Die Küste des japanischen Meers hat ihren ganz eigenen Charme mit vielen schönen Stränden und Buchten. In den Alpen könnt ihr das Weltkulturerbe der Gassho-Dörfer bestaunen. Und wenn ihr dann zum Schluss eures Urlaubs nochmal einen Schönwetterstrand haben wollt, fahrt nochmal auf die Halbinsel Izu.
In den japanischen Alpen
Von Reetdächern, Krähenburgen und Kaufmannshäusern
Nach einem tollen Start in Tokio und ein paar Strandtagen auf der Halbinsel Izu geht es für uns nun in die Alpen. Ja, richtig gelesen, auch Japan hat seine Alpen. Sie befinden sich im Zentrum der Insel Honshū und bestehen aus mehreren Gebirgszügen. Die höchsten Berge sind um die 3.000 Meter hoch.
Unsere Route in die Berge führt uns am Fuji-san und den vielen Seen, die um ihn herum liegen, vorbei. Der Fuji-san überragt mit seinen 3.776 Metern Höhe übrigens die Berge in den japanischen Alpen und ist somit der höchste Berg Japans. Wir übernachten am Kawaguchi-See, von dessen Nordufer man wohl den schönsten Blick auf den heiligen Berg hat. Leider haben wir nicht so viel Glück wie in Moto-Hakone, als sich uns der Fuji-san in seiner vollen Pracht präsentierte. Jetzt, wo wir unmittelbar vor ihm stehen, ist von der Spitze nichts zu sehen. Dichte Wolken verhüllen ihn und lassen uns nur erahnen, dass er hier irgendwo sein muss.
Unsere Tour führt uns weiter vom Kawaguchi-See einmal quer über die Alpen bis an das Japanische Meer bei Kanazawa. Unterwegs halten wir unter anderem in der kleinen Stadt Matsumoto, dem hübschen Bergort Takayama und den historischen Dörfern und Weltkulturerbe-Stätten Shirakawa und Ainokura.
Matsumoto
Unseren ersten längeren Stopp in den japanischen Alpen legen wir in der kleinen Universitätsstadt Matsumoto ein. Die bekannteste Sehenswürdigkeit und Grund unseres Zwischenstopps ist die Burg Matsumoto-jō. Wir parken unseren Campervan auf einem ausgeschilderten Parkplatz, der aber zu einem privaten Wohnhaus gehört. Die hier lebende Familie verdient sich so ein kleines (oder bei den ortsüblichen Preisen eher ein größeres) Taschengeld.
Es ist bereits später Nachmittag als wir uns der Burg durch einen kleinen Park nähern. Wieder einmal scheint unser Tagesrhythmus perfekt zu sein, denn mit unserem Kommen verabschiedet sich gerade der letzte Reisebus voller Touristen. Einzig ein Brautpaar in traditioneller Kleidung und eine vierköpfige Foto-Crew sind gerade mitten in einem Shooting vor historischer Kulisse. Beim Anblick der blonden Jungs wird die Produzentin ganz verrückt, was darin endet, dass unsere gesamte Familie mehr oder weniger Hauptakteur des Shootings und das junge Glück zu Statisten degradiert wird.
Nachdem ein paar lustige und schöne Bilder im Kasten sind, wenden wir uns wieder der Burg zu.
Die Burg wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut und ist eine der wenigen original erhaltenen in ganz Japan. Wegen ihrer schwarzen Farbe und den ausgebreiteten Gebäudeflügeln wird sie auch Krähenburg genannt. Ein wirklich imposantes Gebäude, das wir allerdings nicht von innen besichtigen können. Das ist halt der Nachteil unseres (für japanische Verhältnisse) späten Besuchs. Wir sind zwar mittlerweile die einzigen Besucher hier, dafür hat das Museum im Inneren der Burg bereits geschlossen. Wir können es verschmerzen, denn wir sind froh, uns nach einer längeren Autofahrt etwas zu bewegen und entlang des Burggrabens um die Burg herumzuspazieren. Und so genießen wir ganz in Ruhe den tollen Blick auf den sechsstöckigen Hauptturm und die Verteidigungsanlagen der Burg mit ihren Zinnen und kleinen Luken. Einzig die zahlreichen Karpfen im Wasser des Burggrabens folgen uns und starren uns mit weit geöffneten Mäulern an.
