Statt Tafelberg und Dinosaurierspuren verbringen wir die letzte Nacht im Dachzelt auf der ältesten Gästefarm des Landes. Und am Ende des Roadtrip sehen wir dann doch endlich echte Raubkatzen.
Roadtrip durch Namibia mit Kindern
Eine abenteuerliche Familienreise
"Paviane!" ruft ein Kind aus dem hinteren Teil des Flugzeugs ganz aufgeregt. Sofort schauen alle Passagiere verzückt aus den Fenstern, um auch einen Blick auf die Affen zu erhaschen, die es sich neben der Landebahn von Windhoek gemütlich gemacht haben. Ein Wunder, dass das Flugzeug nicht nach links kippt. Ja, der erste Eindruck passt, wir sind in Afrika angekommen und nach einem langen Flug endlich in Namibia gelandet.
Schon seit langer Zeit steht eine Reise nach Namibia auf unserer Wunschliste ganz weit oben. Eine Rundreise durch die Weiten des südafrikanischen Landes mit seinen wunderschönen Landschaften und der vielfältigen Tierwelt klingt so verlockend und versprüht einen Hauch von Abenteuer und Safari. Für uns steht von Anfang an fest, Namibia im Geländewagen und mit Dachzelt zu bereisen, um so möglichst viel draußen zu sein und die Natur zu erleben.
Unsere Jungs sind mittlerweile in einem geeigneten Alter, wo wir ihnen solch eine Reise zutrauen. Sie können sich auf längeren Autofahren, und die fallen in Namibia auf jeden Fall an, gut beschäftigen und sind vernünftig genug, um Grundregeln in Bezug auf die Wildnis und gefährliche Tiere zu beachten. Dabei geht es weniger um Gefahren, die von Löwen oder anderen größeren Tieren ausgehen. Wir erklären Ihnen vielmehr, dass sie nicht wie gewohnt jeden Stein umdrehen, irgendwelche Stöcke aufheben oder auf Bäume klettern sollen. Denn gerade hier tummeln sich Skorpione, Spinnen oder Schlangen, die nicht immer harmlos sind. Und schon nach den ersten Spaziergängen und der Begegnung mit einem Skorpion sehen wir, dass diese Vorsicht durchaus angebracht ist.
Reisezeit
Namibia ist grundsätzlich zu jeder Jahreszeit gut zu bereisen. Mit Schulkind können wir allerdings nur in den Schulferien verreisen und entscheiden uns letztlich für die Herbstferien im Oktober und November, die auf den namibianischen Frühling fallen. Die Temperaturen sind tagsüber angenehm und nicht zu heiß, nachts wird es dagegen nicht allzu kalt. Die Trockenzeit, die von Mai bis November herrscht, ist zudem ideal für die Tierbeobachtung. In dieser Zeit regnet es wenig, so dass es die Tiere regelmäßig an die Wasserlöcher zieht.
Einziger Wermutstropfen, wir haben dank der Schulferien nur 14 Tage für unseren Roadtrip Zeit. Daher muss bei solch knapper Zeit die Reise gut geplant sein.
Individuelle Reiseplanung mit Fairaway
Die Planung für unsere Reise beginnt schon recht früh, fast ein Jahr vorher. Ich lese viel in Reisebüchern und anderen Blogs und bekomme so einen guten Eindruck vom Land und unseren Erwartungen. Die grobe Route haben wir recht zügig im Kopf, ebenso die Erkenntnis, dass wir nicht all das unterbringen können, was wir gerne besuchen möchten. Dafür ist das Land einfach zu groß.
Die Feinplanung gehen wir mit dem Reiseanbieter Fairaway an. Fairaway bietet bewusst ausschließlich individuelle Reisen an, bei denen die Nachhaltigkeit im Vordergrund steht - also genau das Richtige für uns. Es geht darum, dass Tourismus für alle Beteiligten eine Bedeutung hat. Dem Reisenden sollen tolle Erlebnisse und Erfahrungen ermöglicht werden, die nicht zu Lasten der lokalen Bevölkerung passieren dürfen. Stattdessen soll bei den Reisen der Kontakt zur Bevölkerung entstehen, im Angebot sind viele kleine Familienhotels, Lodges oder sogar Homestays.
