Mit unseren beiden Kindern reisen wir 5 Wochen durch Malaysia. Von Frankfurt geht es über Kuala Lumpur nach Kota Bharu. Von dort mit dem Schnellboot auf die Perhentian Inseln, wo wir 1,5 Wochen Robinson Crusoe spielen.
Kuala Lumpur mit Kind
Eindrücke einer asiatischen Metropole
Nach einem Langstreckenflug sollte man es gerade mit Kind langsam angehen lassen und eine Akklimatisierungsphase einplanen. Denn neben dem Zeitunterschied und tropischen Temperaturen prasseln verschiedenste Eindrücke auf einen nieder. Da es sicherlich angenehmere und stressfreiere Orte für Kinder als asiatische Metropolen gibt, haben wir uns entschieden, die Eingewöhnung mit 2 Nächten in Kuala Lumpur möglichst knapp zu halten. Den einen Tag wollen wir nutzen, um uns einen entspannten Eindruck von der malaysischen Hauptstadt zu machen und uns nicht von dem Wunsch antreiben zu lassen, alles sehen zu müssen.
In einer gut dreissigminütigen Fahrt werden wir von einer freundlichen, Kopftuch tragenden Taxifahrerin vom Kuala Lumpur International Airport in unser Hotel an der Jalan Raja Laut gefahren. Eine erste positive Überraschung, denn egal wo auf der Welt ich bisher ein Taxi bestieg, es saßen meist Männer am Steuer. Und obwohl ich es in einem islamisch konservativ geprägten Land anders erwartet hätte, haben die Frauen nicht nur in den Taxis das Lenkrad fest im Griff.
Leider ist das Citrus Hotel nicht die erhoffte Oase der Eingewöhnung und Erholung. Zwar erkennt man die Zimmer von den Fotos auf der Internetseite wieder, doch scheinen diese Aufnahmen bereits etwas älter zu sein. Das gesamte Hotel scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein und unser Zimmer ist verwohnt und schmuddelig. Da es zudem anscheinend normal ist, sein benutztes Geschirr inklusive Essensreste einfach vor der Zimmertüre abzustellen, dauert es auch nicht lange, bis die erste Kakerlake unter der Zimmertüre erscheint und durchs Zimmer huscht. Da ich bei dieser Art von Besuch nun gar nicht entspannen kann, mache ich mich genervt mit einem Zahnputzbecher auf die Jagd und gebe erst dann Ruhe, als das gute Viech gefangen ist.
Da der Abend mittlerweile fortgeschritten ist, wir aber dank der Zeitumstellung noch recht fit sind, erkunden wir die Umgebung und machen einen kleinen Spaziergang. Relativ unattraktive Gebäude reihen sich aneinander, einziges Highlight ist der Blick durch eine Häuserlücke auf die weit entfernten Petronas-Towers und der Besuch eines 7Eleven-Ladens, in dem wir uns mit ein paar Snacks und Getränken eindecken.
Auf dem Rückweg kehren wir in ein einfaches, authentisches Restaurant ein, in dem ausschliesslich Einheimische sitzen. Das Interior glänzt durch geflieste Lieblosigkeit und rosa Plastikkitsch, das Essen ist jedoch hervorragend und lässt uns grinsend und genießend in den klebrigen Plastikstühlen versinken. War der erste Eindruck bisher eher bescheiden, sind wir nun angekommen.
Am nächsten Morgen lassen wir uns mit dem Taxi in das Goldene Dreieck fahren, dem kommerziellen Zentrum der Stadt. Von hier aus wollen wir die Stadt zu Fuß erkunden und die zentralen Stadtteile anschauen. Größte Sehenswürdigkeit in dieser mit modernster Architektur überfrachteten Gegend sind die Petronas Towers, die nach ihrer Fertigstellung 2004 als das höchste Gebäude galten. Mittlerweile sind sie allerdings im Ranking von arabischen oder chinesischen Wolkenkratzern eingeholt worden und weit nach hinten abgerutscht.
Riesige Shopping-Komplexe wechseln sich mit Hotels und Restaurants ab. Lediglich die dezenten Hinweise auf das Chinese New Year erinnern uns daran, dass wir uns gerade in Asien befinden. Das kommende Jahr, das in Kürze ansteht, wird das Jahr des Hasen sein und so treffen wir alle paar Meter auf Langohren in allen Variationen. Warum sind Hasen in Asien eigentlich immer rosa?
Zum Glück haben wir uns am Morgen dazu entschieden, Milan nicht in seinen Buggy zu setzen, sondern ihn in der ebenfalls mitgebrachten Kraxe zu transportieren. Kuala Lumpur scheint nicht unbedingt für Fußgänger gemacht zu sein, noch weniger für Kinderwagen. Mehrspurige Straßen lassen ein Überqueren zum Abenteuer werden und Verkehrsinseln gewinnen als rettende Oasen eine gewisse Attraktivität. Die Fußgängerwege führen, falls überhaupt vorhanden, gerne ins Nichts und Fußgängerbrücken mit ihren steilen Treppen sind auch erstmal bei 30 Grad zu erklimmen.