Takayama
Nach einer Übernachtung irgendwo in den Bergen erreichen wir mittags die kleine Stadt Takayama, die mitten in den Bergen in einem Talkessel am Fluss Miyagawa liegt. Wir kommen noch gerade rechtzeitig an, um den Morgenmarkt am Flussufer zu erleben. Hier verkaufen Bauern aus der Region Obst und Gemüse, an anderen Ständen finden wir Souvenirs, lokales Handwerk und Reiskekse in allen möglichen Variationen, die wir interessiert probieren. Auf dem Markt sind viele Einheimische unterwegs und es herrscht ein angenehmes Treiben. Trotz der überschaubaren Größe ist es ganz nett, hier einmal entlangzuschlendern und sich das Angebot der Stände anzuschauen.
Auch in den Bergen steigen die Temperaturen tagsüber auf gute 30 Grad. Da kommt eine Abkühlung im Miyagawa gerade recht. Ein kleiner Weg führt herunter zum Fluss, in dem wir nun ein wenig herumwaten und Bekanntschaft mit den dort lebenden Goldkarpfen machen.
Berühmt ist Takayama für seine Altstadt mit ihren historischen Holzhäusern aus der Edo-Zeit. Überall befinden sich kleine Läden, mehrere Sake-Brauereien und traditionelle Handwerksbetriebe. Die Straßen sind mit Fähnchen und Lampions geschmückt und auch hier macht ein Stadtbummel Spaß.
Später besuchen wir das Kusakabe-Haus, eines von mehreren alten Kaufmannshäusern, die man heute besichtigen kann. Für 500 Yen Eintritt können wir nun das Innere eines traditionellen japanischen Hauses anschauen. Das Haus wurde 1876 von einer reichen Händlerfamilie erbaut. Zur Edo-Zeit war es jedoch verboten seinen Reichtum zur Schau zu stellen, vor allem für Kaufleute, die schlecht angesehen und in der untersten Gesellschaftsschicht angesiedelt waren. Daher wirkt das Haus nach außen relativ schlicht. Im Inneren öffnen sich aber großzügige Räume mit Innenhof und kleinen Gärten. Die Böden der Räume sind mit Tatami-Matten ausgelegt, die Wände bestehen ganz klassisch aus filigranen Holzrahmen, die mit Shoji-Papier beklebt sind. Die beste Umgebung also für zwei wilde Jungs, die begeistert und interessiert durch das Haus ziehen.
Die Inneneinrichtung ist sehr spartanisch, denn Möbel scheinen in Japan nicht besonders angesagt zu sein. Hier mal ein Tisch, da ein Kissen zum Draufsetzen, mehr braucht man ja auch nicht. Erleichtert, dass keine der empfindlichen Wände durch einen kühnen Hechtsprung unseres Nachwuchses zerstört worden ist, setzen wir uns in den schattigen Innenhof, wo uns leckerer, kalter Tee serviert wird.
Shirakawa und Ainokura
Shirakawa erreichen wir am späten Nachmittag. In einem altehrwürdigen Onsen direkt am Fluss gönnen wir uns zunächst einmal ein wenig Erholung und Entspannung. Da es draußen immer noch gute 30 Grad sind, mag die Aussicht auf eine heiße Quelle nicht besonders verlockend erscheinen. Wir genießen erstmal eine erfrischende kalte Dusche bevor es ins heiße Wasser geht. Zum Glück gibt es hier verschiedene Becken mit unterschiedlichen Wassertemperaturen, wobei das kühlste Wasser immer noch mehr als wohlig warm ist.
Wir übernachten auf dem örtlichen Michi-no-eki und machen uns am nächsten Morgen zum historischen Stadtkern von Shirakawa auf. Berühmt geworden ist der Ort ebenso wie das Nachbardorf Gokayama durch die außergewöhnlichen Hauskonstruktionen im Gasshō-Stil. Die steilen Reetdachhäuser erinnern an zum Gebet gefaltete Hände und werden hier schon seit Jahrhunderten so gebaut, damit der Schnee im Winter besser heruntergleiten kann. Und den gibt es hier reichlich, wie wir später noch auf Fotos sehen werden.
