Rio de Janeiro
Vier Tage in der brasilianischen Traumstadt
Reise ohne Kinder
Manchmal muss man einfach Glück haben. Im April fliege ich mit 3 Kollegen für 4 Tage nach Rio de Janeiro, um dort für einen Kunden kurze Spots zu drehen, die während der Fußballweltmeisterschaft über die sozialen Netzwerke verbreitet werden sollen.
Rio fasziniert mich sofort. Die Elemente, aus der sich diese Stadt zusammensetzt, sind schon einzigartig und bieten genug Material für ein Dutzend Traumstädte. Umringt von Lagune, Bucht und Meer mit langgezogenen Sandstränden liegt die Stadt traumhaft zwischen atemberaubenden Felsen, Hügeln und Regenwäldern. Nach diesen wenigen Tagen kann ich behaupten, dass ich bisher kaum eine schönere Stadt gesehen habe.
Über AirBNB mieten wir uns eine großzügige Wohnung an der Copacabana mit Dachterrasse und einem Jakuzzi. Wir kommen so wesentlich günstiger weg, als mit zwei Doppelzimmern in einem Hotel. Und der Jakuzzi ist unschlagbar. Hier verbringen wir die Abende im warmen Wasser, genießen den Ausblick und gönnen uns das ein oder andere Feierabendbier.
Da wir die Spots an den markanten Sehenswürdigkeiten von Rio drehen müssen, können wir den Job direkt mit einer Sightseeing-Tour verbinden. Für den ersten Tag haben wir Amanda, eine Produktionsassistentin aus Rio, und einen Fahrer gebucht. Mit den beiden fahren wir ins Maracanã-Stadion, um vor den Stadiontoren zu drehen. Anschließend kaufen wir uns Tickets für die Stadionbesichtigung. Auch wenn das Stadion nach dem Umbau ein wenig nach einem Allerweltsstadion aussieht, den Mythos spürt man trotzdem. Es gibt hier keine geführten Rundgänge, sondern wir können uns frei bewegen und die Tribünen, Umkleiden und die Coaching Zone anschauen und betreten.
Nächstes Ziel ist die Escaderia do Selarón, die weltberühmte Fliesentreppe des chilenischen Künstlers Jorge Selarón. Mit bunten Kacheln aus aller Welt hat er die Treppe geschmückt und so ein einzigartiges Werk geschaffen. Neben wenigen Touristen hängen hier aber auch einige zwielichtige Gestalten und Obdachlose herum, was eine entspannte Besichtigung etwas trübt. Da macht es wenig Spaß, seine teure Kameraausrüstung auszupacken und zu filmen. Zum Glück ist unser Fahrer nebenbei noch professioneller Kampfsportler und gibt mehrmals an diesem Tag unseren Bodyguard, in dem er uns die ein oder andere aufdringliche Person vom Leib hält.
Unterhalb der Treppen beginnt der Stadtteil Lapa mit den berühmten Arcos da Lapa, einem 270m langem Aquädukt, das über den Hauptplatz führt. In der Nähe befindet sich die Catedral Metropolitana de São Sebastião, eine Betonkonstruktion im Niemeyer-Stil, die auch gut in Gotham City stehen könnte. Im Inneren beeindruckt der kühle Bau durch seine düstere Atmopshäre, seine Größe und die bunten Glasfenster an der Decke.
Da wir nur heute einen Fahrer haben, wollen wir so viel wie möglich direkt am ersten Tag schaffen. Daher machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt Dona Marta. Hier hat man einen guten Blick auf den Corcovado mit der riesigen Christus-Statue auf seiner Spitze und zur anderen Seite einen herrlichen Blick über Rio mit dem Zuckerhut und den berühmten Stränden Copacabana und Ipanema. Dona Marta ist eine Empfehlung von Amanda, da man keinen Eintritt zahlen muss und hier viel weniger los ist. Und - wichtig für uns - für Fotos und Filme eignet sich dieser Punkt besser, da man hier einen seichteren Blickwinkel auf die Stadt hat. Leider ziehen schon auf dem Weg dorthin immer mehr Wolken auf und als wir oben ankommen, sehen wir nichts. Kein Christo Redentor, keinen Zuckerhut, nur weiße Wolkenpracht.
