Statt Tafelberg und Dinosaurierspuren verbringen wir die letzte Nacht im Dachzelt auf der ältesten Gästefarm des Landes. Und am Ende des Roadtrip sehen wir dann doch endlich echte Raubkatzen.
Namibia von A bis Z
Von A wie Anreise bis Z wie Zebramanguste
Hier kommt unsere Zusammenstellung an Dingen, die uns in zwei Wochen Namibia-Rundreise aufgefallen und begegnet sind - natürlich ohne Anspruch auf Objektivität und Vollständigkeit!
Anreise
Der günstigste Flug nach Windhoek, den wir in den Herbstferien gefunden haben, ging mit Qatar von Brüssel über Doha. Die Anreise nach und von Brüssel mit dem ICE hat einwandfrei geklappt und das Umsteigen in Doha war auch kein Problem, da der Aufenthalt kurz und nicht mitten in der Nacht war.
Apartheid
Erst seit 1990 ist Namibia ein unabhängiger Staat. Die Einflüsse der südafrikanischen Regierung merkt man noch deutlich, z.B. an der Sprache und auch an der immer noch sehr präsenten Rassentrennung. In zwei Wochen haben wir kein einziges schwarz-weiß gemischtes Paar gesehen, ein einziges Mal eine gemischte Freundesgruppe. Ansonsten ist die Aufteilung schon krass: die Weißen die Gutsherren, die Schwarzen die Angestellten. Während die Weißen hinter Natozäunen in ihren Villen leben, haben wir zum Beispiel in Windhoek gleich nebenan Schwarze in stillgelegten Abwasserrohren „wohnen“ sehen. Für die Einwohner ist das normal, uns hat es schon ganz schön zu denken gegeben.
Apfelstrudel
Einflüsse deutscher Backkunst findet man in Namibia z.B. auf der Durchreise in Solitaire, einem „Ort“ auf der Strecke zwischen Sesriem und Swakopmund bzw. Windhoek im Norden. Der gesamte Ort besteht eigentlich nur aus Tankstelle, Bäckerei und Autowracks – der perfekte Zwischenstopp also. Wer bei 35 Grad Heißhunger auf Apfelkuchen, Zimtschnecken, Schweineohren oder Blaubeer-Muffins verspürt, ist hier genau richtig.
Bevölkerung
Namibia ist mit weniger als 2,4 Millionen Bewohnern das am zweitwenigsten besiedelte Land der Welt, nur die Mongolei ist noch dünner besiedelt. Man muss sich also nicht wundern, wenn man auf mehrstündigen Autofahrten niemanden trifft. Trotz der geringen Einwohnerzahl gibt es in Namibia 13 verschiedene ethnische Gruppen wie zum Beispiel die Himbas, Herero oder Nama.
Bianca/Bianka
So hießen 100% der weißen Namibierinnen, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben.
Biltong
Andis neues Lieblingsessen. Er hat die luftgetrockneten Fleischstückchen (meist Wildfleisch vom Strauß, Kudu, Springbock, Eland und Gemsbock) wie Chips als Snacks zwischendurch verschlungen und findet es sehr schade, dass seine mitgebrachten Vorräte nun leider aufgebraucht sind.
Braai und Boerewors
Wer die überall in Namibia präsenten Grillplätze und das zugehörige Grillereignis als „Barbecue“ bezeichnet, ist bereits in das erste interkulturelle Fettnäpfchen getappt. Braai ist die namibische (und südafrikanische) Variante und gaaanz anders. Holz für den eigenen Braai-Platz kann man auf jedem Campingplatz für kleines Geld erstehen und auch im abgelegensten Winkel eine leckere Boerewors (afrikaans für Bauernwurst). Auf diese, meist zur Schnecke gerollten und mit unter anderem Koriander gewürzten Würste sind unsere Jungs (und auch wir) total abgefahren.
