Karneval im Hunsrück
oder: Flucht vorm Karneval in die Natur
Es ist wieder soweit: Weiberfastnacht! Gegen 9.30 taumeln schon die ersten Bienchen, Bären und Pilotencrews durch unsere Straße. Da wir mitten in Köln wohnen und unsere Straße zur abgesperrten Partymeile mutiert ist, erleben wir in diesen Tagen eher die Schattenseiten des Kölner Karnevals. Wir kennen das schon aus den letzten Jahren. So haben wir beschlossen, dieses Jahr wieder aus Köln zu „fliehen“. Unsere Jungs sind von der Idee eher semibegeistert. Der Kompromiss ist, nur bis Montag wegzufahren, um Dienstag noch auf einem Zug ein paar Kamelle zu fangen. Und Donnerstag feiern sie ohnehin schon Karneval in der Schule. So viel Karneval muss reichen.
Wo fahren wir hin? Nicht weit weg am besten und in eine Region, in der man auch in der Karnevalstagen seine Ruhe hat, raus in die Natur kann und etwas Schönes sieht. In den Hunsrück!
Freitag Vormittag geht es los in Richtung Kastellaun. Andi hat letztes Jahr schon einmal die Attraktion der Gegend besucht, die Geierlaybrücke. Den Jungs und mir ist die Region noch gänzlich unbekannt. Nach gut anderthalbstündiger Fahrt erreichen wir unser Burgstadt-Hotel und dürfen schon einchecken. Wir haben eine Vierbettmaisonette, in der wir uns direkt wohlfühlen. Die Jungs beziehen gleich ihr Reich im Obergeschoss.
Wir lassen uns aber gar nicht lange nieder, denn wir haben einiges vor. Zuerst wollen wir den Kyrillpfad besuchen, der fußläufig vom Hotel beginnt. Da unsere Jungs beide nach 2007 geboren sind, müssen wir Ihnen erst einmal erläutern, wie heftig dieser Sturm war. Wer das noch besser erklären kann, ist Loretta, die listige Ritterin, die uns per WebApp Aufgaben zu jeder unser Stationen stellt und interessante Infos liefert. Über familienabenteuer.gastlandschaften.de hatten wir uns zuvor registriert, um familiengerechte Infos zu erhalten und spannende Rätsel an verschiedenen Stationen zu lösen.
Vor allem von Lorettas Anrufen sind unsere Jungs sehr begeistert. Voll motiviert pesen sie den Holzpfad entlang, der durch Kyrill im Januar 2007 stark verwüstet und seither als Denkmal genau so belassen wurde. Es ist faszinierend zu erleben, wie zwischen entwurzelten Fichten neues Leben entstanden ist und entsteht. Lorettas Aufgaben meistern unsere Jungs mit Bravour und erhalten die Auszeichnung als Knappen.
Die stolzen Knappen und wir schlendern am Waldrand entlang durch Kastellaun bis zur Burg, die über dem Städtchen thront. Hier ist noch Nebensaison, was bedeutet, dass Gastronomie und Infozentrum geschlossen sind. Den Burghof kann man aber trotzdem besichtigen, den Blick über Stadt und Landschaft genießen und Lorettas Aufgaben zur Burg lösen.
Ausflugstipp: Kyrill-Pfad und Burg Kastellaun
Am Ortsrand von Kastellaun werden verschiedene Waldabenteuer geboten. Neben einem Barfußpfad zeigt der "Kyrill-Pfad", was der Orkan 2007 angerichtet hat und wie sich die Natur regeneriert. Der 840m lange, hölzerne Weg ist ganzjährig frei zugänglich.
Wahrzeichen von Kastellaun ist die Burg Kastellaun. Die Burgruine trohnt über der Kleinstadt und von hier oben hat man einen schönen Blick in die Umgebung. Je nach Jahreszeit werden verschiedene Events und Gastronomie angeboten. Im "Haus der regionalen Geschichte" gibt es kulturhistorische Sehenswürdigkeiten zu bewundern.
www.kastellaun.de
Nach einer Pause im Hotel kehren wir im gemütlichen Gewölbekeller des inmitten der Altstadt, ganz in Burgnähe liegenden Gasthof Altes Stadttor ein. Auch hier wird Karneval gefeiert, allerdings sehr gemäßigt mit kölschen Liedern in Zimmerlautstärke, sodass man sich noch gut unterhalten kann. Das Essen, alles von lokalen Lieferanten, ist sehr lecker und der Service sehr nett. Gut gesättigt lassen wir den Abend im Hotel ausklingen und freuen uns auf weitere Hunsrück-Abenteuer am nächsten Tag.
