Am nächsten Tag haben wir mehr Glück. Die Pfützen sind getrocknet und bevor wir abreisen, machen wir noch eine Tour durch den Park, am Rande der Pfanne entlang, diesmal gen Norden zum Wolfnes und nach Okondeka. Hier sind nun wirklich fast alle Tiere, die im Etosha Nationalpark leben, fast gleichzeitig versammelt: Wasserbüffel, Zebras, Springböcke, etc. Auch Löwen sehen wir in der Ferne unter einem Baum liegen. Wir hatten sie in der letzten Nacht schon brüllen hören. Bei näherer Betrachtung müssen wir allerdings einsehen, dass es sich hier doch bloß um Baumstämme handelt. Beruhigt, doch noch einige Tiere gesehen zu haben, verabschieden wir uns vom Etosha Nationalpark und fahren weiter.
Kommentare
Hallo Jenni, hallo Andi,
stimmt, der Etosha-Nationalpark ist wirklich toll, wie eigentlich alle Nationalparks in Afrika :-) Ich würde auch immer wieder hinfahren.
Wir haben beim letzten Mal auch ein Himbadorf nahe des Nationalparks besucht und ich fand es dort genauso seltsam wie ihr.
Einen Regenguss habe ich allerdings bisher nie in Namibia erlebt, aber das hängt eben von der Reisezeit ab. Wobei man sich Wasser im Soussusvlei ja durchaus mal wünschen würde :-)
LG
Stefan
Hallo Stefan,
vielen Dank für Deine Nachricht! Ja, Wasser im Soussusvlei, das wäre es doch mal!
Viele Grüße, die Travelistos
Mal wieder ein toller Bericht! Sehr interessant und informativ geschrieben! Weiter so!
Als begeisterte Namibiafahrer hatten wir im Oktober (Herbstferien) zuletzt auch schlechte Erfahrungen mit dem Wetter gemacht. Die Gewitter waren bei uns auch ziemlich heftig und hatten die Schotterstraßen teilweise unpassierbar gemacht.
Gefährliche Angelegenheit!
Ich würde den Sommer (z.B. Juli/August) als Reisemonat empfehlen, es herrscht absolute Trockenheit, es gibt viel Sonne,
die Temperaturen liegen zwischen 20 und 28 Grad tagsüber. Die Nächte sind kühl (abends Pullover/Jacke), allerdings ist die Vegetation trocken, was aber gut für die Tierbeobachtung ist, da viele Tiere sich an Wasserstellen sammeln.
Viel Spaß und interessante Eindrücke bei euren nächsten Reisen!
Doris
Liebe Doris,
vielen Dank für Dein nettes Feedback und dafür, dass Du als Namibia-Reiseexpertin Deine guten Tipps hier teilst!
Die matschigen Schotterpisten waren echt nicht ohne. Nächstes Mal planen wir Namibia auch im Sommer.
Herzliche Grüße und auch Dir alles Gute für die nächste (Namibia?) Reise,
Jenny
Ein großartiger Beitrag über ein großartiges Land!
Finn
Nach den Bildern von Namibia zu urteilen, ist ein sehr interessantes Land!!!
Ich verehre Tiere, besonders exotische. Ihr Leben, Verhalten zu beobachten ist für mich die ganze Freude.
Fauna von Namibia ist eine separate Welt, die Beachtung verdient. Leute, die dort waren, echte Glückspilze.
Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Eindrücke von einem Besuch in einem anderen Land mit einer ähnlichen Tierwelt teilen würden.
Vielen Dank!!!!
Hallo,
Eure Berichte sind ein großes Vergnügen zu lesen und anzuschauen! Sehr gut!
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