Im 3. Teil unserer Reise entlang der französischen Atlantikküste geht es durch Les Landes bis ins Baskenland. Auch hier gibt es für Outdoor-Fans und Aktivurlauber einiges zu erleben und machen mit interessanten Fahrzeugen die Berge unsicher. Von Biarritz geht es schließlich wieder mit dem Zug über Paris zurück nach Köln.
Lebendiges Lille mit drei Teenagern
Ein besonderes Wochenende im Norden Frankreichs
Lille ist so eine Stadt, deren Namen ihr sicher schon einmal gehört habt. Aber habt ihr eine konkrete Vorstellung von Lille? Ich hatte sie nicht und wäre vermutlich auch nicht auf die Idee gekommen, nach Lille zu reisen, würde meine Nichte Mia nicht seit ihrem Abitur im letzten Jahr dort leben und im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres als Hilfslehrerin an einer privaten Schule etwas außerhalb von Lille arbeiten. Doch auch wenn ihr zufällig keine Verwandten in Lille habt, kann ich euch die Stadt wärmstens für einen Wochenendtrip ans Herz legen.
Wenn ihr so wie wir in Köln oder irgendwo anders im Westen Deutschlands lebt, habt ihr es noch nicht einmal weit nach Lille und könnt bequem mit dem Zug anreisen (mit Umstieg in Brüssel oder sonst auch Paris, was aber ein ziemlicher Umweg ist). Wenn ihr allerdings spät dran seid mit der Buchung, die Tickets schon entsprechend teuer sind (die beiden 15-Jährigen zahlen voll) und/oder gerade Bauarbeiten auf der Strecke stattfinden und auch noch das letzte Osterferienwochenende ist, könnt ihr auch so wie wir mit dem Auto anreisen, was auch recht schnell geht.
Unser Plan ist, Mia für ein Wochenende zu besuchen und Lille zu erkunden. Wir sind außer mir (Jenny) Milan und seine Freundin. Freitagmittag geht es los in Richtung Westen, über Liège und Brüssel sind wir in gut 3 Stunden in Marcq-en-Barœul, dem Vorort, in dem Mia lebt und arbeitet. Sie zeigt uns zunächst einmal ihre Wohnung auf dem Schulgelände, die sie mit einer Engländerin und einem Engländer, die ebenfalls an der Schule arbeiten, teilt. Dann packen wir Mia samt ihrem Gepäck ins Auto und steuern Lille City an. Vermieter Claude hat uns genau beschrieben, wo wir kurz parken können, um auszuladen und unsere kleine Ferienwohnung zu beziehen. Wir staunen nicht schlecht. Bewusst hatte ich eine zentrale Lage ausgewählt, aber dass die Wohnung mitten in der lebendigen Altstadt liegt, toppt unsere Erwartungen. Das Wetter ist für Anfang April schon richtig schön, die Terrassen der Bars und Cafés entsprechend voll mit fröhlichen, jungen Menschen, die das Wochenende mit einem Feierabendbier einläuten. Die Bebauung und auch die Bars und Biergläser wirken fast eher flämisch als französisch. Zu unserer Wohnung biegen wir in eine ruhigere Gasse und beziehen die gemütliche Wohnung, mitten drin und doch ganz ruhig. Das Auto, das wir das gesamte Wochenende hier nicht benötigen werden, kann ich in Claudes Garage parken, was immer noch günstiger als ein Parkticket auf der Straße zu sein scheint. Er navigiert mich dorthin und parkt sein eigenes Auto um.
Nachdem wir unsere Unterkunft bezogen haben, sind wir neugierig auf Lille und wollen die Stadt erkunden. Mit Mia haben wir eine Reiseführerin dabei, die sich schon ganz gut in Lille auskennt und auch ein Restaurant für den Abend auserkoren hat. Das steuern wir nun an. Die Altstadt ist richtig groß und sehr gut erhalten, allerdings auch nicht zu schick herausgeputzt, sondern authentisch und bunt.
