Wir fahren nach Dortmund zu Phoenix des Lumières, dem ersten Zentrum für immersive Kunst in Deutschland. Uns erwarten beeindruckende Ausstellungen voller digitaler Projektionen, Musik, Licht und Farben von Gustav Klimt, Friedensreich Hundertwasser und dem türkischen Produktionsstudios Nohlab.
Rheinsteig die zweite
Von Köln über Bonn bis nach Remagen
Der Sommer neigt sich dem Ende, die Wandersaison beginnt! Nachdem mein Vater Markus, meine Schwester Maya und ich schon letztes Jahr ein Wochenende lang auf dem Rheinsteig unterwegs waren, wollen wir das nun unbedingt wiederholen. Zur Debatte stehen verschiedene Routen. Letztendlich entscheiden wir uns, von zuhause in Köln loszulaufen bis nach Bonn und von dort aus die ersten Etappen des Rheinsteigs, der dort startet bzw. endet, in südlicher Richtung zu gehen.
Um zumindest bis nach Remagen zu gelangen, haben wir uns den Freitag schon freigenommen. Heute wollen wir von Köln aus bis nach Bonn kommen und das sind einige Kilometer. Ganz genau wissen wir es gar nicht, da diese Strecke noch keine eigentliche Wanderroute ist und wir etwas freestylemäßig unseren Weg in Richtung Süden suchen, hauptsächlich immer am Rhein entlang. Das Wetter ist optimal. Wir starten um 8:15 Uhr, es ist sonnig, aber noch frisch. Die erste Strecke führt uns durch die interessante und belebte Südstadt bis an den Rhein. Obwohl Maya und ich in Köln wohnen, entdecken wir auf unserem Weg immer wieder neue Gebäude und Details, die wir vorher noch nicht kannten oder die uns nicht aufgefallen sind. Das ist ja das Schöne am Wandern. Durch das gemächliche Tempo bekommt man viel mehr mit als wenn man zum Beispiel mit dem Fahrrad fährt. Auf einem Markt decken wir uns mit Proviant ein und verlassen bald die Südstadt. Jetzt laufen wir am Rhein entlang. Es ist noch schön leer, außer uns nur ein paar Radfahrer und Läufer auf der Promenade. Ein engagierter Opa (oder Vater?) zeigt seinem Kleinkind im Buggy die Frachter auf dem Rhein. Wir laufen linksrheinisch bis zur Rodenkirchener Brücke (Autobahn A4) und wechseln hier die Seite. Eine grobe Route habe wir uns schon vorab überlegt und die führt nun rechtsrheinisch immer weiter die Uferpromenade entlang bis nach Zündorf. In Zündorf an der Groov wollen wir die erste Pause einlegen, haben aber vorher schon Hunger und essen unsere Brötchen auf einer Bank unter Bäumen mit Rheinblick. Wie herrlich! Die ersten 10 Kilometer haben wir schon gut geschafft und bis nach Zündorf ist es nicht mehr weit. Wir finden noch ein Plätzchen auf der Terrasse eines der vielen Ausflugslokale. In Zündorf hat man immer sofort das Gefühl, im Urlaub zu sein. Hier trinken wir einen Kaffee, während die anderen Gäste sich schon ein frühes Mittagessen gönnen.
Langsam wird es immer ländlicher. Kaum zu glauben, dass diese abgelegenen Orte, die wir nun erwandern, immer noch zum Kölner Stadtgebiet gehören. Wir marschieren durch Langel und kürzen die Strecke nach Lülsdorf etwas ab, indem wir nicht dem Rheinbogen folgen, sondern eine kurze Strecke landeinwärts gehen. Es wird immer grüner, Bäume, Wiesen und Felder. Die Kölner Stadtgrenze haben wir hinter uns gelassen und laufen nun über einen Deich nach Niederkassel und weiter nach Rheidt. Die Füße tun schon etwas weh und wir träumen von Saftschorlen, Obstsalaten und Eiscafés. In Rheidt finden wir ein Eiscafé direkt am Deich und kehren dort sofort ein. Wie glücklich ein eiskalter Eiscafé machen kann!
Nach diesem kulinarischen Highlight laufen wir motiviert weiter bis nach Mondorf, von wo aus wir kurz vor der Siegmündung die Fähre hinüber auf die andere Rheinseite nehmen wollen. Wir kommen an Hafenanlagen und einer Kirmes vorbei. Die Fähre kommt sofort, die Fahrt dauert ungefähr 3 Minuten und kostet 1,30 Euro pro Person. Und so haben wir uns unserem heutigen Ziel Bonn noch mal mehr genähert. Die nördlichen Ausläufer Bonns liegen schon direkt vor uns. Jetzt folgen die letzten und beschwerlichsten Kilometer für heute. Nach einiger Zeit entlang des Rheinufers verlassen wir den Fluss und biegen ab, um von Nordosten nach Bonn hineinzulaufen. Bis zu unserem Hotel in der Nordstadt sind es nun nur noch wenige Kilometer. Meine genauen Angaben („Nur noch 3,4 Kilometer!“), die eigentlich motivierend gedacht waren, will Maya nicht hören. Wir laufen die letzte Strecke mit Google Maps Navigation auf direktestem Weg. Die Füße schmerzen und wir wollen einfach nur noch ankommen. Ich laufe mittlerweile immer schneller wie eine Maschine auf Autopilot. Nur noch die Füße waschen und hochlegen!
