Wer kennt die Bilder der kitschigen Küstenorte nicht, die sich an den Berg schmiegen? Verwinkelte Orte, über alte Maultierpfade verbunden an der Amalfiküste. Wir waren dort unterwegs und haben die Orte Amalfi und Atrani besucht.
Spätsommer in Apulien und Matera
Badeurlaub und Kultur in Süditalien
Gargano
Herbstferien in Süditalien! Vom Cilento aus fahren wir in etwa zweieinhalb Stunden einmal quer auf die andere Seite des italienischen Stiefels, ins Gargano auf die Adriaseite. Etwas skeptisch sind wir schon, ob es hier nur annähernd so schön sein wird wie im Cilento, wo es uns so gut gefallen hat.
Wir streifen den berühmten Urwald Foresta Umbra und erhaschen erste Blicke aufs glitzernde Meer. Unser Hotel bei Mattinata, dem ersten Gargano Küstenort, liegt versteckt in einem Gewirr von Straßen zwischen Olivenhainen und Meer. Außer unserem Hotel gibt es hier noch einige andere, da aber schon absolute Nebensaison herrscht, ist hier überhaupt nichts los. Wir befürchten schon, dass der hoteleigene Pool, auf den sich die Jungs schon die ganze Fahrt über freuen, kein Wasser mehr hat, was zum Glück nicht so ist.
Freundlich werden wir begrüßt und beziehen unser Apartment. Nach dem ersehnten Sprung in den Pool sind wir natürlich neugierig, was der nahe Strand, den wir in 5 Minuten zu Fuß erreichen, zu bieten hat, und der ist wirklich toll. Nicht nur der Weg durch Olivenhaine dorthin, sondern auch der Strand selbst erinnern uns an unser seit 2014 nicht mehr besuchtes Sehnsuchtsziel Cirali an der lykischen Küste der Türkei. Eine etwa 2 Kilometer breite Bucht, die wir jetzt im Herbst (hier gefühlt eher Spätsommer) ganz für uns allein haben, Steine statt Sand, was wir mögen und wodurch das Wasser besonders klar ist, total schön. Morgen kommen wir wieder.
Wir essen auf Empfehlung von Matteo, dem Rezeptionisten eine sehr leckere und zudem auch günstige (obwohl der Laden schick wirkt) Pizza im Ort und schlafen danach wunderbar.
Nach dem leckeren Frühstücksbüffet im Hotel, das wir draußen unter Oliven- und Orangenbäumen zu uns nehmen und das leckere selbstgemachte Feigen- und Zitronenmarmelade genauso wie Würstel und Bruschetta bereithält, drehen wir erst ein paar Runden im Pool, danach im Meer.
Heute wollen wir die Ostküste des Gargano erkunden und die vielgerühmte Stadt Vieste besuchen. Und auf jeden Fall einen der hier berühmten traditionellen Trabucchi sehen. Trabucchi sind komplizierte Holzkonstruktionen an der hiesigen Küste, mit Hilfe derer in dieser Region seit Jahrhunderten gefischt wird.
Schon die Küstenstraße von Mattinata nach Vieste ist ein Erlebnis für sich. Atemberaubende Blicke aufs Meer mit seinen Steilküsten, Sandstränden, kleinen Felsbuchten und Meeresgrotten. An die Fahrweise der Süditaliener muss man sich allerdings erstmal gewöhnen. Regeln sind da, um sie zu brechen, durchgezogene Linien nur Deko und die Höchstgeschwindigkeit kann man getrost mal drei nehmen. Ein ähnlicher Wahnsinn wie auf deutschen Autobahnen hier also auf der Küstenpiste, weshalb die Fahrt besonders in Kurven manchmal etwas unentspannt ist (für mich zumindest, Andi passt sich dem Fahrstil einfach an).
Nach etwas 45 Minuten erreichen wir Vieste, was genauso schön ist wie angekündigt, die Altstadt auf einem Felsplateau thronend, aber im tiefsten Dörnröschenschlaf versunken zu sein scheint. So irren wir einige Zeit herum, bis wir eine noch geöffnete Eisdiele gefunden haben. Außer uns sind noch zwei britische und zwei spanische Touristen unterwegs, das war’s. Wir sehen den Monolithen, zu dem der Sage nach der schöne Fischer Pizzomunno erstarrt ist, dessen Freundin Cristalda die ebenfalls in ihn verliebten Sirenen aus Eifersucht im Meer ertränkt haben, was unsere Jungs sehr fesselt. Und noch mehr, dass sich Pizzomunno und seine Geliebte alle 100 Jahre in alter Lebenslust lebendig wiedersehen. Das ist allerdings nicht heute.
Nachdem wir endlich ein Eis gefunden haben, geht es weiter die Küste entlang Richtung Norden. Wir finden eine schöne kleine Bucht mit genau dem Trabucco, über den Andi und Milan zuvor eine Dokumentation gesehen haben, bestaunen die komplexe Konstruktion und klettern ein bisschen auf den Felsen herum, im Hintergrund Vieste, überall Eidechsen und Schmetterlinge. Am Strand begutachten wir noch drei ziemlich imposante Quallen, bevor wir den Rückweg antreten.