Lille scheint die Verwandlung von einer armen Arbeiterstadt zur boomenden Unistadt sehr gut gemeistert zu haben. Durch die gepflasterten Straßen schlendern wir an vielen Bars und Cafés, kleinen Designlädchen, Boutiquen und Feinkostläden vorbei über die Grande Place in Richtung Süden zur Rue Solférino, wo es eine große Auswahl an Restaurants gibt. Mia hat in Abstimmung mit uns ein Ramen-Restaurant ausgesucht, eine sehr gute Wahl.
Als wir nach dem Abendessen wieder auf die Straße treten, dämmert es schon. Und als wir zum Place de la République laufen, merken wir, dass verschiedene Gebäude, wir hier der Palais des Beaux-Arts de Lille, in buntem Licht angestrahlt sind. Wir haben uns zufällig genau das richtige Wochenende ausgesucht, denn hier findet das Video Mapping Festival statt, bei dem über die Stadt verteilt viele Gebäude aufwändig beleuchtet sind und deren Fassaden ganze Videogeschichten erzählen. Stauend lassen wir uns zunächst auf dem Place de la République, später auf der Grande Place und an der Kathedrale nieder, um dem Schauspiel zuzusehen. Viele Menschen sind unterwegs, die Atmosphäre ist feierlich-fröhlich und sehr entspannt. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Altstadt und kehren dann zurück in unsere Wohnung, zu der es nicht weit ist. Während die Mädels und ich noch ein paar Runden Quixx und Canasta zusammen spielen, chillt Milan schon einmal. Dann sind wir alle müde.
Zum Frühstück gibt es selbstverständlich frische Croissants und Schokobrötchen von einer Bäckerei direkt um die Ecke. Wir sind ja schließlich in Frankreich! Beim Frühstück schmieden wir Pläne. Ich richte mich nach der Jugend. Zuerst wollen die drei Teenies in den Zoo. Zu Fuß ist es gar nicht weit von der Altstadt zur Parkanlage rund um die Zitadelle, wo sich auch der Zoo befindet. Auf dem Weg machen wir eine interessante Entdeckung, die unsere weiteren Reisepläne noch beeinflussen wird: An diesem Wochenende ist auch Kirmes in Lille! Noch ist alles ruhig, aber schon aufgebaut, um 14 Uhr geht es los. Wir kaufen uns eine Familienkarte für den kleinen Zoo, in dem wir Erdmännchen, Affen, Varis, Schildkröten, Schlagen, Schweine, Füchse und viele Tiere mehr beobachten.
Nachdem wir alle Tiere gesehen haben (der Zoo ist nicht groß), schlendern wir zurück in die Innenstadt. Jetzt will die Jugend shoppen gehen! Milan steuert gezielt einen Sneaker Shop an, den er über Google Maps ausfindig gemacht hat. Er hat Glück, es scheint hier besondere Angebote zu geben. Zunächst vertraue ich meinen leider nur noch rudimentär vorhandenen Französischkenntnissen nicht recht, ob ich es richtig verstanden habe, dass man beim Kauf eines Paares ein weiteres Paar Sneaker gratis dazubekommt. Der Verkäufer lacht und bestätigt es mir auf Englisch. Milan ist im Glück, doch nun müssen wir erstmal zurück zur Wohnung, um die zwei großen Sneakertüten loszuwerden. Danach lassen wir uns weiter durch die schöne, lebendige Altstadt treiben, bis wir Hunger haben und in einen Burgerladen einkehren. Das Wetter ist so schön, dass wir draußen sitzen können. Nach dem späten Mittagessen ist schon fast Abend.
Eigentlich wollten wir noch ins Kunstmuseum Palais des Beaux-Arts, das aber schon um 18 Uhr schließt. Wir beschließen, auch für eine halbe Stunde noch schnell dorthin zu laufen. Wir müssen uns ganz schön sputen, auch im Museum, um noch ein bisschen was von der Ausstellung zu sehen. Die alten Meister schaffen wir noch, ins Untergeschoss zur Abteilung moderne Kunst leider nicht mehr. Trotzdem hat es sich noch gelohnt.