Brandberg
Die Gegend um den Brandberg herum ist wunderschön und sehr grün. Hier haben wir auch viel Glück beim Game Drive gehabt und eine ganze Herde Giraffen und Elefanten aus nächster Nähe beobachten können. Der Campingplatz, der zur White Lady Lodge gehört, ist sehr idyllisch gelegen und sehr zu empfehlen. Zu Fuß sollte man allerdings nicht die paar Meter zur Lodge herüberlaufen, wurden wir gewarnt: Löwenalarm! Gesehen haben wir allerdings keinen. Auch Carlos, das berühmte Erdmännchen (für alle, die Andis „Lieblingsbuch“ Hummeldumm verschlungen haben) hat wohl schon vor Längerem das Zeitige gesegnet. Noch nicht mal mehr die Angestellten der Lodge konnten sich an ihn erinnern („Carlos wer?“). Ich hätte ja erwartet, dass nach dem Ableben eines weltberühmten Maskottchens automatisch ein Nachfolger selben Namens das Erbe antritt wie Hennes beim 1. FC Köln, aber diese Tradition gibt es hier wohl leider nicht...
Brandenburg
Unser (nicht immer ganz freiwilliger) Soundtrack der Namibia-Reise: „Despacito“ von Luis Fonsi, „Súbeme la radio“ von Enrique Iglesias in Dauerschleife im Wechsel mit „Brandenburg“ und „Frechen“ von Rainald Grebe. Es hatte schon was Absurdes, im Jeep über einsame Schotterpisten mitten in Namibia zu fahren und dabei zu grölen: „In Brandenburg, in Brandenburg, ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt...“.
Campingplätze
Schön gelegen, mit sehr viel Platz, preiswert (für 4 Personen inklusive Fahrzeug durchschnittlich 25 € pro Nacht), oft ausgestattet mit kleinem Unterstand, Toilette, Dusche, Waschbecken und natürlich dem obligatorischen Braai-Platz. Viel unter freiem Himmel, aber immer gut gepflegt und sauber.
Dachzelt
Das Schlafen im Dachzelt auf unserem Jeep hat nicht nur unsere Jungs begeistert und ihnen ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer vermittelt. Wir haben es auch sehr genossen. Da die Zelte ganz schön hoch sind (bestimmt zwei Meter), muss man sich an das Schlafen darin erst einmal gewöhnen. Ich habe ein Dachzelt mit Milan geteilt, Andi das Zelt nebenan mit Mato. Sobald sich im Nachbarzelt einer umdreht oder auch nur mit dem Zeh wackelt, denkt man zunächst, jemand klettert die Leiter hoch. Wir haben uns aber schnell daran gewöhnt. Angenehm ist, dass es sich nachts abkühlt und durch die Mückennetzfenster im Zelt die angenehm frische Brise hineinweht, sodass man sich gemütlich in den Schlafsack kuscheln kann. Auch sehr beeindruckend sind die unzähligen Geräusche der nächtlichen Natur. Von Löwengebrüll über Fröschequaken und Vogelgezwitscher war wirklich alles dabei. Das hat uns das Gefühl gegeben, mitten drin ein Teil der Natur zu sein, was wirklich schön war. In einer Nacht haben wir vor Angst allerdings fast kein Auge zutun können: da hat es im Etosha Nationalpark stundenlang heftigst gewittert und wir lagen mittendrin. Das Löwenbrüll in der Nacht darauf habe ich als weitaus wenig bedrohlich erlebt – wohl wissend, dass alle Campingplätze gut eingezäunt sind.
Deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika
Dass Namibia von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie war, merkt man vor allem in Städten wie Swakopmund, wo sich viele deutsche Namen von z.B. Hotels und Apotheken gehalten haben. Die deutsche Sprache ist an einigen Stellen auch noch präsent und auch unter der schwarzen Bevölkerung haben sich so hübsche Namen wie „Dieter“ oder „Helmut“ gehalten. Auch Apfelstrudel, Schweineohren und Co. kann man in Namibia essen. Wir haben uns allergrößtenteils aber in der Amtssprache Englisch verständigt.
Elefanten
Haben wir am Brandberg aus allernächster Nähe beobachten können. Hier leben Wüstenelefanten, die sich an die ausgetrocknete Umgebung angepasst haben, indem sie eine geringere Körpermasse, längere Beine und größere Füße als ihre Verwandten haben. Namibia ist neben Mali das einzige Land, in dem Wüstenelefanten leben. Im Etosha Nationalpark haben wir ebenfalls Elefanten am Wasserloch entdeckt. Auch diese „gewöhnlichen“ Steppenelefanten zu beobachten war sehr eindrucksvoll.
