Essaouira hat sich einen ganz eigenen, natürlichen Charme erhalten. Die Stadt ist uns auf Anhieb sehr sympathisch, sie ist lebenslustig und locker. Gut gelaunt bummeln wir durch die Altstadt.
Marokko mit Kindern
Das Fazit unserer Rundreise
Die Zeit vergeht einfach wahnsinnig schnell! Unsere Marokko-Reise liegt nun schon wieder einige Wochen zurück und es wird höchste Zeit, ein Fazit zu ziehen. Immer wieder gerne erinnern wir uns an die aufregenden Städte, die Autofahrten durch Wüste und Gebirge, die Aufenthalte in Oasen oder die Besuche in den grandiosen Kasbahs.
Unser Erwartungen haben sich alles in allem erfüllt und wir nehmen durchweg positive Erfahrungen und Erinnerungen mit nach Hause. Um ein Fazit konkreter ziehen zu können, haben wir verschiedene Kategorien ausgewählt, die wir bewerten und kurz erläutern. Dabei handelt es sich rein um unsere subjektiven Meinungen und Wahrnehmungen.
Anreise
Marokko ist mit dem Flugzeug von den großen deutschen Flughäfen gut zu erreichen. Die Mittelstrecke dauert ungefähr vier Stunden, die man mit Kindern an Bord noch gut überbrücken kann. Airlines wie Germanwings, Easyjet, TUIfly, Vueling oder Ryanair fliegen hauptsächlich Marrakesch, Agadir oder Casablanca an.
Bei einem Aufenthalt bis drei Monate benötigt man bei der Einreise einen Reisepass, der noch mindestens sechs Monate gültig ist. Die notwendigen Einreiseformulare werden im Flugzeug vor der Landung verteilt, so dass man diese dann bereits in Ruhe ausfüllen kann. Bei der Ausreise muss übrigens ebenfalls ein Formular ausgefüllt und bei der Passkontrolle abgegeben werden. Die entsprechenden Formulare liegen im Terminal aus.
Kinderfreundlichkeit
Marokko ist ein sehr kinderfreundliches Land. Nach zwei Wochen Rundreise und diversen Stationen haben wir in Bezug auf unsere Kinder nur positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen gehen sehr offen auf die Kinder zu, lächeln sie freundlich an und zeigen Verständnis, wenn sie beim Abendessen mal ein wenig zappeliger sind.
Oft wurde in unseren Unterkünften extra nochmal betont, dass sich unsere Kinder sehr gerne im Pool oder Brunnen abkühlen und plantschen können. In Agdz hat ein Hotelangestellter mit unseren Jungs ein Konzert auf Bongo-Trommeln veranstaltet - ob er das auch getan hätte, wenn noch andere Gäste an diesem Abend anwesend gewesen wären? Mit Sicherheit! Ansonsten gab es immer wieder kleine Aufmerksamkeiten, mit denen die Menschen unseren Kindern eine Freude bereiten wollten.
Reisekosten
Marokko ist ein eher günstiges Reiseland und man kann, wenn man will, mit einem niedrigen Budget vor Ort auskommen. Will man mehr ausgeben, so gibt es gerade bei den Unterkünften nach oben kein Limit.
Auf unserer Reise haben wir unterschiedliche Unterkunftskategorien ausprobiert. So haben wir in Marrakesch in einem günstigen und sehr gemütlichen Riad übernachtet und uns in Agdz bewusst gegen ein Zimmer und für eine Berberhütte entschieden. In Ait Ben Haddou haben wir zwei Nächte in einer einfachen, familiären Pension mit Traumlage verbracht. Für Familienzimmer haben wir meist zwischen 35 und 60 € gezahlt.
An der Atlantikküste haben wir uns dagegen etwas mehr Komfort gegönnt und die zweite Woche in Resorts in Agadir und Umgebung sowie einem schickerem Riad in der Nähe von Essaouira verbracht. Für gehobenere Unterkünfte kann man dann schon deutlich über 100 € pro Nacht ausgeben.
Essen gehen kann in Marokko ebenfalls relativ günstig sein. In der Regel haben wir selten mehr als 20 € für ein Mittag- oder Abendessen ausgegeben. Mit den Kindern haben wir meist in den Pensionen zu Abend gegessen oder einfache Restaurants besucht. Gerade in den Städten gibt es für Gourmets aber auch zahlreiche edlere und teurere Restaurants.