Ansprechpartnerin ist Pascale, die Expertin für das südliche Afrika ist und dort auch lebt. Mit ihr stimme ich mich unkompliziert und sehr angenehm per E-Mail ab. Zunächst gebe ich unsere grobe Route durch und erhalte auf dieser Basis einen ausgearbeiteten Vorschlag mit Unterkünften und möglichen Aktivitäten von ihr. Das komplette Programm, aber auch Adressen, Karten mit Anfahrt und Entfernungen kann ich mir bequem in einem Online-Tool anschauen. Das Praktische ist, dass wir so noch ein paar Tipps und interessante Stationen einbauen können, die wir im Vorfeld gar nicht auf dem Zettel hatten.
Dank unserer Vorbereitung und der Unterstützung von Pascale steht die Reise recht schnell. Und das ist auch gut so, denn die Anzahl von Unterkünften in Namibia ist begrenzt und sie sind schon weit im Voraus ausgebucht. Von daher ist es wichtig, sich rechtzeitig darum zu kümmern.
Bei Fairaway können wir ganz bequem das komplette Reisepaket für Namibia buchen, vom Mietwagen über Unterkünfte bis hin zu Aktivitäten vor Ort. Es gibt auch speziell auf Familien ausgerichtete Tourvorschläge. Das widerspricht allerdings meiner eigenen Freude an der Planung von Reisen und so läuft es letztendlich auf einen Mix hinaus. Einen Teil der Unterkünfte buchen wir mit Fairaway, die Campsites und Ferienwohnungen suchen wir in Eigenregie.
Am Ende wird es eine bunte Mischung an Unterkünften. Die meisten Nächte verbringen wir in den beiden Dachzelten unseres Geländewagens auf Campsites, dazwischen aber auch auf Empfehlung von Fairaway in einer urigen Lodge mitten im Nirgendwo der namibianischen Einsamkeit.
Link-Tipp / Werbung:
Der Reiseanbieter Fairaway bietet weltweit authentische Reisen an. Gemeinsam mit Reisespezialisten vor Ort werden die nachhaltigen Reisen nach eigenen Vorstellungen geplant und gestaltet. Reiseziele und eine Menge Inspiration für die eigene Reise findet Ihr auf der Website.
www.fairaway.de
Flüge nach Namibia
Von Deutschland aus fliegen regelmäßig Condor und Air Namibia direkt von Frankfurt den einzigen internationalen Flughafen Namibias, den Husea Kutako International Airport von Windhoek an. Seit kurzem bietet auch Eurowings praktischerweise von Köln Direktflüge an, allerdings derzeit nur zweimal die Woche, was für einen genauen Zeitraum in den Herbstferien nicht umsetzbar war. Das beste Paket finden wir schließlich bei Qatar Airways von Brüssel über Doha nach Windhoek. Für uns macht es keinen großen Unterschied, ob wir von Frankfurt oder Brüssel fliegen, der preisliche von insgesamt gut 1.000 € schon.
Unser Mietwagen: Ein 4x4 Geländewagen mit Dachzelten
Den Geländewagen mit Dachzelt, unser Zuhause für die meisten Nächte, buchen wir bei Savanna, einem der ältesten und bewährtesten Autovermieter in Namibia. Neben dem Preis und der Ausstattung des Wagens überzeugten uns vor allem auch die verschiedenen Versicherungsoptionen sowie der inkludierte Flughafen-Shuttle zum 40 Kilometer entfernten Flughafen.
Da es nur wenige asphaltierte Straßen in Namibia gibt und die meisten Verbindungen aus Schotterpisten, sogenannten gravel roads, besteht, ist die Materialbelastung bei Fahrzeugen ziemlich hoch. Daher sind die Preise für Geländewagen höher als bei normalen Urlaubsmietwagen. Hinzu kommt die Versicherung, bei der man oftmals aus verschiedenen Optionen wählen kann. Bei standard cover wird der Wagen teilversichert. Im Schadensfall muss ein Selbstbehalt gezahlt werden, bei Savanna standardmäßig in Höhe von 35.000 N$ (ca. 2.200 €). Dieser Selbstbehalt wird für die Dauer der Miete auf der Kreditkarte eingefroren und nach unfallfreier Rückgabe wieder freigeschaltet. Durch Zusatzzahlungen kann der Selbstbehalt reduziert werden. Wir entscheiden uns für das Komplettpaket, das den Selbstbehalt und zusätzlich eine Fenster- und Reifenversicherung beinhaltet. Und darüber sind wir am Ende sehr froh, denn direkt auf unserer ersten Etappe haben wir einen Platten und müssen einen Reifen wechseln - bei 34 Grad in der Mittagshitze auch mit hydraulischem Wagenheber kein Vergnügen. Der kaputte Reifen ist so hinüber, dass er nicht mehr repariert werden kann. Wir kaufen nach Rücksprache mit Savanna bei nächster Gelegenheit einen neuen und strecken den Betrag zunächst vor. Später wird uns nach Übergabe der Rechnung der Betrag überwiesen. Auch unsere Windschutzscheibe muss nach unserer Tour ausgetauscht werden. Ein 20 cm langer Riss taucht urplötzlich während der Fahrt auf und vergrößert sich täglich. Dank der Glasversicherung ist auch das kein Thema und Savanna regelt das alles problemlos.