Fairaway
Über den Individualtourismus-Reiseanbieter Fairaway bekommt man viele Reisetipps und individuelle Routen und Unterkünfte für die Namibia-Rundreise auf eigene Faust. Auch wir haben davon profitiert.
Fotografieren
Kann man unendlich viel in Namibia, Landschaften, die sich alle paar Kilometer ändern, und vor allem natürlich die unendliche Vielfalt an Tieren.
Game Drive
Ein wichtiger Begriff für alle Safari-Freunde. Er steht für die Beobachtung wilder Tiere aus dem Fahrzeug heraus (mit oder ohne professionellen Guide).
Geld
Es war gar nicht so einfach, im Vorfeld unserer Reise ein paar namibische Dollars in einer Bank aufzutreiben. Hätten wir gewusst, dass man auch in südafrikanischen Rand zahlen kann (was umgekehrt mit namibischen Dollars in Südafrika übrigens nicht möglich ist!), hätten wir uns diese Mühe und Gebühren sparen können. Geld kann man auch problemlos an den Bankautomaten in Namibia oder direkt nach Ankunft am Flughafen abheben. Unser Tipp: Nutzt nicht die Automaten in der Empfangshalle, hier stehen die meisten an. Es gibt auch Automaten außerhalb des Gebäudes.
Gravel Road
Der größte Teil der Fernverkehrsstraßen in Namibia ist nicht asphaltiert, sondern Gravel Roads, also Schotterpisten, die man mit robustem Auto aber einigermaßen zügig befahren kann. Ohnehin herrscht ein Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen. Schneller kann man eh nicht fahren (ohne abzuheben).
Handy
Unsere Handys hatten wir natürlich dabei und in Windhoek und Swakopmund konnten wir sie auch nutzen. Im Rest des Landes hatten wir kein Netz. Da wir das wussten, haben wir uns für den Notfall ein Satellitentelefon bei unserem Autovermieter mitgemietet. Zum Glück mussten wir es nicht nutzen. Beruhigt hat es uns aber, es immer dabei zu haben.
Helmut
Was sich außer Apfelstrudel, Emils Apotheke und Antons Gästehaus von der deutschen Kolonialzeit in Namibia gehalten hat, sind alte deutsche Namen wie Dieter. Irgendwann hatten wir uns daran gewöhnt, dass sich z.B. ein schwarzer Ranger vorstellt mit „Hi, I’m Helmut“.
Himba
Halbnomadischer Volksstamm in Namibia. In der Nähe von Kamanjab kann man ein Himbadorf besuchen. Es war ganz interessant zu sehen, wie die Himba leben, allerdings kam uns das Dorf schon extrem wie ein Tourifake vor. Der Eintritt ist unverhältnismäßig teuer, aber spätestens nachdem man den Weißen an der Kasse gesehen hat, ist man sich nicht mehr so sicher, ob das Geld auch tatsächlich bei den Himba ankommt. Zumindest wird dort in eine Schule investiert.
Internet
In den meisten Lodges gab es in der Lobby Internet. Da wir oft so weit in der Einsamkeit waren, war es allerdings meist sehr schwach, sodass es kaum reichte, um eine WhatsApp (ohne Foto) zu verschicken. In den Städten gab es gut funktionierendes WLAN.
Little Five
Neben den Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard) gibt es im Rahmen der sogenannten „Living Desert Tour“ in Swakopmund auch die „Little Five“ der Wüste zu bestaunen. Der mittlerweile sehr bekannte und entsprechend sehr frühzeitig ausgebuchte, äußerst unterhaltsame Guide Chris Nel greift plötzlich in den Sand und hat, zack, die kleinen Tierchen wie Schlangen, Spinnen, Chamäleon, Gecko oder Eidechse am Wickel. Irgendwie schafft er es außerdem, dass man die Tiere zuerst in Ruhe betrachten und anschließend auch aus nächster Nähe fotografieren kann, und erklärt außerdem einiges Interessantes über die Natur der Wüste. In Jeeps fährt man von Swakopmund aus einen halben Tag in die Namib-Wüste hinein. Die Tour hat sich echt gelohnt und viel Spaß gemacht.