Die Kosten für Souvenirs, die man in den Souks oder in kleinen Geschäften kaufen kann, sind oftmals etwas zu hoch angesetzt. Hier ist dann geschicktes Handeln gefragt, um einen besseren Preis herauszuschlagen.
Im krassen Gegensatz zu dem allgemeinen Preisniveau stehen dazu manche Dienstleistungen, die einem auf der Straße angeboten werden: 20 € für ein Foto mit Schlange auf dem Jemaa el Fna in Marrakesch oder 30 € für eine 20minütige Führung durch eine einsame Kasbah sind da schon eine andere Hausnummer.
Klima
Marokko liegt in Afrika und große Teile des Landes in der Sahara. Dass man sich gerade tagsüber auf entsprechende Temperaturen einstellen sollte, ist also keine Überraschung. Wir alle können Hitze eigentlich immer gut vertragen, haben uns aber bewusst für den Mai als Reisezeit entschieden, da er uns klimatisch laut unserer Vorrecherche als angenehm und nicht zu extrem erschien.
In Marrakesch hatten wir dann etwas überraschend knapp 40 Grad, weswegen wir unser geplantes Programm gekürzt und uns stattdessen im Pool erfrischt haben. In der Wüste konnten wir die trockene Hitze mit deutlich über 40 Grad dank eines klimatisierten Autos und ausreichend Sonnenschutz viel besser aushalten.
Eine extreme Hitzewelle kam dann an der eigentlich eher kühleren Atlantikküste auf. Die drei Tage am Paradis Plage mit über 45 Grad waren schon extrem und kaum auszuhalten. Ein Strandspaziergang war kaum möglich, da der Wind einem wie ein riesiger Fön die warme Luft in die Augen blies. Auch nachts blieben die Temperaturen bei weit über 30 Grad. Ein paar Tage später in Agadir hatte es sich dann deutlich abgekühlt, der Himmel war bedeckt und abends wurde es teilweise auch etwas frischer.
Verkehr
Autofahren in Marokko ist recht angenehm, wenn man die großen Städte und deren Medinas meidet. Die einheimischen Verkehrsteilnehmer fahren eher gemütlich und nicht sonderlich aggressiv.
Das Straßennetz ist gut ausgebaut und die Wege ausreichend beschildert. Wir sind meist über die größeren, asphaltierten Landstraßen, die Routes Nationales, gefahren. Aber auch wenn die Straßen gut ausgebaut sind, sollte man für die Fahrten genug Zeit einplanen. Unsere Atlasüberquerung mit knapp 400 km hat am Ende durch kurvige Passstraßen, Steigungen, Tempolimit und ausreichend Pausen über 8 Stunden gedauert.
Beim Mietwagen sollte man sich zum eigenen Schutz intensiv mit dem Thema Versicherung beschäftigen. Schlaglöcher auf den Straßen, die Fahrt über Pisten oder Steinschläge können schon kleinere Schäden am Wagen verursachen. Und dann ist es gut zu wissen, dass man entsprechend vorgesorgt hat.
Auf allen Strecken, die wir befahren haben, gab es zahlreiche Polizeikontrollen. Sobald man eine Kontrolle sieht, und das kann an den entlegensten Stellen sein, sollte man die Geschwindigkeit verringern und am aufgestellten Stoppschild halten. Man wartet kurz bis der Polizist ein entsprechendes Zeichen gibt und kann dann in Ruhe weiterfahren.
Am letzten Tag hat es uns dann aber doch einmal erwischt. In einer Kontrolle behauptete ein Polizist, dass ich 10 Stundenkilometer zu schnell gefahren sei und verlangte umgerechnet 100 € Bußgeld (soll ich erwähnen, dass ich auf der gesamten Reise penibel auf die Einhaltung der Tempolimits geachtet habe?). Wie er meine angeblich überhöhte Geschwindigkeit herausgefunden haben will, bleibt ein großes Rätsel. Keine Blitzanlage, sondern nur er, sein scharfes Auge und ein Kollege, der sich unter einem Baum im Schatten ausruhte.