Viele Gasshō-Häuser in Shirakawa sind noch bewohnt und können gegen ein kleines Eintrittsgeld besichtigt werden. Wir drehen eine kleine Runde durch das Dorf, um erste Eindrücke zu sammeln, entschließen uns dann aber, das etwas abgelegenere Ainokura zu besuchen, das zu Gokayama gehört und weniger touristisch sein soll.
In der Tat ist es in Ainokura wesentlich ruhiger und weniger überlaufen als Shirakawa. Das liegt daran, dass das kleine Bergdorf recht abgelegen in den Bergen liegt und nur über engere Bergstraßen zu erreichen ist. Zwischen Reisfeldern im satten Grün stehen die Häuser verteilt, dazwischen immer wieder blühende Gärten. Ein wunderbarer Ort, durch den wir nun bei ansteigender Hitze spazieren.
Es gibt ein paar Geschäfte und ein kleines Museum im Nakaya-Haus, in dem man mehr über das Gokayama-Papier erfährt, das aus der Rinde von Maulbeerbäumen hergestellt wird. Man kann sogar einen Kurs besuchen und sein eigenes Papier herstellen.
Das Wohnhaus der Familie Osaki kann besichtigt werden. Hierfür zahlen wir ein kleines Entgeld und sind zunächst überrascht, dass es im Inneren offfenbar aufgrund der Bauweise angenehm kühl ist. Im Dachgeschoss sind eine Menge Fotos ausgestellt, darunter auch historische Schwarz-Weiß-Bilder, die das Leben in Ainokura dokumentieren. Besonders beeindruckend sind die Winterfotos, wenn man die Häuser vor lauter Schnee kaum erkennen kann. Weiter durch befindet sich eine Ausstellung zur Seidenraupenzucht. Diese wurden nämlich früher hier unterm Dach in Regalen gezüchtet.
Etwas abseits am Ortsrand befindet sich in einem Wald ein kleiner Shintō-Schrein, etwas weiter noch der Dorf-Tempel. Von hier aus hat man einen netten Blick über den Dorfkern. Aber es geht noch besser. Am Parkplatz am Ortseingang führt ein kleiner Weg den Hang hinaus. Von hier aus hat man einen richtig guten Blick über das gesamte Dorf.
Für uns heißt es am Nachmittag Abschied nehmen. Wir fahren in nördliche Richtung weiter und verlassen so langsam die Alpen. Jetzt freuen wir uns wieder auf das Meer, dieses Mal das Japanische Meer auf der anderen Seite von Honshū. Dort werden wir den Chirahama Beach Drive ansteuern, einen Strand auf dem wir mit dem Campervan direkt am Wasser übernachten können (Mehr dazu in unserem Bericht über Japans Strände).
Kommentare
Hallo.
Vielen Dank für euren Blog. Wir wollen kommende Woche auch bei japancampers uns einen Van mieten um auf unserer Weltreise kommendes Jahr Japan zu bereisen.
Wir überlegen uns ein K-Car zu mieten. Habt ihr in den Bergen Erfahrungen gemacht ob hier auch solche Autos unterwegs sind und die Berge schaffen? Oder sind die Strassen gar nicht so steil?
Lg
Hallo Patricia,
super, dass ihr auch mit dem Van Japan erkunden wollt!
Wir sind bereits mehrfach mit dem Camper durch die Japanischen Alpen gefahren bzw. haben diese überquert. Unser vollgepackter Van hatte dabei keine großen Mühen, denn die meisten Straßen sind nicht besonders. Überhaupt sind die Alpen nicht wirklich ein Hochgebirge und man kann sie locker befahren. Und da die K-Cars überall unterwegs und zu sehen sind, gehe ich davon aus, dass es auch mit denen keine Probleme geben sollte.
Viele Grüße
Andi
Großartig!
Diese Seite von Japan ist nicht so bekannt. Man verbindet Japan mehr mit Tokio als mit diesen landschaftlichen Schönheiten.
VG Justus
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Japan ist berühmt für vieles, sicherlich nicht für seine Traumstrände. Völlig zu unrecht! Auf Izu könnt ihr Strandurlaub vom Feinsten machen, in den tollen Wellen baden und surfen und es euch einfach gutgehen lassen.