Lodges
In Namibia gibt es die unterschiedlichsten Arten von Unterkünften. Wir haben fast alle Nächte im Dachzelt auf Campingplätzen verbracht, was die günstigste und auch eine sehr urige, naturverbundene Variante ist. Auf einigen Campingplätzen haben wir einen Eindruck bekommen, wie es ist, mit größerem Budget und Komfort durch Namibia zu reisen, da einige Campingplätze und Lodges zusammengehören. Auch die staatliche Organisation NWR bietet meist eine Kombination unterschiedlicher Unterkünfte an. Auch als Camper darf man die Pools mitnutzen und kann z.B. in der Lodge abendessen. Lodges gibt es von eher einfach bis superluxuriös. Zwei Nächste haben wir uns auch einmal den Luxus einer Lodge gegönnt, was sehr angenehm und mal eine gute Abwechslung war. Ich war in der Zebra River Lodge leider einen Tag krank (zum Glück lag ich dort mit Fieber im gemütlichen Bett und nicht im Dachzelt oder auf einer längeren Autofahrt) und habe daher eins der sehr leckeren Abendessen verpasst. Ob Campingplatz oder Lodge, man sollte die Unterkunft besser immer vorbuchen, da Namibia ein beliebtes Reiseland und die Zahl und Unterkünften begrenzt ist. Mitunter muss man zur nächsten Unterkunft mehrere Hundert Kilometer fahren. Das war uns dann doch zu heikel.
Löwen
Haben wir leider nicht gesehen – aber gehört, und das war ziemlich beeindruckend. Während wir im Okaukuejo Camp im Etosha Nationalpark in unseren Dachzelten liegen, hören wir mitten in der Nacht ein lautes, heiseres Brüllen, das sich so anhört, als ob die Löwen direkt neben uns stünden. Beruhigend, dass der Campingplatz eingezäunt ist...
Auch am Brandberg waren die Löwen sehr präsent.
Malaria
Da wir außerhalb der Malaria-Risiko-Gebiete im Norden Namibias und außerhalb der Regenzeit unterwegs waren, haben wir auf eine Malaria-Prophylaxe verzichtet, zur Sicherheit aber ein Standby-Medikament mitgenommen, was wir jedoch glücklicherweise nicht nutzen mussten.
Mücken und Schutz gegen Mücken
Wir haben auch außerhalb des Malariagebiets und der Malariazeit streng auf Mückenschutz geachtet. So haben wir uns morgens und abends grundsätzlich langärmlig gekleidet und zwar mit unseren insektenabweisenden Nosilife-Klamotten von Craghoppers. Außerdem haben wir uns gleich morgens großzügig von Kopf bis Fuß mit Antibrumm Sonnenschutz mit Insektenschutz eingeschmiert und sind auch tatsächlich bis auf ganz vereinzelte Stiche von Mücken verschont geblieben.
NWR
Steht für Namibian Wildlife Resort. NWR betreibt viele Campingplätze in den verschiedenen Nationalparks. Wir haben im Etosha Nationalpark und am Waterberg auf solchen übernachtet. Das Personal, bei dem man sich zunächst registrieren muss, ist uns als auffallend unfreundlich in Erinnerung geblieben. Hier hatten wir als Kunden oft das Gefühl zu nerven. Im Gegensatz zu anderen Campingplätzen waren die Sanitäranlagen hier eher mäßig sauber. Toll gelegen sind die Plätze aber, meist mitten in der Natur. Am Waterberg übernachtet man unter Bäumen und kann überall herumlaufende Warzenschweine und Affen beobachten.
Paviane
In freier Wildbahn haben wir am Waterberg einige Paviane angetroffen. Aufgrund einiger Warnschilder, dass man ihnen nicht zu nahe kommen solle und sie ganz schön aufdringlich werden können, hat Milan einen Heidenrespekt vor den Tieren bekommen – und sich leider nicht an einem friedlichen Grüppchen auf einem Baum herumhängender Paviane auf unserer Wanderung auf den Waterberg vorbeigetraut. So mussten wir beide leider umkehren und stattdessen am Fuße des Berges ein paar Zebramangusten und Dik-Diks (afrikanische Zwergantilopen) beobachten, bis Andi und Mato von ihrer Wanderung zurückkehrten.