Nach 10 Stunden und 37 Kilometern erreichen wir das Hotel. Nach der Dusche und Blasenversorgung in unserem Dreibettzimmer können wir uns kaum noch aufraffen, etwas essen zu gehen. Hunger haben wir keinen, sind einfach nur erschöpft. Andererseits wollen wir auch nicht mitten in der Nacht hungrig aufwachen. Also nochmal die Wanderstiefel angezogen (bis auf Markus, der ein Ersatzpaar Laufschuhe im Gepäck hat). Wir finden ein sehr nettes anatolisches Restaurant mit Terrasse gleich um die Ecke und lassen dort den Abend ausklingen.
Nach einer mäßig erholsamen Nacht mit viel Straßen- und Bahnlärm (die Trasse verläuft gefühlt direkt durch unser Hotelzimmer) steigen wir wieder in die Wanderschuhe und marschieren los in Richtung Startpunkt des Rheinsteigs auf dem Bonner Marktplatz. Gar nicht so einfach, am frühen Samstagmorgen ein schon geöffnetes Café in Bonn zu finden, wo wir frühstücken können. Außer uns sind erst sehr wenige Menschen unterwegs. Wir finden einen Bäcker am Marktplatz. Neben uns ein Spektakel mit fünf Mannschaftwagen der Polizei und einem Überführten, der sich gegen diese Übermacht versucht zu verteidigen.
Vor dem historischen Rathaus auf dem Marktplatz finden wir den Startpunkt des Rheinsteigs, der uns zunächst ans Rheinufer und die Uferpromenade entlang in Richtung Süden führt, das Siebengebirge, das wir heute erwandern werden, schon im Blick. Heute haben wir weniger Glück mit dem Wetter. Es hat sich deutlich abgekühlt und gießt mittlerweile in Strömen. Ich friere, obwohl ich all meine mitgebrachten Klamotten übereinander trage. Wir erreichen die Rheinauen und wechseln die Rheinseite über eine Autobahnbrücke. Auf der anderen Seite wandern wir weiter, immer in Richtung Süden. Irgendwann fragen wir uns, wann wir denn mal vom Rhein abbiegen und uns dem Siebengebirge nähern werden. Eine Beschilderung haben wir auch schon länger nicht mehr gesehen. Eigentlich ist der Rheinsteig blau gekennzeichnet. Unsere Strecke bisher war allerdings gelb, was uns schon etwas stutzig gemacht hat. Wir recherchieren, dass wir schon von Anfang an falsch gelaufen sind. Gleich in der Bonner Altstadt hätten wir die Brücke auf die andere Rheinseite nehmen müssen. Die gelbe Beschilderung ist ein Rheinsteig-Zuweg. Nun geht es mit Google Maps weiter querfeldein. In Niederdollendorf finden wir die gelbe Beschilderung wieder. Hier machen wir auch erstmal Rast in einer Bäckerei. Ganz schön was los hier, Feuerwehrfest mit viel Tatütata, türkische Großhochzeit mit lautem Trommeln, und wir mittendrin auf der Hauptstraße. Weiter wandern wir nach Oberdollendorf und nun geht es ganz schön bergan. Die Strecke kenne ich als Autostrecke ins Siebengebirge. Beschauliche Landschaft, der erste Weinberg, schnuckelige Fachwerkhäuser, ein Bachlauf mit Mühle. In der Nähe der Klosterruine Heisterbach finden wir endlich den echten Rheinsteig, dessen erste Etappe wir nun schon zur Hälfte verpasst haben. Nun ja, die Strecke den Rhein entlang war auch schön. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Biergarten auf dem Petersberg, ein perfekter Rastplatz mit gigantischem Rheinblick. Zeit für ein alkoholfreies Hefeweizen!