Vom modernen Zentrum bewegen wir uns langsam durch das Großstadt-Gewirr und unendliche Verkehrsströme in Richtung historischem Zentrum, das es eigentlich gar nicht mehr richtig gibt. Die Stadt ist schnell gewachsen, was man an den ständig wechselnden Gebäuden sieht. Neubauten stehen neben maroden Lagerhallen oder baufälligen Wohnhäusern. Einfache Läden und Straßenstände wechseln sich mit Brachland und Baustellen ab. Im Hintergrund sind dabei immer wieder die modernsten Hochhäuser zu sehen. Durchaus interessant, aber schön empfinden wir die Stadt in diesem Moment nicht.
Wir erreichen Chinatown und freuen uns erstmal, dass ein Großteil des Zentrums zwischen Jl. Cheng Lock und Jl. Sultan Fußgängerzone ist. Vom alten chinesischen Geschäftsviertel ist auf den ersten Blick wenig übrig geblieben und es herrscht eine willkürliche Architektur. An der Jl. Petaling befinden sich die verschiedenen Märkte, auf denen auch schon am Nachmittag ein reges Treiben herrscht. Unzählige Stände reihen sich in mehreren Gängen aneinander, so dass es immer enger und unübersichtlicher wird und die emsigen Standbesitzer nutzen die Zeit, um ohne große Rücksicht Nachschub zu ihren Ständen zu transportieren. Aber letztendlich muss ein asiatischer Straßenmarkt genau so eine herrlich wuselige Atmosphäre haben wie der hier in Kuala Lumpur. Das faszinierende an dieses Märkten ist, dass man dort nahezu alles finden kann, was man braucht oder definitiv auch nicht braucht. Gemüse, Fisch und Fleisch, chinesische Medizin und Kräuter, Elektroartikel, ganz legale CD´s und DVD´s, hochwertige Uhren, Parfüms und Markenartikel. Man kennt das ja, aber es ist auch immer wieder amüsant zu sehen, wie stümperhaft teilweise Marken kopiert werden.
Unser Ziel ist nun der Central Market, einer 1936 errichteten Markthalle mit verschiedenen Essens- und Verkaufsständen von Kunstgewerbe. Auf dem Weg dorthin passieren wir mitten in Chinatown den auffälligen indischen Tempel Sri Mahamariamman. Ein Beleg dafür, wie eng und friedlich die verschiedenen Kulturen und Religionen in Malaysia miteinander leben.
Mit der Monorail geht es anschliessend wieder zurück ins Hotel. Vielleicht tue ich Kuala Lumpur an dieser Stelle unrecht, aber auf den ersten - und zugegebenermaßen ziemlich kurzen und oberflächigen - Blick, lässt mich die Stadt etwas verwirrt zurück. Ist Kuala Lumpur nun schön oder hässlich? Versprüht sie eine gewisse Atmosphäre oder ist sie nur eine Aneinanderreihung von Glas, Beton und Asphalt? Ich bin mir nicht sicher.
Sicher ist nur, dass wir am nächsten Tag weiterreisen. Auch wenn uns dadurch einige Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Batu Caves, entgehen. Vielleicht haben wir irgendwann die Gelegenheit, Kuala Lumpur länger zu besuchen und uns stärker mit der Stadt anzufreunden.
Kommentare
Hallo ihr Lieben. Ich habe eine Frage an euch, wir fliegen morgen mit unserer kleinen 15 Monate alten Tochter nach KL und überlegen noch ob wir ihren „Maxi-cosi“/Kindersitz mitschleppen . Habt ihr da Tipps für uns, ob das notwendig ist? Liebe Grüße aus Hamburg ??♀️☺️
Hallo Charline,
auf unserer Reise nach Malaysia haben wir keinen eigenen Kindersitz mitgenommen. Wir hatten damals auf Reisen neben einem Kinderwagen/Buggy oft eine Babytrage oder Kraxe dabei. Das war völlig ausreichend. Es kommt aber darauf an, wie ihr vor Ort unterwegs sein wollt. Wir hatten z.B. oft Mietwagen vor Ort geholt und dann einen Kindersitz dort mitgebucht.
Eine gute Reise und schöne Zeit in KL!
Viele Grüße, Andi
Hallo Jenny & Andi!
Da ich mal wieder Lust auf eine Fernreise habe, bin ich auf euren Malysia Podcast aufmerksam geworden (inzwischen habe ich auch schon weitere angehört?). Bis zum Antritt einer möglichen Reise dorthin ist unser Sohn zwei Jahre alt und geht bereits in die Kita. Was mich noch interessieren würde ist wie man denn ein Kleinkind auf so einer langen Flugreise beschäftigt und am Sitzplatz hält? Oder seid ihr nachts geflogen und Milan hat geschlafen?
Und wie ist es mit der Zeitverschiebung? Hat man vor Ort dann drei Horror-Schrei-Quengel-Tage/Nächte? Oder nach der Rückreise, wenn der Kleine am nächsten oder übernächsten Tag wieder in die Kita gehen soll? Bei euch klingt das recht entspannt, aber so ganz reibungslos klappt das doch wahrscheinlich nicht, oder? Da ist jedes Kind bestimmt auch wieder anders, aber wie sind da so eure Erfahrungen?
Die Klimaumstellung ist wahrscheinlich nicht so dramatisch, oder? Zumal es zu den tropischen Sommern in Köln sowieso keine große Umstellung darstellt, vermute ich ?
Ich freue mich von euch zu hören!
Liebe Grüße von Hamburg in meine schöne Heimat! ?
Claudia
Hallo Claudia,
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