Regen
Obwohl wir außerhalb der Regenzeit gereist sind, haben wir im Etosha Nationalpark sintflutartige Regenfälle erlebt. Das stundenlange, heftige Gewitter im Dachzelt zu erleben, fanden wir nicht sehr spaßig, zumal wir darauf völlig unvorbereitet waren und auch nicht nachgefragt hatten, wie sicher das wohl ist. Als wir mitten in der Nacht aufwachten, gingen die Blitze schon direkt über uns nieder, sodass wir uns nicht mehr getraut haben, uns ins Auto in Sicherheit zu bringen. Am nächsten Tag war der gesamte Campingplatz komplett überschwemmt. Menschen, die in normalen Zelten auf dem Boden übernachtet hatten, sind buchstäblich weggeschwommen. Am nächsten Tag war die Tierbeobachtung am Wasserloch obsolet, da es nun überall Wasserlöcher gab. Das Fahren auf Matschpisten war infolge des Starkregens sehr unangenehm und auch nicht ganz ungefährlich, da die unbefestigten Pisten superschlammig und rutschig waren und wir so mehrfach von der Piste abgerutscht sind (zum Glück nur ins flache Gras). Ab und zu mussten wir auch (zu unserer Jahreszeit, d.h. im dortigen Frühling) ausgetrocknete Flüsse auf unserer Strecke passieren, die nun gar nicht mehr so ausgetrocknet waren. Da waren wir schon ganz froh, mit Vierradantrieb im Jeep zu fahren.
Reifenpanne
Unsere erste (und zum Glück auch einzige) Reifenpanne hatten wir gleich am ersten Tag. Von selbst haben wir es noch nicht einmal gemerkt. Erst als wir anhalten, weil Milan mal pinkeln muss, starre ich ungläubig auf den platten Hinterreifen. In der glühenden Mittagshitze, auf einer Stecke ohne Schatten und ohne potenzielle Helfer, versuche ich die Jungs zu beschäftigen, während Andi den Reifen wechselt. Zum Glück haben wir zwei Ersatzräder dabei und auch eine Schaufel, um ein bisschen tiefer zu graben, als der Reifenheber es nicht hoch genug schafft. Milan hat es übrigens sportlich gesehen und meinte nur: „Ist doch gut, dass wir die Panne gleich am ersten Tag haben. So können wir uns zumindest noch gut an die Erläuterungen des Autovermieters erinnern, wie das Reifenwechseln funktioniert.“
Rentner
Die Hauptreisegruppe in Namibia sind mit großem Abstand deutsche Rentner. Viele Menschen fragten uns, ob es nicht mutig sei, mit kleineren Kindern auf eigene Faust durch Namibia zu reisen. Immer, wenn wir ein alleinreisendes über 80-jähriges Paar sahen, habe ich mich gefragt, ob das nicht viel mutiger ist, zumal viele Touristen so aussahen, als könnten sie keinen Reifen mehr eigenständig wechseln oder sich im Notfall schnell in Sicherheit bringen, ein paar Stunden ohne Wasser auskommen etc.
Das rollende Hotel
Hat uns schwer beeindruckt: 39 sargartige Betten in einem Reisebus, der sich durch die Wüstenlandschaft bis in den Etosha Nationalpark gequält hat, Respekt!
Safari-Outfit
Man erkennt das Gate des Windhoek Fluges in Katar leicht an den kaki-gekleideten Passagieren in kompletter Outdoor-Montur. Man kann Namibia tatsächlich auch in normaler Kleidung bereisen, die Wahrscheinlichkeit, dass man sich gut getarnt an einen Löwen heranpirschen muss ist sehr gering. Bei dem Staub und Sand ist dagegen eine helle, beigefarbene Kleidung nicht unpraktisch, da sieht man nicht jeden Fleck. Am Ende sind wir genauso herumgelaufen wie die anderen Touristen, über die wir uns zuerst lustig gemacht haben... Funktionshosen in Schlammfarbe, deren Beine man in der morgen- und abendliche Kälte mit Reißverschluss dranmachen kann, sind schon nicht ganz unpraktisch. Ich hatte sogar einen tarnfarbenen Safarihut dabei und auch auf, den ich mir mal für ein Karnevalsoutfit als Tourist gekauft hatte!
