Der mächtige Tafelberg beeindruckt durch tolle Wanderwege, eine wunderschöne Landschaft und viele Tiere. Beschämend sind dagegen die Geschehnisse rund um die Schlacht am Waterberg von 1904.
Raubkatzen zum Abschied
Auf der Düsternbrook Farm in Namibia
Unsere letzten Tage in Namibia sind angebrochen. Eigentlich hatten wir geplant, zwei Nächte am Waterberg zu verbringen. Da es aber immer wieder heftig regnet, macht das Campen hier wenig Spaß. Daher ändern wir unseren Plan und verlassen den Nationalpark in Richtung Mount Etjo, wo das Wetter besser sein soll. Dort lassen sich auf dem Gelände einer Gästefarm Dinosaurierspuren anschauen, was die Jungs sehr interessiert.
Wir fahren die B1 Richtung Süden und biegen irgendwann rechts ab auf die Piste zur Farm. Auch hier hat es in der letzten Nacht stark geregnet, so dass die lehmige Piste sehr schwer zu befahren ist. Es ist vergleichbar mit einer eisglatten Straße, immer wieder schlittert der Wagen, so dass ich nur 20 Stundenkilometer fahren kann. Gleich zweimal verliere ich die Kontrolle und schlittere von der Fahrbahn. Da es hier aber zum Glück weder einen Graben noch sonst eine Art von Begrenzung gibt, fahre ich wieder vorsichtig auf die Mitte der Piste zurück und dann weiter. Bei der Geschwindigkeit kommen wir allerdings kaum voran und wir zweifeln daran, ob es ein guter Plan ist, auf diese Weise die 50 Kilometer bis zu unserem Ziel zurückzulegen.
Nach einer Weile sehen wir plötzlich in 100 Meter Entfernung einen Wagen am Straßenrand stehen. Wie verrückt hüpfen mehrere Personen auf und ab und winken zu uns rüber. Wir erkennen anhand der bunte Kleidung und des alten Wagens, dass es sich um schwarze Einheimische handelt - Touristen sind ja meist alle in khaki gekleidet und im Jeep unterwegs. Die Situation kommt uns komisch vor und die Zeichen der Personen wirken übertrieben unnatürlich. Wir wollen niemanden etwas Böses unterstellen, aber in dieser Situation haben wir ein komisches Gefühl. Zudem haben wir von der üblichen Masche gehört, eine Panne auf einsamen Straßen vorzutäuschen und dann die Touristen auszurauben. Ich zögere kurz und verliere plötzlich erneut die Kontrolle über den Wagen. Ich versuche noch gegenzusteuern, doch keine Chance, langsam rutschen wir von der Piste herunter und mitten in einen großen Busch rein. Leicht gestresst atme ich einmal tief durch, lege den Rückwärtsgang ein und fahre vorsichtig aus dem Busch heraus.
Abgesehen von den seltsamn wirkenden Personen, an denen wir in einigen Metern im Schritttempo vorbeifahren müssten (im Fall der Fälle einfach Gas zu geben wäre nicht möglich), macht die Fahrt unter diesen Bedingungen keinen Spaß und ist auch gefährlich. Wir beratschlagen uns kurz und beschließen dann, wieder zurück auf die Hauptstraße zu fahren. So macht die Fahrt keinen Sinn und am nächsten Tag müssten wir die gleiche Strecke unter ähnlichen Bedingungen auch wieder zurückfahren. Das schlechte Gewissen, womöglich Personen mit einer Panne nicht geholfen zu haben, hält sich bei uns in Grenzen, zumal ich im Rückspiegel sehe, wie sie nach unserem Wendemanöver ganz entspannt zu ihrem Wagen gehen und einsteigen.
