Wer kennt die Bilder der kitschigen Küstenorte nicht, die sich an den Berg schmiegen? Verwinkelte Orte, über alte Maultierpfade verbunden an der Amalfiküste. Wir waren dort unterwegs und haben die Orte Amalfi und Atrani besucht.
Ferien im Cilento
Ein traumhaftes Stück Italien
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Für unsere Italienliebe sind wir Deutschen ja bekannt. Dabei denken die meisten wohl an die Toskana, die Adriaküste, Pizza, Pasta, Latte Macchiato und Eis. Das Cilento kommt dabei den wenigsten in den Sinn. Schade, denn hier ist es unglaublich schön. Gut andererseits, denn im Gegensatz zur Toskana und den Adriaküstenorten hat man hier seine Ruhe vor den Touristenmassen. Wir hatten es bisher auch noch nicht südlicher als nach Ischia und Pompeji geschafft in Italien. Nun sind wir in unseren Herbstferien im Cilento und das bedeutet trotz des noch wunderbar spätsommerlichen Wetters schon Nebensaison.
Vom Flughafen Neapel aus erreichen wir unser Domizil in Santa Maria di Castellabate mit Einkaufszwischenstopp in knapp zwei Stunden Autofahrt gen Süden. Und der Urlaub beginnt sofort. 23 Grad Sonne, die noch gut wärmt, aber nicht brennt, blauer Himmel, eine Sonnenterrasse mit Blick aufs blau glitzernde Meer. Im großen Garten des Agriturismos Sant' Andrea, auf dessen Gelände sich unsere Ferienwohnung befindet, wachsen Oliven- und Granatapfelbäume und überall Rosmarin. Wir hören die Esel rufen und bekommen als Antipasti selbstgemachten Käse, Bruschetta, Salami serviert. Wir sind angekommen im Cilento.
Wir sind für 5 Tage im Cilento und dachten, in dieser Zeit das meiste hier gesehen zu haben. Weit gefehlt! Es ist nicht einfach, eine gute Auswahl aus dem vielfältigen Angebot zu treffen, aber fangen wir mal an:
Strände und Strandleben
Strände gibt es viele schöne ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Die Stadtstrände von Santa Maria sind sogar fußläufig zu erreichen. Wir fahren mit dem Auto ein Stückchen südlich Richtung Nachbarort San Marco, parken kostenlos auf der Hauptstraße, die die beiden Orte miteinander verbindet, laufen ein paar steile Steinstufen hinab und sind schon da. Selbst am Sonntagnachmittag haben wir den Pozzillo Strand fast ganz für uns alleine, Montag ist es noch ruhiger. Die Strandbars haben noch geöffnet und hier kann man mit einmaligem Meerblick und spektakulärem Sonnenuntergang inklusive leckeren (und auch bezahlbaren!) fangfrischen Fisch essen. Auch die Kinder finden ihr Traumgericht auf der Karte: Gnocchi in Tomaten-Mozzarella-Sauce. Und während wir noch aufessen, buddeln sie in Sichtweite am Strand an ihrer Burg weiter. Ich schwimme nach einem Espresso (in meinem Fall Cappuccino – ja, ich bin deutsche Touristin!) und einer kurzen Verdauungspause auch noch eine Runde. Das Wasser ist nämlich auch für Schwimmer ein Traum, klar und ruhig, die Bucht flach und breit genug, um einige Meter zurücklegen zu können. Dabei kann man auch ein paar Fische beobachten, die erstaunlich zutraulich sind und sogar eine Weile mitschwimmen.
Wandern mit außergewöhnlichen Highlights
Wir haben uns bei unserer „Reiseleiterin“ Petra von Azzurro-Reisen, die uns zusammen mit ihrem Mann Marko die Unterkunft vermittelt hat und uns hier vor Ort sehr individuell betreut, für eine halbtägige Wanderung angemeldet. Um 9.00 geht es am Hafen von San Marco los. Für uns eine recht frühe Urlaubszeit, aber angesichts der mittäglichen Temperaturen und der nachmittäglichen Strandpläne genau richtig. Die Jungs, die wir wecken mussten, haben nur so mittel Lust auf Wandern. Was sich auf dem Weg aber schnell ändert, obwohl es anfangs recht steil bergauf geht. Mit der seit über 30 Jahren ortskundigen Petra und Anja, einem weiteren Gast, wandern wir sehr abwechslungsreich über ehemalige Wirtschaftswege, durch die Macchia, schattigfeuchten Pinienwald, dichtes Stechginstergestrüpp, vorbei an Oliven- und Obstanbau, einem adligen Großgrund und einen felsigen Küstenpfad direkt am Meer entlang zurück mit Blick auf das vorgelagerte, unbewohnte Inselchen Licosa, mit ihrem Leuchtturm als Wahrzeichen der Region. Das absolute Highlight sowohl für uns als auch für die Kinder: der Besuch im verfallenen ehemaligen Luxushotel Castelsandra in sehr exponierter Hanglage mit Terrassen, Bars, Pools und Tennisplätzen mit Meerblick. Hier herumzustreunen hat seinen ganz eigenen Charme. Ohne Petras Begleitung hatten wir diesen verlassenen Ort ebenso wenig gefunden wie die halb zugewachsenen, versteckten Wanderwege. Am Ende sind wir etwa 12 Kilometer gelaufen und mit einigen kurzen Kletter- und Snackpausen haben die Jungs super mitgemacht und sich keinmal beschwert.