Savanna Autovermietung
Bei Savanna in Windhoek haben wir ein gutes, preiswertes Angebot erhalten, einen fast nagelneuen Wagen, eine freundliche Beratung und einen kostenlosen Flughafentransfer.
Schlacht am Waterberg
Der 11. August 1904 ist ein sehr dunkler Tag namibianischer und deutscher Geschichte. An diesem Tag fand die Schlacht am Waterberg statt zwischen deutschen Soldaten und Herero-Kämpfern, die in die Wüste getrieben wurden und infolge der abgeschnittenen Lebensmittel- und Wasserzufuhr dort wissentlich umkamen. Nachdem vor einigen Jahren die Debatte um diesen Völkermord aufkam, weiß man ja zumindest etwas darüber. Trotzdem ist uns immer wieder aufgefallen, wie wenig wir in der Schule über die deutsche Kolonialgeschichte gelernt haben (nämlich so gut wie nichts). Es ist schon ein beklemmendes Gefühl, auf den Waterberg zu steigen und den deutschen Soldatenfriedhof nebendran zu besuchen mit Gräbern von meist um 1880 geborenen Soldaten. Und zu wissen, dass damals auf Befehl des deutschen Generals von Trotha etwa 65.000 – 85.000 Herero starben.
Sicherheit
Namibia ist ein grundsätzliches sicheres Reiseland, sonst hätten wir es nicht beweist, schon gar nicht mit Kindern. Wie in jedem Land der Welt, in dem man als weißer, vergleichsweise superreicher Tourist sofort auffällt, sollte man natürlich auch in Namibia ein paar grundsätzliche Sicherheitsregeln befolgen: Keine Wertsachen offen zur Schau tragen, Wertsachen niemals im Auto herumliegen lassen, kein vollbeladenes Auto unbeaufsichtigt stehenlassen, Geld am Körper tragen etc. Wir haben uns überall sicher gefühlt. Auf Parkplätzen größerer Malls und Supermärkte gibt es immer Sicherheitspersonal, das für ein kleines Trinkgeld gerne den Wagen bewacht. Nur in der Gegend um Outjo, Otjiwarongo und Okahandja haben wir uns nicht ganz wohl gefühlt. Hier waren wir weit und breit die einzigen (erkennbaren) Touristen und mussten Geld abheben, was das erste kleinere Abenteuer war. Wo den vollbeladenen Wagen parken? Das Risiko eines Geldautomaten, der nicht bewacht ist, vor dem aber ein größeres Grüppchen Einheimischer herumlungert, eingehen oder doch lieber den Wagen unbewacht lassen oder uns aufteilen und in einer vollen Bankfiliale anstehen? Letztendlich ist alles gut gegangen (wir haben uns für den Geldautomaten entschieden). Allerdings, kaum hatten wir diesen Ort verlassen, halten wir kurz an einem ziemlich versifften Rastplatz etwas außerhalb der Stadt an. Einladend sind diese Rastplätze in Namibia ohnehin nicht. Ein Steintisch mit vier Steinhockern in der brütenden Hitze mit einem Müllberg daneben. Wir wollen nur kurz Brötchen aus dem Kofferraum holen. Die Jungs bitten darum, kurz aussteigen und sich die Beine vertreten zu dürfen. Kaum sind wir ausgestiegen, kommt aus der Gegenrichtung mit Affentempo und quietschenden Reifen ein klappriger Wagen angerast, hält ein paar Meter neben uns und zwei finster wirkende Typen kommen schnell und wild gestikulierend auf uns zugerannt. Wir springen sofort zurück ins Auto und fahren sofort los. Die Situation haben wir als ziemlich unangenehm empfunden. Die Jungs haben zum Glück sofort mitgemacht. Dank unseres Reiseführers waren wir vorgewarnt, dass in dieser Gegend häufige Überfälle auf Touristen passiert sind, sodass wir hier besonders alarmiert waren.