Ich blieb freundlich und versuchte es mit der "Ich verstehe kein Wort"-Strategie. Während der Polizist mir in einfachem Englisch mein angebliches Vergehen erklärte, stellte ich mich dumm und antwortete in einzelnen Wörtern, die nicht immer Sinn machten. So entstand ein völlig absurdes Kommunikationschaos. Etwas entnervt beließ der Polizist es nach einigen Versuchen bei einer Ermahnung und ließ mich geläutert mit den hochtragenden Worten "I forgive you" weiterfahren.
Essen
In Marrakesch waren wir zunächst begeistert von dem Essen. Direkt am ersten Abend gönnten wir uns ein Cous Cous-Gericht, Merguez-Würstchen, überbackenens Gemüse, dazu frisch gepresster Orangensaft und die Neuentdeckung schlechthin für uns: einen frischen Avocadosaft. Ein Traum!
Auf unserer Rundreise über den Atlas und durch das Draa-Tal wurde die Auswahl an Gerichten immer kleiner und eintöniger. Morgens wurde ein einfaches Frühstück bestehend aus Brot, Marmelade, Streichkäse dazu Orangensaft und Tee oder Kaffee serviert. Mittags gab es dann für die Jungs aus Mangel an Alternativen oft ein Omelette Berbere (Omelette mit Gemüse) und für uns einen Salat. An Hauptgerichten für abends standen sowohl in Restaurants oder unseren Unterkünften entweder Tajine oder Cous Cous meist als einzige Gerichte zur Auswahl. Und nach einer Woche konnten wir diese beiden eigentlich sehr leckeren Gerichte nicht mehr sehen. Da waren die Buffets in unseren Unterkünften am Atlantik eine wahre Wohltat und eine willkommene Abwechslung.
Aktivitäten mit Kindern
Für Kinder hat Marokko einiges zu bieten, vor allem, weil vieles fremd und daher exotisch erscheint. Wann kann man schon mal einen echten Schlangenbeschwörer beobachten wie auf dem Jemaa el Fna in Marrakesch? Auch die zahlreichen Esel, die zum Alltagsbild dazugehören, waren immer wieder ein Hingucker für unsere Jungs.
Für kleine Forscher wie unseren Ältesten waren die Mineralien und Fossilien super interessant und faszinierend, die im Atlasgebirge am Straßenrand verkauft werden.
Obwohl sie ziemlich penetrant und vielen Orten in Marokko angeboten werden, haben wir keine Kameltour unternommen. Unsere Jungs hatten letztendlich wenig Lust, auf dem Kamel oder Pferd den Strand entlang zu reiten. Für andere Kinder wird dieses Angebot aber sicherlich mehr Begeisterung entfachen als bei unseren.
In besonderer Erinnerung geblieben ist uns der Besuch in den Atlas Studios in Ouarzazate, in denen wir eine Vielzahl von Filmkulissen besichtigen konnten. Es war schon einmalig, durch originalgetreue Tempelanlangen des antiken Ägyptens zu spazieren.
Die zahlreichen Kasbahs entlang des Draas ziehen auch die Kinder in ihren Bann. Für sie ist aufregend, in den schmalen Gassen und zwischen den roten Lehmhäusern auf Entdeckungstour zu gehen. Und auch wir Erwachsene fühlen uns schnell in Tausendundeine Nacht versetzt.
Nach Tagen im Landesinneren war der Atlantik für unsere Jungs eine tolle Abwechslung. Das Herumtoben am Strand, in den Wellen herumplantschen und Sandburgen bauen hat ihnen sehr viel Spaß gemacht.
Sonstiges
Was uns tatsächlich sehr gewundert hat, war die Tatsache, dass wir fast keinen Supermarkt unterwegs entdeckt hatten. Es gab zwar zahlreiche kleine Läden am Straßenrand, in denen man Getränke und kleine Snacks bzw. Süßigkeiten kaufen konnte. Mal etwas Obst oder Gemüse, Brot oder Käse für einen Mittagssnack gab es aber so gut wie gar nicht. Auch in den kleinen Souks auf dem Land gab es kaum Lebensmittel.