Nach getaner Arbeit setzen wir uns abends in eine offene Eckbar in unserem Viertel, schauen mit den Cariocas, wie sich die Einheimischen nennen, ein Fußballspiel an und bestellen eines der sehr fleischhaltigen Gerichte. Dazu ein kühles Bier bei milden Temperaturen... es ist schön hier.
Am zweiten Tag drehen wir am Strand der Copacabana bei 30 Grad in der Sonne. Was erstmal schön klingt, ist tatsächlich harte Arbeit, denn ohne Schatten bei der Hitze macht das Drehen wenig Spaß. Ein Sprung in das fast eiskalte Wasser hilft da schon sehr. Wir drehen mit einigen Austauschstudenten aus Australien, den USA und Deutschland, die hier in Rio für einige Monate studieren. Nach der anstrengenden Arbeit erholen wir uns erstmal mit der gesamten Truppe auf unserer Dachterrasse.
Später am Abend nehmen uns die Studenten mit auf die Pool-Party "Pool Me In", die es wirklich in sich hat. Irgendwo in Rio findet diese Party auf dem Gelände einer prachtvollen Stadtvilla statt. Cairpirinha und Bier fließen in Strömen, die Musik wummert aus riesigen Boxen und die schönen und verdammt gut gebauten Partygäste tanzen leicht bekleidet im Pool. Wir mischen uns unter das Partyvolk und versuchen uns der brasilianischen Lebensart so gut es geht anzupassen. Dass ich sowas nochmal erleben darf...
Natürlich nervt es uns, dass wir den tollen Ausblick von Dona Marta wegen der Wolken nicht genießen konnten. Am nächsten Morgen versuchen wir es daher erneut und lassen uns von einem Taxi nochmal zu dem Aussichtspunkt fahren. Dieses Mal haben wir mehr Glück und haben den perfekten Blick über diese traumhafte Stadt.
Auf dem Rückweg lässt uns der Taxifahrer an der Favela Santa Marta raus. Wir nehmen die Zahnradbahn und fahren zwischen den Häusern und Hütten den Hang hinauf. Obwohl die Favela befriedet ist, fühlen wir uns so allein unter den Bewohnern etwas unwohl und fremd. Michael Jackson hat hier wohl seinerzeit das Video zu "They don´t care about us" gedreht und irgendwo hier soll noch eine Statue von ihm stehen. In dem schmalen Gassengewirr finden wir sie aber nicht. Wir können es verschmerzen.
Zum Abschluss unserer heutigen Tour fahren wir nach Ipanema. Wir bummeln über den Hippie-Markt, der sonntags auf einem Platz in der Nähe des Strandes stattfindet. Warum das ganze hier Hippie-Markt heißt finde ich nicht heraus. Einen Hippie sehe ich jedenfalls nicht.
Ich kaufe für Milan und Mato ein paar Andenken (brasilianische Trillerpfeife und kleine Bongo-Trommel), die mir nach meiner Rückkehr den letzten Nerv rauben werden. Hier kann man viele nette Souvenirs kaufen und so erstehe ich zusätzlich noch je ein Brazil-Shirt für die beiden.
Anschliessend schlendern wir zum Strand von Ipanema. Viele Cariocas zieht es mit den Familien sonntags hier hin, sie reisen mit kompletter Montur inkl. Sonnenschirm, Campingstühle und Kühlbox an. Die Promenadenstraße ist am Wochenende gesperrt und wird von Radfahrern und Inlinern genutzt. Die Stimmung ist entspannt, auch wenn sich später der Himmel zusammenzieht und es ziemlich düster wird.
Am nächsten Tag regnet es sinnflutartig ohne Pause. Wir verlassen kurz unsere Wohnung und sind innerhalb weniger Minuten klatschnass. Gegen Nachmittag rufen wir uns ein Taxi und fahren zum Flughafen. Mit vielen Eindrücken und ein wenig Wehmut verlassen wir diese unglaubliche Stadt. Ich habe den Eindruck, als ob die letzten Tage wie ein Film waren, so schnell sind wir wieder auf dem Rückweg. Ein kurzer, aber intensiver Film.
Fotogalerie
Kommentare
Hi, toller Bericht und super Eindrücke von Rio. Scheint, als ob ihr Spaß gehabt habt ;-)
Mein absolutes Traumziel!
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