Weit verbreitet in Namibia ist der Toyota Hilux, ein 4x4 Allradwagen, den auch wir gemietet haben. Mit ihm können wir also auch durch Tiefsand und über sonstige Untergründe bedenkenlos fahren. Zur Ausstattung gehören neben den beiden Dachzelten auch Stühle, ein Tisch, ein Kühlschrank, ein Gaskocher mit zwei Gasflaschen, ein Wassertank, eine Box mit Küchenutensilien (Teller, Tassen, Schalen, Besteck, Töpfe, Pfannen, usw.) und eine Elektrolampe. Ansonsten gehören zur Ausrüstung noch zwei Ersatzräder, Wagenheber, Sandmatten und eine elektrische Luftpumpe sowie ein erste Hilfe Set dazu. Für alle Fälle hatte ich noch ein Satellitentelefon dazugemietet. Man weiß ja nie was unterwegs passiert, wir sind ja auch als Familie unterwegs und Handy-Netz gibt es eher selten.
Unterwegs in Namibia
Unser Tag in Namibia beginnt kurz nach Sonnenaufgang, meist so gegen 6 Uhr. Eigentlich gehen wir es gerne eher gemütlich an und können es selbst kaum glauben, dass wir im Urlaub schon so früh aufstehen. Aber es lohnt sich, morgens bei frischen Temperaturen der aufsteigenden Sonne entgegenzufiebern und zu spüren, wie es langsam immer wärmer wird. Abends geht die Sonne gegen 19 Uhr zügig unter. Uns bleibt in der Dunkelheit und mit Taschenlampen eh kein großer Aktionsradius mehr, so dass wir uns dann auch zeitnah hinlegen. Zu wenig Schlaf haben wir in Namibia definitiv nicht.
Namibia ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Dementsprechend sitzen wir bei unserem Roadtrip auch längere Zeit im Auto. Das genießen wir aber, hören Musik oder Hörspiele (wobei die zehnte Fünf Freunde-Folge dann auch irgendwann nervt) und schauen uns die wirklich abwechslungsreiche Landschaft an.
In der Regel haben wir täglich durchschnittlich 300 Kilometer zu fahren. Ein richtiges Gefühl wie schnell man in Namibia unterwegs sein kann, kriegen wir tatsächlich erst vor Ort. Auf den Pisten fahren wir kaum schneller als 80 km/h, je nach Zustand auch öfters deutlich langsamer. Wir kommen also nur gemütlich voran und benötigen für eine Tagesetappe meist zwischen drei und fünf Stunden inklusive Stopps und Pausen.
Je nachdem wo wir gerade übernachten gehen wir nach dem Frühstück auf Tierbeobachtung und machen uns danach zum nächsten Etappenziel auf. Oder aber wir starten früh morgens los, um beim nächsten Ziel am Nachmittag noch etwas unternehmen zu können.
Im hinteren Teil unseres Geländewagens haben wir genug Essen und vor allem auch Wasser verstaut, um für die Zeit außerhalb der Städte ausreichend versorgt zu sein. Es gibt zwar unterwegs öfters kleinere Läden, in denen man Snacks und Getränke kaufen kann, die Auswahl ist allerdings sehr eingeschränkt. Abends kochen wir uns dann einfache Nudel- oder Reisgerichte auf dem Gaskocher oder es gibt ein ordentliches Braai. Braai wird in Namibia das Grillen bezeichnet und da wir auf allen Campsites eine eigene Feuerstelle haben, machen wir abends oft ein Feuer und schmeißen eine Boerewors, eine typisch namibianische Grillwurst, oder andere Leckereien auf unseren Rost. Gegrillt wird in Namibia übrigens mit Holz, das man in den Lodges und an Tankstellen kaufen kann.
