Die Küste des japanischen Meers hat ihren ganz eigenen Charme mit vielen schönen Stränden und Buchten. In den Alpen könnt ihr das Weltkulturerbe der Gassho-Dörfer bestaunen. Und wenn ihr dann zum Schluss eures Urlaubs nochmal einen Schönwetterstrand haben wollt, fahrt nochmal auf die Halbinsel Izu.
Strandurlaub auf der Halbinsel Izu
Japan-Rundreise im Camper 2.0
Nach unseren ersten 3 Urlaubstagen in Tokio haben wir uns mittlerweile gut akklimatisiert und sind in der neuen Zeitzone angekommen, auch wenn ich meine Smartwatch nicht synchronisieren kann und darauf immer noch mit mitteleuropäischer Zeit herumlaufe. So macht es uns wenig aus, heute einmal früher aufzustehen. Mit dem Bus fahren wir von unserem Hotel The Knot zur Shinjuku Station. Der freundliche Rezeptionist hat uns alles genauestens erklärt. Die Tickets haben wir schon gestern am Bahnhof gekauft. Mit dem Narita Express fahren wir mit einmal Umsteigen bis nach Narita, denn dort werden wir unseren Camper in Empfang nehmen. Von der Organisation am Bahnsteig kann sich die Deutsche Bahn einige Scheiben abschneiden. Über digitale Anzeigen sieht man genau, wo der Wagen mit dem (standardmäßig) reservierten Sitzplatz hält. Etwas komfortabler als „Bitte beachten Sie die geänderte Wagenreihung“. Ständig Durchsagen, der Zug blitzeblank sauber und die Sitze werden alle an der End- und Startstation in Fahrtrichtung gedreht.
Los geht's im Camper
Irgendwo mitten auf dem Land in der Nähe der dem Flughafen Narita namensgebenden Stadt holen wir unseren Camper ab. Seit unserer letzten Japantour hat sich Japan Campers vergrößert und auch das Modell, das wir heute beziehen, ist im Vergleich zum Mazda Bongo-Bus, mit dem wir 2016 herumgereist sind, größer und etwas komfortabler.
Los geht’s in Richtung Süden. An den Linksverkehr gewöhnen wir uns schnell wieder. Auch durch den Feierabendverkehr in Tokio kommen wir gut. Schließlich funktioniert der Nahverkehr in Japan einwandfrei und es gibt nur wenig Verrückte, die mit dem Auto in die Stadt fahren. In einem Supermarkt decken wir uns mit einigen Leckereien für unser Abendessen ein. Die frischen Gerichte im Supermarkt schmecken noch genauso gut, wie wir sie in Erinnerung hatten und die Auswahl an Gerichten ist top, die Preise sehr fair.
Wir entschließen uns, die Küstenstraße zur Halbinsel Izu zu nehmen. Ein kostspieliges Unterfangen, da wir alle paar Kilometer an einer Zahlstation vorbeikommen. Rastplätze sind hier rar und langsam werden wir müde. Es ist schon spät und wir sind früh aufgestanden. Plötzlich bemerkt Milan hinter uns einen Polizeiwagen. Wir denken uns nichts dabei, haben ja auch nichts falsch gemacht, bis wir im Rückspiegel das Blau- beziehungsweise Rotlicht entdecken und dann eine japanische Durchsage. Wir fahren links ran und schon steht ein Polizist neben uns, will Führerschein und Übersetzung sehen, auch den Reisepass, Geburtsdatum, Herkunftsland und Beruf wissen. Warum er uns angehalten hat, erfahren wir dann erst über ein Übersetzungsprogramm: Überfahren einer roten Ampel beim Linksabbiegen. Es folgt eine Beratung mit seinem Kollegen, was mit uns passieren soll. Die Verständigung ist schwierig und wir sind uns nicht sicher, ob unsere Entschuldigung und Beteuerungen angekommen sind, dass wir die Ampel verwechselt haben. Ampeln hängen in Japan nicht vor, sondern hinter der Kreuzung und auch nicht senkrecht, sondern waagrecht. In Kombination mit dem Linksverkehr am ersten Tag etwas verwirrend. Schließlich belassen es die Polizisten bei einer Verwarnung. Nächstes Mal sollen wir vorsichtiger fahren. Glück gehabt und einen ganz schönen Schreck! Nun aber ab auf den nächstbesten Stellplatz und schnell ins Bett!