Bevor wir zu unseren Highlights des zweiten Hunsrücktages aufbrechen, genießen wir das sehr leckere und vielfältige Frühstücksbüffet des Hotels. Besonders lecker ist der frische Obstsalat, das Birchermüsli, die Crêpes, die Lachsschnittchen..., eigentlich alles.
Übernachtungstipp: BurgStadt-Hotel Kastellaun
Das Hotel liegt am Ortsrand von Kastellaun ganz in der Nähe des Kyrill-Pfads. Insgesamt gibt es 59 Zimmer in verschiedenen Kategorien, darunter auch familientaugliche Mehrbettzimmer. Das Haus ist stufenfrei konzipiert und bietet einen Fitnessraum und eine Sauna. Sehr zu empfehlen ist das leckere Frühstücksbuffet. Ebenfalls sehr lecker ist das Angebot des im Haus befindlichen griechischen Restaurants Afroditi. Eine ganz besondere Attraktion des Hotels sind die Boeing 737 und Cessna 172 Simulatoren, die wir allerdings nicht ausprobiert haben, weil wir unsere Jungs dafür noch zu jung hielten. Das Flugzeug auf der Wiese vor dem Hotel hat ihnen zum Spielen gereicht.
www.burgstadt.de
Unser erster Programmpunkt heute ist der Tierpark Bell, ganz in der Nähe von Kastellaun. Wobei Tierpark es nicht ganz trifft, deshalb auch "Tiererlebnispark". Dieser Tierpark ist nämlich sehr besonders. Wir kommen gerade rechtzeitig zur Huskyfütterung. Und davon gibt es einige hier. Hungrig sind sie alle. Und lassen sich von den Besuchern gerne streicheln. Danach will Milan schnell weiter zu den Kattas, die ein schönes, großes Innen- und Außengelände haben. Er bereitet für die Schule gerade ein Katta-Referat vor und weiß schon einiges über die Lemurenart aus Madagaskar zu berichten. Die Kattas in Bell sind ausschließlich Männchen, die in anderen Zoos überzählig waren.
Und so hat jeder Tierparkbewohner in Bell seine eigene Geschichte und einen guten Platz gefunden. Sehr niedlich sind die zwei im September geborenen Pumajungen, die wie Stofftiere in ihrem Gehege herumtollen und auf Bäume klettern. Sie waren zu fünft in ihrem Wurf und die Mutter konnte sich nicht um alle Jungen kümmern. Beeindruckend auch das sibirische Tigerpärchen, das der kleine, private Tierpark ebenfalls zu bieten hat. Man kann die Raubkatzen in einer kleinen Manege aus allernächster Nähe bewundern. Leider ist das Tigertraining erst am Nachmittag, sodass wir es leider verpassen. Philosophie des Tierparks ist nicht nur, die Tiere artgerecht zu halten, sondern auch sinnvoll zu beschäftigen. Das können wir zwischen Tieregucken, Spielplatz und Waffelessen im Café des Tierparks (sehr zu empfehlen!) bei einer Flugshow mit Aras und anderen Vögeln und der Kattafütterung erleben. Die Darbietungen sind originell und die Jungs angetan. Inzwischen ist noch eine befreundete Familie aus Köln zu uns gestoßen.
Ausflugstipp: Tiererlebnispark Bell
Im Tier-Erlebnispark Bell leben über 150 Tiere, von Hühnern, Enten, Ziegen und Schafen über Huskies bis zu Aras, jungen Pumas und sibirischen Tigern. Auch wenn der Park nicht allzu groß ist, kann man hier gut Zeit verbringen. Die Tier-Programme und Beschäftigungen finden über den ganzen Tag verteilt statt. Dazwischen können die Kinder auf dem Spielplatz toben oder man kehrt im parkeigenen Restaurant ein.
Der Tierpark hat von 10 - 18 Uhr geöffnet, montags und dienstags ist geschlossen.
Der Einritt für Kinder unter 3 Jahren ist frei, Kinder bis 15 Jahre zahlen 6,50 €, Erwachsene 8,50 €.
www.tier-erlebnisparkbell.de
Weiter geht es zu dem Ausflugsziel, das wir schon vor unserem Besuch im Hunsrück mit dieser Region in Verbindung gebracht und schon auf unzähligen Fotos bestaunt haben: auf zur Geierlaybrücke, die sich auch unsere Kölner Freunde nicht entgehen lassen wollen.