Vor unserer Reise habe ich mir extra eine Namibia-Karte gekauft, mit der wir uns alle, wenn sie ausgefaltet ist, zudecken könnten. Wir haben sie auf der Reise kein einziges Mal benutzt. Savanna hat uns mit praktischen Karten ausgestattet, die uns völlig ausreichen. Dazu habe ich Google Maps auf dem Handy und dort Namibia als Offline-Karte heruntergeladen. Dies dient uns als Navi und zeigt zudem alle möglichen Geschäfte, Tankstellen und Übernachtungsmöglichkeiten an.
Namibia mit Kindern - Unser Fazit
Namibia hat uns vollkommen begeistert. Der Roadtrip war ein Abenteuer, was allen Familienmitgliedern unheimlich viel Freude und interessante Erlebnisse gebracht hat. Die traumhaft schönen und so abwechslungsreichen Landschaften faszinieren, die Begegnungen mit all den Tieren in freier Wildbahn, die wir sonst nur aus dem Zoo kennen, die Fahrten auf den Schotterpisten und die Übernachtungen an wunderschönen Orten, das Treffen und der Austausch von anderen Reisenden - all das gehört zu unserer unvergesslichen Reise, über die wir in den nächsten Wochen ausführlicher noch berichten werden.
Wir haben es sehr genossen, so viel Zeit draußen in der Natur zu verbringen. Und abends im Dachzelt einzuschlafen, unter sternenklarem Himmel und umgeben von Vogelgezwitscher und Löwengebrüll.
Einige der Links auf dieser Seite sind Affiliate Links. Wir erhalten für die Empfehlung eine Provision, so dass Ihr dadurch unseren Blog unterstützt.
Kommentare
Vielen Dank für die Reiseerfahrung in Namibia. Hast du irgendwo noch die Route und Campsite's zusammen gestellt?
Lg, Christine
Hallo Christine,
schau mal in diesen Artikel: https://www.travelisto.net/blog/detail/roadtrip-durch-namibia-route-highlights-und-unterkuenfte
Ansonsten gibt es noch ein paar mehr Artikel über die einzelnen Stationen oder eine eigene Episode in unserem Podcast.
Viele Grüße
Andi
Hallo. Vielen Dank für diesen Bericht. Wir teilen eure Erfahrungen. Wir sind seit zwei Wochen mit unseren beiden Töchtern (5 und 10) in Namibia und nach einer kleinen Eingewöhnungsphase sind wir auch begeistert. Wir reisen sehr viel langsamer als ihr und bleiben meistens für längere Zeit am gleichen Ort, aber nichtsdestotrotz sind wir beeindruckt von Land und Leuten. In der ersten Woche waren wir auf einer Gästefarm und haben viel über die Lebensweise hier gelernt (https://www.schoenezukunft.de/blog/vegetarismus-klimawandel-rassismus-namibia-leben). Habt ihr da vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wir wünschen euch weiter viel Spaß als Reisefamilie.
Viele Grüße,
Gregor.
Hallo Gregor,
vielen Dank für deine Nachricht und den interessanten Bericht. Ja, auch wenn wir nur kurz in Namibia waren, haben wir viele Dinge ähnlich erlebt und waren auch erstaunt, wie verfestigt und scheinbar stillschweigend selbstverständlich vor allem die Trennung von Schwarzen und Weißen immer noch ist. Das hat uns auch ratlos gemacht und ich habe versucht, im A-Z Artikel die Eindrücke irgendwie zusammenzubringen, sodass wir gut nachempfinden können, wie ihr das auch gerade probiert.
Wir wünschen euch auf jeden Fall noch eine gute Zeit in diesem spannenden, faszinierenden und manchmal sicher auch widersprüchlichen Land. Viele Grüße von Jenny und Familie
Nach Namibia wollen wir unbedingt mal reisen. In 2 Jahren sind unsere Kinder in dem Alter von euren jetzt. Tolle Infos habt ihr gegeben!
Viele Grüße von Lasse
Hallo Namibia Fans,
Euer Blog ist toll und die Fotos genial! Kompliment!
Grüße von Alex- auch Namibia fan
Einen Kommentar schreiben
Wir freuen uns über Deinen Kommentar zu unserem Blog oder diesem Artikel.
Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden. Mehr Infos findest Du in der Datenschutzerklärung.
Ähnliche Beiträge
Der mächtige Tafelberg beeindruckt durch tolle Wanderwege, eine wunderschöne Landschaft und viele Tiere. Beschämend sind dagegen die Geschehnisse rund um die Schlacht am Waterberg von 1904.
Für Tierbeobachtungen ist der Etosha Nationalpark ein Muss. Am Wasserloch bekommt man in fast mystischer Atmosphäre einmalige Vorstellungen geboten.