Während wir also langsam wieder zur Hauptstraße fahren, überlegen wir, wo wir die letzte Nacht im Dachzelt verbringen wollen. Bei der Planung hatte ich von der Düsternbrook Gästefarm gelesen, die auf dem Weg nördlich von Windhoek liegt. Wir versuchen zurück auf der Hauptstraße dort anzurufen und einen Platz zu reservieren, allerdings ohne Erfolg. Wie wir später erfahren ist die Telefonleitung durch das Unwetter der letzten Tage zerstört worden.
Zurück auf der asphaltierten B1 fahren wir in Richtung Süden bis wir nach einer knappen Stunde die Abfahrt nach Düsterbrook erreichen. Von hier aus müssen wir nochmal 18 Kilometer über eine Piste fahren, die allerdings trocken und trotz einiger kleiner Riviere gut zu befahren ist. Zum Glück ist der gesamte Campingplatz auf der Farm frei, so dass wir wieder die Qual der Wahl haben. Wir entscheiden uns für einen Platz unter Palmen.
Düsternbrook, benannt nach dem Kieler Stadtteil, ist die älteste Gästefarm Namibias. Diente die Farm früher der Rinderzucht, wird heute zunehmend auf nachhaltigen Wildtourismus gesetzt. Eine Vielzahl von Tieren wie Giraffen, Zebras, Gnus, Strauße oder Nilpferde leben hier oder wurden teilweise angesiedelt.
Auf dem riesigen Gelände gibt es verschiedene, gut ausgeschilderte Wanderwege. Wir folgen einem 4 Kilometer langen Rundweg durch die reizvolle Landschaft und erfreuen uns unterwegs an den tollen Ausblicken.
Abends eröffnen die Jungs das Restaurant Palmschatten und dekorieren den Tisch. Mit Lagerfeuer und Braa genießen wir den letzten Abend in der “Wildnis”.
Am nächsten Morgen buchen wir noch einen Gamedrive. Düsternbrook ist für seine Raubkatzen bekannt, die in großen Freigehegen gehalten werden. Mit einem Ranger fahren wir im offenen Jeep an den kilometerlangen Zäunen vorbei bis zum Eingangstor des ersten Geheges. Innen fahren wir nochmal ein gutes Stück bis wir an einem Baum anhalten, auf dessen Ästen der Ranger Fleischbrocken deponiert. Wir warten eine Weile bis plötzlich ganz gemächlich der Leopard Teddy aus dem dichten Gras erscheint, mit einem großen Satz auf den Baum springt und sich über das Fleisch hermacht. Aus nächster Nähe können wir dieses tolle Tier beobachten.
Nachdem Teddy satt und wieder im Dickicht verschwunden ist, fahren wir in das nächste Freigehege. Hier leben zwei Geparden, die neugierig um den Jeep herumstreifen und sich auf die Mahlzeit freuen. Sie sind sehr zutraulich, kommen ganz nah an unseren Wagen und lassen sich vom Ranger kraulen.
Zum Abschluss der Reise war das nochmal ein Highlight. Wir haben in Namibia zwar keine Löwen gesehen, dafür aber einen Leoparden und zwei Geparden, was ein tolles Erlebnis ist.
Bevor wir nun nach Windhoek aufbrechen, machen wir noch eine Stippvisite zur Talsperre Andreasdamm, die sich ebenfalls auf dem Gelände von Düsternbrook befindet. Hier leben Nilpferde, die wir natürlich gerne sehen möchten. Wir spazieren ein wenig am See entlang, können aber leider keine der Tiere entdecken.
Von Düsternbrook sind es nur 40 Kilometer nach Windhoek. Auf der Landstraße werden wir leider Zeuge eines heftigen Unfalls, einem Frontalcrash, bei dem es vier Tote und einen Schwerverletzten gibt. Ganz langsam werden wir an den Autowracks vorbeigewunken und haben dabei freie Sicht auf den toten Fahrer, der noch hinter dem Steuer im Airbag versunken sitzt. Der Beifahrer liegt daneben und ist bereits mit einer Plane abgedeckt. Ein heftiger Anblick, der uns noch eine ganze Weile beschäftigt.