Auf dem Weg zu unserem letzten Campingplatz am Mount Etjo, wo wir Dinosaurierspuren besichtigen wollen, finden wir uns nach heftigem Regen auf einer 45 Kilometer langen Matschpiste wieder, auf der wir hin und herschlittern und zweimal ganz von der Straße abkommen, davon einmal ganz knapp vor einem Baum landen, insgesamt aber zum Glück glimpflich davonkommen. Kein anderes Fahrzeug, kein Mensch weit und breit, was für Namibia nicht ungewöhnlich ist. Plötzlich sehen wir ein paar hundert Meter vor uns einen Wagen im Graben liegen und zwei wild mit den Armen herumfuchtelnde Männer auf der Straße stehen, die uns winken und offenbar auf unsere Hilfe hoffen. Touristen sind es nicht, denn sie sind farbenfroh statt in khaki gekleidet, dünn und schwarz. Was tun? Unser erster Impuls ist natürlich hinzufahren und zu helfen. Andererseits haben wir genügend Berichte über genau dieses Szenario als klassische Touristenfalle gelesen und wollen in dieser supereinsamen Gegend, wo man noch nicht einmal schnell wegfahren kann im Matsch auf gar keinen Fall ausgeraubt werden. Wir entschließen uns - mit klopfenden Herzen und schlechtem Gewissen- umzudrehen, den ganzen Weg wieder zurückzufahren und die Unterkunft samt Dinospuren zu canceln, was zwar schade ist, aber einfachen sicherer.
In Swakopmund hat uns ein vermeintlicher Parkwächter, auf den wir idiotischerweise hereingefallen sind, für eine Stunde Parken auf einem eigentlich kostenfreien Parkplatz satte 12 Euro Parkgebühr abgeknüpft, natürlich ohne auf unser Auto aufzupassen. Da waren wir allerdings selbst schuld, uns so dreist veräppeln zu lassen.
Souvenirs
Als typische Namibia-Souvenirs haben wir geschnitzte Holztiere und geschnitzte Kastanien-Schlüsselanhänger mitgebracht. Und natürlich Biltong.
Spar
Spar Supermärkte sind in Namibia zumindest in den Städten recht verbreitet. Dort kann man für mehrere Tage ganz gut Vorräte einkaufen. Viele deutsche Produkte u.a. von Ja! oder der dm-Marke Balea kann man hier erstehen.
Spar Letta
Das namibianische Lieblingsgetränk unserer Jungs in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Hauptbestandteil: Zucker und Farbstoffe in wahlweise knallrot oder giftgrün.
Springböcke
Springböcke sind mit Abstand die Tiere, die wir in Namibia am häufigsten gesehen haben, zumeist in Herden.
Swimming Pools
Gibt´s oft in Lodges, im ersten Moment kalt, aber immer erfrischend und schön angelegt, wenn auch aufgrund der Wasserknappheit sehr klein.
Termitenhügel
Gibt es in Namibia in beachtlicher Höhe zu bewundern!
Toyota Hilux
Das meistverbreitete Auto in Namibia, mit dem auch wir herumgereist sind. Wir waren sehr zufrieden mit dem Gefährt. Auch wenn wir den Vierradantrieb kaum genutzt haben, waren wir froh, keine normale Limousine zu haben, sondern einen robusten Jeep, in dem man nicht jedes Steinchen auf der Gravel Road gespürt hat und auch mal durch einen eigentlich ausgetrockneten Fluss mit doch etwas Wasser fahren konnte. Durch die Höhe (mit dem Aufbau der Dachzelte) hat es manchmal, besonders bei Seitenwind, etwas gewackelt. Wir haben uns aber durchweg sicher in unserem Hilux gefühlt.
Verkehr
In Namibia herrscht Linksverkehr. Die allermeisten Autofahrer halten sich an die Verkehrsregeln und fahren weder übermäßig schnell noch riskant, sodass wir das Autofahren in Namibia als entspannt erlebt haben. Die meisten Strecken sind ohnehin kaum befahren, kein Wunder, bei einer Größe des Landes zweimal so groß wie Deutschland mit der Einwohnerzahl von Hamburg. An unseren allerletzten Tag, auf dem Rückweg nach Windhoek, nachdem Andi und ich uns gerade darüber unterhalten hatten, dass das Autofahren in Namibia angenehm ist und die Leute vernünftig fahren, haben wir allerdings einen Verkehrsunfall mit vier Toten und einem Schwerverletzten fast hautnah miterlebt, was sehr gruselig war, zumal wir direkt an den nach Frontalzusammenstoß völlig zerstörten Autos samt Insassen vorbeifahren mussten. Das hat uns doch ziemlich mitgenommen, auch wenn solche Unfälle in Namibia wohl vergleichsweise selten passieren.