Die Art des Verkaufens ist in Ländern wie Marokko schon sehr eigen. Man sollte sich definitiv darauf einstellen, dass das Geschäftsgebahren vieler Händler hier sehr aufdringlich ist. Diese hartnäckige Art kann schon ziemlich nerven, auch wenn es teilweise recht originell ist, wie versucht wird, einen Touristen zum Kauf zu überreden. Am besten bleibt man freundlich und gibt mit einem klaren "Nein" zu verstehen, dass man nichts kaufen möchte. Und man nimmt das ganze so gelassen wie es geht - auch wenn es einem manchmal schwer fällt.
Kommentare
Wir reisen zwar ohne Kinder nach Marokko, aber eure Marokko-Artikel helfen uns total bei den Reisevorbereitungen.Die Fotos sind super.
Sebastian
Marokko... für mich ein faszinierendes Land und auch meine Familie hat den Aufenthalt im "Zauber des Orients" genossen!
Vielen herzlichen Dank für den ausführlichen und informativen Bericht. Kaum ein Land hat mich dermaßen beeindruckt, und ich erinnere mich gerne an den Urlaub zurück. Erstaunlich, dass ich mit den im Beitrag beschriebenen Erfahrungen viele Gemeinsamkeiten finden konnte. Das unter Punkt 8 Sonstiges beschriebene ist mir ebenfalls aufgefallen, und war darüber auch sehr verwundert. Aber man gewöhnt sich daran und in Deutschland angekommen ist man dann wieder fast überfordert mit den ganzen Supermärkten :D
An sich fand ich unseren Aufenthalt sehr abwechslungsreich und vielfältig. Wir sind viel in Marokko selber gereist, und konnten dadurch eine Menge sehen. Nächstes Mal würden wir wieder einer dieser Kombireise buchen. Genau der richtige Mix zwischen Erholung und Erleben! Vor allem fand ich die marokkanische Küche spannend, und habe es sehr genossen so gut zu essen. Vor dem Urlaub habe ich ab und zu selber marokkanisch gekocht, aber nach dem Urlaub habe ich erst verstanden, was marokkanisches Essen bedeutet! Sehr geschmacksintensiv und voller toller Gewürzen.
Vielen lieben Dank!
Eine tolle Berichtreihe. Ich behandle mit meinen Oberstufenschülern gerade das Thema Marokko als Teil einer Frankophonie-Einheit im Französischunterricht und bin ganz begeistert, so viele dort angesprochene Orte noch mal aus der Sicht eines Familienurlaubs zu sehen. Zumal wir eine ähnliche Familienkonstellation haben: zwei Jungs, allerdings erst 1 und 3. Ich bin ehrlich gesagt sehr auf den Geschmack gekommen. Allerdings habe ich nach wie vor Bedenken, mit den Kindern nach Nordafrika zu fahren. Außer der einen merkwürdigen Polizeikontrolle hattet ihr keine weiteren unangenehmen Begegnungen? Gab es eurerseits irgendwelche Sicherheitsbedenken?
Hallo Jana,
schön, dass dir unsere Marokko-Berichte gefallen. Wir hatten dort eine tolle Zeit und haben auf unserer Rundreise einiges erlebt. Ich kann Marokko sehr empfehlen, auch mit Kindern. Natürlich hatten wir vor unserer Reise auch Sicherheitsbedenken und haben das Thema intensiv bei uns besprochen. Als wir die Flüge Monate vor der Reise gebucht hatten, war die Lage weitaus entspannter. Je näher die Reise kam, desto näher rückte der Terror nach Nordafrika, in diesem Fall nach Tunesien. Laut Auswärtigem Amt und zahlreichen Marokko-Experten galt und gilt das Land aber als sicher, so dass wir die Reise angetreten sind. Und das haben wir nicht bereut. Kein einziges Mal haben wir uns unsicher oder unwohl gefühlt, ganz im Gegenteil. Und die unangenehmesten Begegnungen war die Kontakte zu allzu penetranten Händlern. Aber das gehört ja zur Kultur und mit ein wenig Gelassenheit und Humor kommt man auch damit gut zurecht.
Viele Grüße,
Andi
Prima Überblick, den ich größtenteils so unterschreiben kann. Wir waren im April mit Kind und hatten fast die gleiche Route auf dem Programm. Zum Glück sind wir nie an korrupte Polizisten gelangt, aber du hast die Situation hervorragend gemeistert. Das mnerke ich mir ;-)!
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