Die Parkplätze liegen etwas entfernt und man hat die Wahl zwischen dem direkten, asphaltierten Feldweg, oder dem weiteren Waldweg, der uns deutlich schöner erscheint und den wir wählen, da wir ohnehin noch eine kleine Wanderung machen wollen. Die Jungs, jetzt zu dritt und glücklich, laufen problemlos mit bzw. voraus. Nach kurzer Wegstrecke öffnet sich der Wald und plötzlich liegt sie vor uns, die 360 Meter lange Hängebrückenkonstruktion über die Schlucht auf die andere Seite. Dank des mäßigen Wetters sind außer uns nur recht wenige andere Touristen unterwegs. Man kann sich allerdings ausmalen, was hier zur Hochsaison los ist. Da nicht allzu viele Menschen gleichzeitig auf der Brücke unterwegs sind, hält sich das Wackeln der Konstruktion in Grenzen. Ich hatte mir die Überwindung, die es kosten würde, die Schlucht zu überqueren, größerer vorgestellt. Auch Mato, ein bisschen höhenängstlich, macht gut mit, auch um den großen Jungs in nichts nachzustehen. Man bekommt hier richtig Lust, den Saar- Hunsrück- Steig weiter zu wandern. Heute begnügen wir uns allerdings mit der kleinen Waldwanderung wieder zurück.
Ausflugstipp: Geierlay Hängebrücke
Die Geierlay-Brücke zählt mit ihren 360m zu den längsten und schönsten Hängebrücken Deutschlands. Die Brücke erreicht man über verschiedene Fußwege von Mörsdorf aus. In Mörsdorf selbst gibt es keine Parkplätze. Es stehen aber genügend gebührenpflichtige Parkplätze in unmittelbarer Umgebung bereit. Das Besucherzentrum Geierlay bietet zusätzliche Informationen und die "Restauration Geierlay". Die Brücke ist ganzjährig kostenlos nutzbar.
www.geierlay.de
Abends kehren wir zu siebt im hoteleigenen griechischen Restaurant Afroditi ein. Hier ist richtig was los, was wohl am leckeren Essen und dem sehr gastfreundlichen Service liegt. Nach dem Essen gibt es gleich zwei Ouzos aufs Haus für jeden. Erst muss ich mich überwinden, dann schmeckt er richtig gut. Die drei Jungs haben sich schon zum Switchspielen aufs Zimmer verabschiedet.
Am nächsten Tag heißt es nach dem heute, am Sonntag, gefühlt noch üppigeren Frühstück Abschiednehmen von Kastellaun und damit auch von unseren Freunden. Wir reisen weiter südlich, tief in den Hunsrück hinein, nach Thalfang. Dort sind wir sehr besonders untergebracht, im alten Bahnhof von Thalfang, der heute als außergewöhnliches, kleines Hotel samt Restaurant dient. Wir beziehen unsere Dachgeschosssuite, die total schön und gemütlich ist, mit sehr hübschen Möbeln und liebevoller Kunst.
Übernachtungstipp: Bahnhof Thalfang
Übernachten im ehemaligen Bahnhof, in Thalfang ist das möglich. Das Hotel liegt am Ortsrand in ruhiger Lage (hier fahren schon lange keine Züge mehr) und bietet Einzel-, Mehrbettzimmer und eine Suite. Die Einrichtung ist stilvoll und gemütlich. Das Restaurant bietet lokale Getränke und Speisen und ein wechselndes Kulturangebot.
www.bahnhof-thalfang.de
Am liebsten würden wir, auch wegen des mittlerweile recht starken Regens, einfach hier bleiben, rumhängen und spielen. Andererseits wollen wir uns heute noch den höchsten Berg des Hunsrücks, den nahegelegenen Erbeskopf ansehen und uns über den noch im Aufbau begriffenen Nationalpark Hunsrück-Hochwald informieren. Dieser Ausflug lohnt sich auch bei Dauerregen. Die Ausstellung im Besucherzentrum Hunsrückhaus ist schick gemacht, interessant und interaktiv. Täglich um 13.00 findet ein Rangertreff statt, an dem wir auch teilnehmen. Hier kann man alles fragen und bekommt alle Infos aus erster Hand. Durch Ranger geführte Wanderungen werden ebenfalls angeboten. Wir hatten allerdings Sorge, dass sie für Kinder doch zu anspruchsvoll sein könnten. Außerdem lädt das Wetter gerade eher nicht zum Wandern ein, sondern eher zum Käsekuchenessen im Café des Hunsrückhauses, was wir auch tun.