Weiter geht es durch herrlichsten Laubwald durchs wundervolle Siebengebirge. Nach einer schönen Strecke erreichen wir Rhöndorf und haben wieder einmal einen herrlichen Blick auf den Rhein. Nun nur noch das letzte Stück ins Tal bis nach Bad Honnef wandern, wo wir uns für diese Nacht einquartiert haben. Auf dem Marktplatz in Rhöndorf ist Dorffest, überall stehen geschmückte Trecker, ein großes Spektakel. Wir lassen uns aber nicht aufhalten, sondern steuern geradewegs auf unsere Unterkunft zu, mitten durch den Ort, an hübschen kleinen Kirchlein vorbei, durch den Kurpark. Dann haben wir unser Ziel, das Seminaris Hotel erreicht. Hier haben wir ein großzügiges Dreizimmerpappartment, wo wir uns erstmal niederlassen. Allerdings haben wir auch Hunger, der uns bald wieder raus treibt. Wir finden eine nette Pizzeria gleich um die Ecke. Allzu alt werden wir heute Abend aber nicht mehr. Wir freuen uns nur noch aufs Bett. Heute sind wir zwar keine 37 Kilometer gelaufen wie gestern, sondern bloß knapp 30, dafür haben wir einige Höhenmeter absolviert. Die Blasen an den Füßen sind größer geworden und freuen sich nun auch auf eine hoffentlich ruhige Nacht.
Diese Nacht war herrlich, absolut still, nur der sanfte Regen durch das offene Fenster hörbar. Gut erholt schlendern wir zum Frühstücksbuffet im ersten Stock, das eine sehr positive Überraschung ist. Hier gibt es wirklich alles und der Frühstückssaal ist sehr gemütlich eingerichtet und mit äußerst bequemen Sesseln. Müssten wir heute nicht noch Remagen erreichen, würden wir noch ein paar Stunden länger hier frühstücken. Aber wir wollen weiter, Etappe 3 des Rheinsteigs, die eigentlich bis Linz führt, bis Remagen gehen. Zuerst einmal laufen wir bergan durch ein beschauliches Bad Honnefer Wohnviertel. Die gelbe Zuweg-Kennzeichnung finden wir auch bald und schließlich, bei der Jugendherberge oben auf dem Berg, auch den Start der dritten Rheinsteig-Etappe. Wunderschöner morgendlicher Spätsommerwald, es ist noch frisch und feucht, die Sonne bahnt sich aber schon ihren Weg durch das Buchenlaub. Wie frisch die Luft ist und wie herrlich es nach Wald duftet! Heute gehen wir die meiste Zeit durch Wald und sind die allermeiste Zeit ganz allein. Wir reden viel. Obwohl wir zugleich ganz genau auf die Beschilderung achten, schaffen wir es heute schon wieder, uns zu verlaufen. Und da sind wir nicht die einzigen, wie wir feststellen. Auch andere Wanderer fragen nach dem Weg und haben ihn verloren. Eine Ausschilderung zum nächsten Wegpunkt Erpeler Ley finden wir aber auch so. Dann gehen wir eben statt des Rheinsteigs ein Stück auf dem Rheinhöhenweg, auch schön! Von der Erpeler Ley aus haben wir noch einmal einen tollen Rheinblick nach Norden und Süden.
Jetzt laufen wir nur noch ein steiles Stück durch den Wald hinab und dann über Felder, vorbei an vielen Obstbäumen, die komischerweise niemand erntet - außer uns, denn auf einen leckeren Apfel und eine köstliche Birne haben wir nun richtig Lust. Übers Feld wandern wir weiter, bis wir das gemütliche Fachwerkörtchen Erpel direkt am Rhein erreichen. Wenn wir mehr Zeit hätten, würden wir an einem hübsch gepflasterten Platz unter der Linde einkehren. Stattdessen gehen wir direkt zum Fähranleger und lassen uns nach Remagen übersetzen. Von dort aus wollen wir den Zug zurück nach Köln nehmen. Markus will von dort aus heute noch weiter nach Kassel reisen und Maya und ich müssen noch ein bisschen am sonntäglichen Familien-Aabendprogramm teilhaben, bevor die neue Schul- und Arbeitswoche morgen wieder losgeht. Bevor wir den Zug nehmen, kehren wir aber doch noch einmal in ein Café in Remagen ein, wo wir zum Abschluss unseres Wanderwochenendes noch einmal zusammen einen leckeren Eiscafé trinken und unser Wochenende Revue passieren lassen.
Schön war es, eine abwechslungsreiche, tolle Strecke, auch wenn wir manchmal vom eigentlichen Rheinsteigs abgekommen sind. Und wieder wären wir gerne noch weitergegangen, jetzt, wo wir uns gut warmgelaufen haben und die Blasen schon fast wieder abschwellen. Aber die nächste Challenge steht schon bevor, zumindest für Maya und mich. Wir wollen uns nächsten April für einen 50 Kilometer Megamarsch durchs Bergische anmelden. Wer 37 Kilometer schafft, schafft auch 50, oder? Und die letzte Rheinsteigetappe, die wir gelaufen sind, war das heute bestimmt auch noch nicht. Jetzt ruhen wir uns aber erst einmal auf der Rückfahrt im Zug aus, während die gesamte Rheinstrecke, die wir gelaufen sind, draußen gemächlich an uns vorbeizieht.
Mehr Infos zum Rheinsteig, den verschiedenen Etappen, Unterkünften und Gastronomie gibt es auf der Website www.rheinsteig.de.
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