Durch die starken Regenfälle sieht unser Jeep ziemlich übel aus und die weiße Farbe ist nur noch schwer zu erahnen. Bevor wir den Wagen zurückgeben halten wir kurz an einer Autowäscherei und lassen den Wagen von außen reinigen. Der Vorher-Nachher-Effekt ist enorm.
Frisch gewaschen steuern wir nun das Anwesen von Bianca und Richard an, das sich in einer zentral gelegenen und gut gesicherten Wohngegend befindet. Über Airbnb haben wir schon vor Wochen von Deutschland aus im Gästehaus der beiden für die letzte Nacht eine Wohnung gemietet. Familienfreundliche Unterkünfte findet man über Airbnb fast überall auf der Welt, auch in einem so dünn besiedelten Land wie Namibia. Natürlich ist das Angebot in Städten wie Swakopmund und Windhoek größer, es gibt aber selbst auf dem Land und in einsameren Regionen vereinzelt Unterkünfte. Auch wenn diese teilweise toll gelegen sind, sind wir ja die meiste Zeit mit Jeep und Dachzelt unterwegs gewesen und hatten so unsere Schlafplätze immer dabei.
Wir werden von unseren Gastgebern freundlich empfangen und können mit unserem Wagen durch das große Tor bis hinauf zum Haus fahren. Nun heißt es erstmal ausladen und ausmisten. Die Jungs vergnügen sich in der Zwischenzeit im Garten und füttern die kleinen Baby-Schildkröten der Familie.
Nun bringen wir unseren Jeep zurück zum Autovermieter Savanna, nicht ohne einen kurzen Abstecher zum Spar-Supermarkt einzulegen, wo wir Biltong als Vorrat und Mitbringsel für Familie und Freunde kaufen. Die Rückgabe erfolgt problemlos. Gemeinsam mit mir checkt ein Mitarbeiter den Wagen und überprüft die Ausrüstung.
Als sehr vernünftig hat sich unser Versicherungspaket erwiesen, das wir absolut empfehlen. Aufgrund der hohen Materialbelastung können leicht Schäden am Wagen auch ohne eigenes Zutun entstehen. So mussten wir unterwegs einen neuen Reifen kaufen und hatten die letzten Tage einen Riss in der Windschutzscheibe, der immer größer wurde. Beides ist mit unserer Versicherung abgedeckt.
Ein Fahrer von Savanna bringt uns zurück zu unserer Airbnb-Wohnung und holt uns am nächsten Morgen dort wieder ab, um uns zum Flughafen zu bringen. Dieser Service ist im Angebot von Savanna inbegriffen und muss im Gegensatz zu anderen Autovermietern nicht extra gezahlt werden.
Ja, und dann stehen wir wieder am Flughafen, wo wir vor zwei Wochen angekommen sind. Mit ein wenig Wehmut steigen wir in unseren Flieger, denn wir haben das Gefühl, noch nicht fertig mit Namibia zu sein. Zwei Wochen sind zwar für unsere Route in Ordnung, aber bei Weitem nicht ausreichend. Wir hatten eine wunderbare Zeit als Familie, haben tolle Erlebnisse gehabt, wunderschöne Landschaften und viele Tiere in freier Wildbahn gesehen. Und eines Tages werden wir sicherlich nochmal wiederkommen, um noch mehr von diesem tollen Land zu erkunden.
Kommentare
Liebe Jenny und Andi,
Wir haben eure Namibia Reisebeschreibung mit großem Interesse verfolgt. Vielen Dank für die guten Infos und die tollen Fotos!
Herzliche Grüße von
Eva und Jan
Liebe Eva, lieber Jan,
das freut uns. Das klingt fast so, als würdet Ihr auch bald einmal nach Namibia resien. Wir können das Land echt empfehlen.
Viele Grüße, Jenny und Andi
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