Ausflugstipp: Erbeskopf und Hunsrückhaus
Das Hunsrückhaus liegt am Fuß des Erbeskopfs, der höchsten Erhebung von Rheinland-Pfalz. Eine Ausstellung informiert über die Natur im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, täglich außer montags findet um 13 Uhr ein Ranger-Treff statt, bei dem man allerhand Wissenswertes erfährt. Um 14 Uhr startet der "Rangerspaziergang", bei dem man in Begleitung des Rangers die Umgebung erkunden kann.
Am Erbeskopf befindet sich ein sehr beliebtes Wintersportzentrum mit Liften, Skischule, Pisten, Loipen und Rodelbahn.
www.hunsrueckhaus.de
Zurück in Thalfang, schlendern wir vom alten Bahnhof aus noch ein wenig die alten Gleise in beide Richtungen entlang. Der Ort hat mit den vermoosten und zum Teil schon überwucherten Gleisen etwas verwunschenes.
Abends essen wir im Hotelrestaurant sehr lecker und genauso liebevoll wie das ganze Hotel ist. Das Interieur ist stilecht im Retro-Bahnhofstyle gehalten.
Nach einer windreichen Nacht und Sturmwarnungen mancherorts fragen wir uns beim Frühstück am nächsten Morgen, ob wir es heute trotzdem wagen können, den Tierpark der auf dem Erbeskopf gelegenen Wildenburg zu besuchen. Wir fahren hin. Wann sieht man schon mal Wölfe und Wildkatzen? Der Park beheimatet ganz unterschiedliche Wildarten. Man darf sie mit Futter, das man am Eingang kauft, füttern. Ganz besonders interessieren wir uns aber für die Wölfe und die Wildkatzen. Wildkatzen gibt es im Hunsrück in freier Wildbahn tatsächlich einige. Da sie jedoch scheu und nachtaktiv sind, bekommt man sie eher selten zu Gesicht. Im Gelände der Wildenburg bekommt man außerdem einen guten Eindruck von der rauen Landschaft des Hunsrücks. Einige kleinere „Steinwüsten“ finden sich auch hier.
Ausflugstipp: Wildfreigehege Wildenburg
Das Wildfreigehege Wildenburg befindet sich unterhalb der gleichnamigen Burg. Auf über 42 Hektar Fläche kann man beim Spaziergang die überwiegend heimische Tierwelt beobachten. Es gibt u.a. Rot- und Damwild, verschiedene Ziegen und Schafe, Waschbären, Wildkatzen, Hängebauchscheine, Uhus, Schildkröten und Wölfe zu besichtigen. Das Gelände bietet Spielplätze, Info-Stationen, einen Streichelzoo und einen Kiosk. Das Wildfreigehege ist ganzjährig von 9 - 17 Uhr geöffnet. Für eine Familienkarte und zweimal Wildfutter haben wir 20 Euro bezahlt.
www.wildfreigehege-wildenburg.de
Ziemlich durchgefroren, vor allem durch den Wind, der hier oben weht, steigen wir ins Auto und treten unsere Heimreise an. Schön und besonders war es im Hunsrück und es gibt hier noch viel mehr zu entdecken.
Kommentare
Das klingt nach einem lustigen und fröhlichen Karneval! Ich finde es toll, wie ihr euch verkleidet und geschminkt habt. Und die Umzüge und Feste sehen sehr unterhaltsam aus. Ich bin neugierig, wie die Hunsrücker Karnevalstraditionen sind. Danke für den humorvollen und informativen Beitrag.
Coole Audflugsziele, echt! Klingt nach einer wunderbaren Alternative für alle, die dem Karneval/Fasching/Fastnacht entkommen wollen. :)
Klingt nach einem guten Alternativ-Programm. Wobei wir auch gerne mit euch Karneval gefeiert hätten!
Hallo,
Super, dass ihr mal wieder ein Ziel in der Nähe vorgestellt habt! Sieht sehr ansprechend aus und hört sich interessant an.
Frühlingsgrüsse aus Aachen
Elke
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.
Wir freuen uns über Deinen Kommentar zu unserem Blog oder diesem Artikel.
Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden. Mehr Infos findest Du in der Datenschutzerklärung.