Mittelalterlicher Ausflug mit Aussicht: Castellabate
Unbedingt einen Ausflug wert ist das Örtchen Castellabate, das auf einem Berg über dem Meer thront und dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Castellabate ist Mitglied der Vereinigung der schönsten Orte Italiens (I borghi più belli d’Italia). Hier wurde 2010 das italienische Remake des französischen Films "Willkommen bei den Sch'tis gedreht: "Willkommen im Süden", den wir uns unbedingt einmal anschauen müssen. In Castellabate am besten einfach ein bisschen durch die verwinkelten Gässchen schlendern bis hoch zum Castello, Blicke über Dächer und Blumen aufs Meer genießen, vielleicht noch auf dem Dorfplatz einkehren.
Mozzarella von glücklichen Wasserbüffeln: Besuch auf der Büffelmozzarellafarm Vanullo
Das Cilento gehört zu den wenigen europäischen Regionen, in denen eingewanderte asiatische Wasserbüffel zuhause sind. Und die geben eine besonders leckere Milch, aus denen sehr leckerer Büffelmozzarella hergestellt bzw. gezupft (mozzare, eine für uns neue italienische Vokabel) wird. Büffelmozzarella kann man in dieser Gegend des Cilento überall erstehen, aber wo kommt er eigentlich her? Das erfahren wir heute auf einer kurzen deutschsprachigen Führung bei Vanullo. Die Milch der Büffelinnen schmeckt unter anderem so gut, weil es den Tieren hier im Gegensatz zur Massentierhaltung sehr gut geht. Morgens klassische Musik, anschließend eine Massage, ein Schläfchen auf dem Stammplatz, Biofutter noch und nöcher, selbstbestimmtes Gemolkenwerden und keine künstliche Befruchtung. Das Ergebnis dürfen wir in Form von Büffelmozzarella probieren und zumindest wir Erwachsenen finden das sehr lecker. Unsere Jungs nicht so. Sie gestehen uns, nicht ohne Scham, dass ihnen die Mozzarellakugeln aus dem Supermarkt viel besser schmecken. Zu einem anschließenden Eis im Vanullo Café sagen sie aber nicht nein, und das ist wirklich äußerst lecker, sehr natürlich im Geschmack und nicht so süß wie sonstiges Eis. Schade, dass unser Frühstück noch gar nicht so lange her ist, sonst würden wir noch die Büffelmilchjoghurts und Kuchen probieren, alles zu erstaunlich fairen Preisen. Andi trinkt noch einen Kaffee (ohne Büffelmilch) und dann ziehen wir weiter.
Eine echte Spezialität des Cilento: Besuch und Degustation in der Feigenmanufaktur Santomiele
Feigen gibt es viele, aber eine ganz besondere Art gibt es im Cilento: die weiße Feige. Die schon architektonisch sehr beeindruckende Feigenmanufaktur Santomiele inszeniert die Geschichte der Feige auf sehr besondere Art. Hat man in dem Bergdorf Prignano Cilento einen Termin zur Feigendegustation, wird man vom Eigentümer (in dritter Generation in Familienhand) Antonio in Empfang genommen und darf schon einmal eine süße, reife Frucht probieren, das Ganze untermalt von klassischer Musik. Vorbei an Trocknungskästen, durch Solarzellen betrieben, gibt es einen Prosecco und eine Mandel (sehr lecker in der Kombination mit Feigen) auf einer stylischen Terrasse mit Weltklasseblick aufs Meer. Wir bestaunen die Premiumprodukte der Manufaktur, alle sehr liebevoll auf Origamiart in hübsches Umweltpapier verpackt in der sogenannten Schneiderei. Auf Nachhaltigkeit wird hier viel Wert gelegt und alles ist bio. Im Winter ist die Manufaktur auf Schokolade spezialisiert. Nun dürfen wir die verschiedenen Produkte wie Feigenmarmeladen, Melasse, Feige in Parmaschinken und süße Feigenspezialitäten mit Nüssen, Mandeln und Schokolade selbst probieren, natürlich sehr schick hergerichtet und äußerst lecker. Anschließend kann man die Produkte im Shop erstehen. In unserer Gruppe ist niemand dabei, der hier nichts kauft. Für den kleinen Hunger zwischendurch sind die Produkte zu hochwertig und teuer, als Mitbringsel aber genau richtig.