Wir finden einen Rastplatz (Michi-no-Eki) irgendwo bei Usami, der nicht besonders schön ist, aber praktisch und ruhig. Es dauert ein bisschen, bis wir den Wagen zum Schlafen umgebaut haben. Andi und ich schlafen unten, die Jungs versetzt auf einer Zwischenebene über uns. Gemütlich, wenn auch für mich als Seitenschläferin etwas hart und unbequem, da die Liegefläche aus mehreren Einzelteilen besteht und auf Rippenhöhe darunterliegendes Metall deutlich spürbar ist. Die Fenster können wir auflassen. Japan ist ein sehr sicheres Land. Am frühen Morgen werde ich durch Regentropfen im Gesicht geweckt. Ein angenehmer kleiner Schauer, der durchs Fenster tropft. Ich schließe es und schlafe nochmal ein. Die Jungs pennen bis 9:30 Uhr durch, war wohl doch etwas spät gestern. Wir frühstücken Müsli und Kaffee von der angrenzenden Road Station. Leider kleckere ich mein komplettes Müsli auf den Boden, weil ich versehentlich an den kleinen Ausklapptisch gekommen bin. Sofort erscheint ein Uniformierter, der uns bedeutet, alles schön aufzuputzen. Hat schon einen Grund, dass Japan so blitzblank sauber ist!
Den Wagen vom Schlaf- in den Fahrmodus wieder umzurüsten, dauert leider genauso lang wie andersherum. Das Prozedere werden wir in diesem Urlaub noch einige Male mitmachen. Aber wir haben ja Zeit!
Unterwegs auf der Halbinsel Izu - Strände und Natur
Heute wollen wir uns am Nachmittag mit unseren Kölner Freunden am Strand von Shirahama wiedertreffen, wo die drei für die nächsten vier Nächte ein Ferienhaus gemietet haben. Vor der Michi-no-Eki Toilette entdecken wir zufällig eine Infotafel mit einigen Sehenswürdigkeiten in der Nähe, darunter den Vulkan Mount Omuro, der aussieht, wie ein matchagrüner Miniaturfuji. Da müssen wir hin! Mit einem Sessellift fahren wir nach oben (übrigens die einzige Möglichkeit, hinaufzukommen auf den etwa 500 Meter hohen Kraterrand). Der Rundweg über den Kraterrand ist einen Kilometer lang, der Ausblick auf Meer, Berge und Wald grandios. Bei klarer Sicht sieht man sogar den Fuji, heute ist es aber zu diesig. Mit dem Lift geht es wieder bergab, diesmal mit ziemlichem Wind.
Weiter geht’s in Richtung Süden. Am Shirahama Beach ist die größte Herausforderung, einen Parkplatz zu finden. Hier ist erst ab den japanischen Sommerferien am 15. Juli Hochsaison und dann sind auch erst die vielen kostenpflichtigen Parkplätze geöffnet. Schließlich finden wir ein Plätzchen und gehen schnell zum Traumstrand. Unsere Freunde sind mittlerweile auch angekommen, die paar Regentropfen halten uns nicht davon ab, uns in die Wellen zu stürzen. Wir haben den Strand fast ganz für uns allein. Nur ein paar Surfer üben sich am anderen Ende der Bucht. Abends kehren wir zum Duschen und Essen bei unseren Freunden ein, deren Sicht auf die Bucht vom Berg aus spektakulär ist. Kleiner Schock auf dem Weg dorthin: Eine katzengroße Kröte am Wegesrand! Zum Schlafen fahren wir wenige Kilometer weiter auf einen Rastplatz nach Shimoda, den wir noch vom letzten Japanbesuch kennen.
An der Road Station schlafen wir uns erstmal aus. Obwohl hier auch einige andere Camper übernachten, ist es erstaunlich ruhig. Das einzig Nervige sind die Abgase, die manche die ganze Nacht über in die Luft blasen, um durchgängig die Klimaanlage laufenlassen zu können. In der Nacht hat es ziemlich gegossen, sodass wir schon befürchten, dass es heute mit dem geplanten Strandtag nichts wird. Wir nutzen das bescheidene Wetter, um uns schon einmal einen Mittagssnack im Supermarkt zu kaufen. Die Auswahl an frischem Sushi, Tempura, Bentoboxen, Fleisch- und Fischspießen und Salaten ist riesig, ein wahres Paradies für uns. Heute wollen wir zum Ohama Beach, der uns von den letzten Reise als absoluter Traumstrand zum Surfen und Wellentoben in sehr positiver Erinnerung ist. Dort treffen wir uns mit unseren Freunden. Die Wellen sind gigantisch, der Tag vergeht entsprechend schnell.
Am Nachmittag zeigen wir unseren Freunden noch die nahe Ryugu Sea Cave. Leider ist der Zugang zum Meer inzwischen abgesperrt, was der schönen Aussicht aufs Meer aber keinen Abbruch tut. Danach zieht es vor allem die drei Jungs noch auf die Sanddüne gleich nebenan. Hier kann man sogar mit Schlitten beziehungsweise Bobs die Düne in die kleine Bucht hinunterdüsen. Alternativ kann man auch Backflips üben oder sich die Düne hinunterkullern lassen, was unsere Jungs auch fleißig tun.