Alberobello
Von den zipfelmützigen Trullihäusern in Alberobello hatten wir gehört und Bilder gesehen. Sie live zu sehen, ist nochmal viel eindrucksvoller. Der Ort ist Weltkulturerbe und wirkt wie ein großes Freilichtmuseum. Die Trulli, von denen es hier in der Region einige gibt, aber nirgends so viele an einem Ort wie in Alberobello, sind zum Teil bewohnt, zum Teil Souvenirshops, manche lassen sich auch besichtigen. Jetzt im Herbst lässt sich nur erahnen, wie voll es hier im Hochsommer sein mag. Wir hingegen schlendern relativ entspannt durch die Straßen und genießen die Atmosphäre.
Salento
Wo kann man Ende Oktober noch in Sommerklamotten am Strand herumhängen und im noch ziemlich warmen Meer schwimmen? Nicht nur im Cilento und im Gargano, sondern auch im Salento im Süden Apuliens. Hierhin sind wir von Mattinata im Norden Apuliens (Gargano) gefahren und verbringen nun eine Woche hier. Auf der Suche nach schönen Stränden und interessanten Ausflugsmöglichkeiten haben wir das Örtchen Torre dell‘Orso gefunden und uns hier in eine Ferienwohnung einquartiert - mit Terrasse und Blick auf das Wahrzeichen des Ortes, den Bärenturm, und aufs Meer.
Da wir uns an der Ostküste Italiens befinden, haben wir morgens Sonne. Das heißt wir frühstücken mit den ersten Sonnenstrahlen auf der Terrasse und gehen dann erst einmal zu unserem Hausstrand, einer etwa einen Kilometer breiten Bucht, in der man herrlich schwimmen kann. Auch für die Kinder ist das Meer hier toll, da es sehr flach ist und man viele Fische sieht.
Im Ort ist schon überall Nebensaison, aber eine kleine Salumeria, wo wir uns mittags oft ein paar Panini belegen lassen, hat noch auf, eine leckere Eisdiele ebenfalls, und eine Strandbar, in der man abends auch lecker Burger essen kann. Das reicht uns auch schon.
Nicht nur unser Strand in Torre dell’Orso ist schön, sondern es gibt hier auch andere, wunderschöne Buchten ganz in der Nähe. Eine schöne kleine Wanderung haben wir zur Bucht von Sant‘ Andrea gemacht, die so malerisch ist, dass sie viele Postkarten und auch Titelseiten von Salento-Reiseführern ziert. Hier kann man prima schnorcheln.
Auch der felsige Strand von San Giorgio etwas südlich von Sant‘Andrea, wo wir mangels guter Zu Fuß-Anbindung mit dem Auto hingefahren sind, ist einen Ausflug wert. Zum Schwimmen (also nicht Plantschen) eignet sich das Meer aufgrund der vielen Felsen hier allerdings weniger.
Ein ebenfalls sehr schönes Ausflugsziel ist die Grotta della Poesia gleich neben der Ausgrabungsstätte Roca Vecchia. Um die touristenfreisten Blicke und Fotos zu erhaschen, sollte man am besten früh morgens kommen, wenn auch das Licht am schönsten ist.
Zur Strandabwechslung haben wir an einem Tag auch einmal die schöne nahegelegene Stadt Lecce mit ihren Barockbauten besucht. Nicht ganz zu Unrecht wird Lecce auch als Florenz des Südens bezeichnet. Hier lässt sich gut ein entspannter Nachmittag verbringen. Wir schlendern durch die autofreien Gässchen der Altstadt. Hier gibt es viele hübsche Lädchen, Boutiquen, Eisdielen, Cafés und Feinkostlädchen. Auch auf der Straße werden überall Taralli (ein für unseren Geschmack etwas trockenes Gebäck) zum Probieren angeboten.
Matera
Auf dem Rückweg von Apulien nach Neapel, von wo aus wir nach Hause fliegen, legen wir einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Matera in der Region Basilikata ein. Matera hat in letzter Zeit nicht nur als Europas Kuluthauptstadt 2019 von sich hören lassen, sondern auch als Drehort des neuen James Bond Films. Unsere kleine Ferienwohnung liegt direkt man Rande der autofreien Altstadt und hat eine Dachterrasse mit atemberaubendem Blick über die Felsenstadt. Mit ihren vielen Sassi (Felsenhäusern) erinnert uns Matera an Kappadokien in der Türkei und tatsächlich gibt es hier Verbindungen. Natürlich sind wir nicht die einzigen Besucher. Hier ist ganz schön was los. Menschenmengen schieben sich durch die Gassen, Dalí-Skulpturen sind auf Plätzen ausgestellt, und dann geraten wir noch in eine Prozession hinein mit Musik und Kostümen. Wir besichtigen zwei Felsenkirchen, die sehr eindrucksvoll sind. Abends gehen wir noch lecker auf einem schönen Platz essen. Es ist sogar noch warm genug, um auch abends noch draußen zu sitzen. So geht ein sehr schöner Süditalienurlaub zuende.
Reiseführer Apulien
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Kommentare
Da wäre ich jetzt gerne! Es sieht wunderbar aus. Das Licht...großartig!
LG Carla
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