Zurück in der Wohnung beratschlagen wir, wie der Abend weitergehen soll. Satt sind wir eigentlich noch vom Burgeressen, sodass uns ein paar Snacks aus dem nahen Carrefour reichen. Erst spät brechen wir auf in Richtung Kirmes. Eigentlich sind wir schon müde, ich zumindest, aber auf die Kirmes haben wir uns alle gefreut. Geschäftiges Treiben, laute Musik, ein buntgemischtes Publikum, Nervenkitzel, Vorfreude auf die wilden Fahrgeschäfte. Wir starten mit der Achterbahn. Die Einweisung übernimmt ein sehr freundliches, höchstens 7 Jahre altes Mädchen, abends um 11. Hoffentlich ist sie nicht auch diejenige gewesen, die das Fahrgeschäft aufbauen musste, denke ich noch mit mulmigem Gefühl, als unser Wagen auch schon wieder in die Tiefe stürzt. Danach folgt das nächste Highlight, der Breakdancer, wo man für sein Ticket eine wirklich lange Fahrt und viel gute Laune durch die Animateurin, die mit Baby auf dem Schoß die wilde Masse aufheizt: „Wollt ihr noch meeeehr?“ Milan probiert sich noch beim “Hau-den-Lukas“, die Mädels legen noch eine zweite Breakdancer-Fahrt ein. Gegen Mitternacht schlendern wir zurück, das Adrenalin baut sich langsam ab, zum nächtlichen Kartenspielen sind wir nun zu müde und schlafen direkt ein.
Noch ein leckeres französisches Frühstück, dann holen wir den Wagen. Wo war die Garage noch gleich? Die Straße finden wir problemlos, doch das Tor lässt sich mit Claudes Transponder nicht öffnen. Zum Glück kommt gerade ein Mann mit Fahrrad heraus, dem ich mein Problem in gebrochenem Französisch schildere. Nachdem er mich mehrmals gefragt hat, ob ich mir sicher sei, dass dies die Garage sei, in dem ich mein Auto geparkt habe, schaue ich doch mal auf die Rechnung, auf der auch die Hausnummer steht. Wie peinlich! Es ist nebenan und das Tor steht auch schon offen. Nun müssen wir alle lachen. Und der Mann sich nicht mehr sorgen, was die blöde Touristin in seiner Garage will.
Wir parken in der Nähe der Wohnung (am Wochenende ist die Altstadt übrigens komplett autofrei und wiedermal frage ich mich, warum sowas in Deutschland immer noch nicht möglich ist), laden unser Gepäck ein und steuern den letzten Programmpunkt in Lille an, den Markt Marché de Wazemmes, dessen Besuch sich vor allem am Sonntagvormittag lohnt, wo das wuselige Treiben am geschäftigsten ist, frisches Obst, Blumen, Gemüse, Backwaren, Fleisch und Mittagsgerichte aus aller Welt feilgeboten werden und viele Abnehmerinnen und Abnehmer findet. Hier erstehen wir auch noch ein wenig Proviant für die Rückfahrt.
Dann bringen wir Mia noch eben zurück nach Marcq-en-Barœul, wo wir uns von ihr verabschieden und die Rückreise nach Köln antreten. Reicher um die Erfahrung, was für eine interessante, lebendige Stadt Lille ist und wieviel Spaß es macht, sie mit drei Teenagern zu erkunden – noch dazu an einem Wochenende, an dem sowohl ein Video Mapping Festival als auch eine Kirmes stattfinden.
Podcast-Episode über den Städtetrip nach Lille
In unserem Reise-Podcast sprechen wir in der Episode "Frankreich mit Teenagern: Städtetrip nach Lille" über unsere Reiseerfahrungen. Hört gerne mal vorbei!
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