Zum Glück haben die Duschen der Surfschule am Ohama Beach, die man für kleines Geld mitbenutzen kann, noch geöffnet, denn so verschnitzelt wollen wir weder essengehen und erst recht nicht im Camper schlafen. Wir fahren nach Shimoda, wo wir auf der Perry Road, einem hübschen Sträßchen am Kanal, in einem der vielen kleinen Restaurants zusammen mit unseren Freunden eine Kleinigkeit zu Abend essen wollen. Leider haben fast alle Restaurants geschlossen. Regenzeit und noch keine Sommerferien in Japan, lautet die Begründung. Eine nette Bude fährt die Kochplatten extra nochmal für uns hoch. Hier gibt es Takoyaki, heiße Tintenfisch-Bällchen, garniert mit Frühlingszwiebeln und gewürzt mit Soßen und Ingwer, obendrauf Mayonnaise. Sehr lecker und sehr gemütlich, an kleinen Tischchen auf gepolsterten Bierkisten zu sitzen und dem freundlichen Koch bei der Kunst des schnellen Wendens des Bällchenteigs mithilfe von zwei Stäbchen zuzusehen.
Shimoda ist ein hübsches kleines Hafenstädtchen, das zum Herumschlendern einlädt. Viele Surfer und eine insgesamt sehr lässige Atmosphäre. Waren die Menschen im Großraum Tokio sehr einheitlich „uniformiert“ in tadellosem dunkelblau-weiß mit geweißten Gesichtern (und faszinierenderweise offenbar nie schwitzend, obwohl für Hochsommer ziemlich dick angezogen), laufen hier die meisten im Neo herum und sind gesund sonnengebräunt. Ein Japanurlaub lohnt sich unserer Meinung nach schon allein für einen Strandurlaub auf Izu!
Wir bleiben auch den nächsten Tag in der Gegend. Die Shimoda Road Station bleibt unsere Base. Auch wenn es bedingt durch den Hafen nicht immer ganz leise ist nachts, fühlen wir uns hier wohl. Man steht nie allein, kann nachts alle Fenster und Türen offenlassen und morgens gibt es bei Shimoda Burger Kaffee. Das freundliche kleine Restaurant wurde 2017 übrigens zum einen der 100 besten Restaurants Japans gekürt und ist entsprechend gut besucht. Wir haben mittags dort Burger gegessen, sehr zu empfehlen ist der Avocado-Shrimps Burger. Den Tag verbringen wir am Ohama (vormittags) und Shirahama Beach (nachmittags), beides Traumstrände mit guten Wellen und schönem, feinen, weißen Sand. Attraktion für Kinder ist eine kleine Sanddüne am Shirahama Beach, die man auf Bobs runterfahren kann. Die Bobs müsst ihr noch nicht mal mitbringen! Sie stehen dort zum Ausleihen bereit. Ist das nicht sympathisch, dass sie in Japan niemand klaut?
Nach einer letzten Nacht auf der Shimoda Road Station verabschieden wir uns nicht nur schweren Herzens vom Süden der Halbinsel Izu, sondern auch von unseren Kölner Freunden, da sich unsere Routen hier trennen. Wir fahren weiter auf die Westseite Izus, die hier wilder und weniger touristisch ist. Durch enge, zum Teil steile Straßen geht es durch Urwald bis zur Hagachizaki Monkey Bay. Hier lebt eine große Kolonie japanischer Makaken in einer Art Freilichtzoo. Man zahlt Eintritt und schlendert hinab zur Bucht, wo man die süßen Äffchen überall beim Spielen, Chillen, sich gegenseitig Entlausen und Futtern beobachten kann. Am allerniedlichsten sind die Babyäffchen, die den Müttern um den Bauch hängen oder liebevoll getragen und gesäugt werden. Mato kann nicht widerstehen und kauft sich im Zooladen ein Stoffäffchen, dass er erst Stefan, dann doch lieber Mister Miyagi tauft.
Weiter geht’s durch wunderschön grüne Natur, wir sehen traumhafte Felsbuchten und terrassenförmige Reisfelder. Nächste Station ist ein Aussichtspunkt in Dogashima und weiter auf einem kleinen Rundweg zur Tensodo Sea Cave.
Mehr über unsere Japan-Reise
Wollt ihr mehr über unsere Japan-Reise erfahren? Dann hört in unsere Podcast-Episoden auf Spotify "Japan 2023: Roadtrip im Campervan - Teil 1" oder "Japan 2023: Roadtrip im Campervan - Teil 2" vorbei.
Oder schaut unsere Videos auf YouTube "Roadtrip durch Japan - Unterwegs im Campervan" an
Weitere Blog-Artikel zu unserem Roadtrip 2023:
1. Japan-Rundreise im Camper 2.0 - Angekommen und Eintauchen in Tokio
2. Strandurlaub auf der Halbinsel Izu
3. Kyoto, Osaka, Miyajima, Hiroshima
4. Am Japanischen Meer, durch die Alpen zurück nach Izu
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