Vierradantrieb
Irgendwie haben wir bei Vierradantrieb immer nur an Tiefsand gedacht. Als wir nach sintflutartigem Regen eine total verschlammte Matschpiste entlangschlittern, fällt uns erst nach dem zweiten Beinaheunfall, als wir in einer tiefen Pfütze festhängen, ein, dass wir den Vierradantrieb nun mal nutzen sollten. So gelingt es uns, uns selbst wieder zu befreien und unsere Reise fortzusetzen. Und wir fragen uns einmal mehr, wie man in Namibia mit einem normalen PKW herumreisen kann. Tatsächlich haben wir auf dem Campingplatz, von dem wir gerade kommen, zwei Mädels im Twingo gesehen. Wir hoffen, dass sie sicher nach Hause gekommen sind!
Vögel
In Namibia gibt es sehr schöne, exotische, bunte Vögel, die meisten, die wir gesehen haben, waren schwarz mit einer leuchtenden Farbe, meist gelb oder rot, wunderschön. Ihre Nester bzw. eher „Baumstädte“ waren mindestens genauso beeindruckend.
Warzenschweine
Warzenschweine sind uns in Namibia einige in freier Wildbahn begegnet, vorzugsweise direkt neben der Schnellstraße. Einmal konnten wir noch ganz knapp ausweichen, weil eins der Tiere direkt vor uns plötzlich auf die Fahrbahn lief.
Wasserloch
Tiere am Wasserloch im Etosha Nationalpark zu beobachten ist wie der Besuch eines Theaterstücks. Wenn es gegen 19.00 dunkel wird, wird das Wasserloch am Okaukuejo Camp angestrahlt. Man nimmt auf Bänken hinter einem Zaun Platz und verfolgt leise, wie sich verschiedenste Tiere nähern, trinken, weiterziehen, neue kommen und so weiter. Wir konnten uns gar nicht sattsehen. Die Atmosphäre ist ganz besonders. Hier haben wir Elefanten, Schakale, Nashörner, Giraffen und Springböcke gesehen, zumindest am ersten Abend. Am zweiten Tag haben wir außer ein paar Vögeln kein einziges Tier an der Wasserstelle beobachten können. Es hatte in der Nacht heftigst gewittert und so stark geregnet, dass sich überall Wasserlöcher gebildet hatten, sodass kein Tier mehr den Weg zur Wasserstelle gehen musste. Die Stimmung am Wasserloch war dennoch mystisch und wir haben immerhin Flugratten im Baum über uns beobachten können.
Wiedersehen
Auf unserer Rundreise haben wir immer wieder die gleichen Touristen getroffen, das katalanische Pärchen aus Barcelona, den tätowierten Engländer, der immer schon vor uns mit seiner Bierdose im Pool saß oder die schweizerische Reisegruppe, die wir auf der „Little 5 Tour“ getroffen hatten und die einige Scherze auf eigene Kosten durch Guide Chris Nel einstecken mussten.
Zebramangusten
Diese putzigen Tierchen konnten wir am Waterberg in größeren Gruppen beobachten.
Kommentare
Hervorragend!
Super Blog! Mehr Info geht nicht!
Bennet
Danke :-)
Respekt! Der ABC Bericht ist nicht nur sehr informativ und fundiert, sondern dazu ausgesprochen witzig und spannend geschrieben. Ein Vergnügen! Die tollen Fotos runden das noch ab. Super!
Hallo Lorenz, freut mich, dass Dir unser Bericht gefällt. Vielen Dank für Deinen Kommentar und viele Grüße, Jenny
Einen Kommentar schreiben
Wir freuen uns über Deinen Kommentar zu unserem Blog oder diesem Artikel.
Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden. Mehr Infos findest Du in der Datenschutzerklärung.
Ähnliche Beiträge
Der mächtige Tafelberg beeindruckt durch tolle Wanderwege, eine wunderschöne Landschaft und viele Tiere. Beschämend sind dagegen die Geschehnisse rund um die Schlacht am Waterberg von 1904.
Für Tierbeobachtungen ist der Etosha Nationalpark ein Muss. Am Wasserloch bekommt man in fast mystischer Atmosphäre einmalige Vorstellungen geboten.