Ein bisschen Antike schnuppern: Besuch in Paestum
Antike Ausgrabungsstätten haben wir schon einige gesehen. In Köln stolpert man ja auch über den ein oder anderen historischen Stein. Paestum, etwa 600 v. Chr. von Griechen gegründet, kennen wir bislang noch nicht und wollen uns nun die gut erhaltenen Tempel und die restliche Stadt einmal ansehen. Von Santa Maria di Castellabate aus sind wir in einer halben Stunde da. Der gut erhaltene Neptuntempel ist wirklich sehr beeindruckend. Auch andere Tempel sind noch gut erhalten sowie auch das Amphitheater. Straßen, Thermen, Wohnhäuser und Geschäfte lassen sich auch noch ganz gut erkennen.
Kochen wie die echten Italiener: Kochkurs im Agriturismo Sant' Andrea
Heute kochen wir unser leckeres italienisches Essen einmal selbst, allerdings nicht ohne fachkundige Anleitung. Mit etwa 10 Erwachsenen und zwei Kindern (unsere sind es nicht, die spielen lieber draußen mit ihren neuen Freunden) stehen wir in der Küche des Hauses vor dem sechsflammigen Gasherd mit den Riesenpastatöpfen und einer beeindruckenden Pfanne mit circa einem halben Meter Durchmesser. Valentina, die Tochter des Hauses und zugleich Küchenchefin, hat sich ein typisch cilentisches Menü für uns überlegt, herausfordernd genug, aber nicht zu einfach, und so, dass jeder mithelfen kann, etwas zu tun hat und lernt. Zunächst wird der Nachtisch vorbereitet, ein in Olivenöl gebackener Hefeteig, denn der Teig muss erst einmal ruhen. Dann geht es weiter und wird auch gleich etwas anspruchsvoller: Fleischrouladen mit zerkleinerten Rosinen, Pinienkernen, Knoblauch, glatter Petersilie und Salz und Pfeffer sowie Olivenöl bestreichen, Rouladen wickeln. Das Anbrutzeln in Tomaten übernimmt zum Glück Valentina. Wir sind allerdings nicht untätig und machen gleich weiter mit Nudelteig für Gnocchi (nicht die mit Kartoffeln, die wir aus dem Supermarkt kennen!) und Tagliatelle. Vor allem das Gnocchiformen macht richtig Spaß. Zu Weihnachten wünsche ich mir ein kleines Gnocchirillenbrett aus Holz. Als Soße dient die (verlängerte) Soße, in der die Rouladen vor sich hin köcheln. Danach dürfen wir das Menü an einer lustigen langen Tafel natürlich selbst verspeisen, stolz und glücklich und nicht nur um ein paar italienische Rezepte reicher.
Was wir in den 5 Tagen Cilento leider nicht geschafft haben, bei einem nächsten Besuch aber unbedingt nachholen wollen
- eine Bootstour die Amalfiküste entlang. Vom Meer aus sollen die Orte am schönsten sein
- Eine Wanderung durch die im Landesinneren gelegene Caloreschlucht, wo man in natürlichen Wasserbassins auch gut einen Badestopp einlegen kann
- Ein Besuch des verlassenen Bergdorfs Roscigno Vecchio, wobei ganz verlassen ist das Dorf nicht. Sein einziger Bewohner erzählt einem mit etwas Glück die Geschichte des Ortes
- Eine Tagestour zur antiken Stadt Herculaneum, die ebenso wie Pompeji im Jahr 79 durch den Ausbruch des Vesuvs unterging und nicht weniger spektakulär als Pompeji sein soll
Schöne Ferien mit Azzurro-Reisen
Petra und Marko Bertelsmeier vermitteln seit über 20 Jahren persönlich ausgewählte Unterkünfte rund um Castellabate an der Cilentoküste. Das Angebot umfasst zahlreiche Ferienwohnungen und Ferienhäuser, teils am Meer, im Ort Castellabate oder in den Bergen, aber auch Hotels. Persönlich werden die Gäste von den beiden begrüßt, zu denen viele Familien, aber auch Paare und Alleinreisende zählen. Alle Besucher können sich individuell von Petra und Marko beraten lassen, die eine Menge persönlicher Tipps geben können.
www.azzurro-reisen.de
Mehr lesen: In unserem Artikel Agriturismo Sant' Andrea erzählen wir von unserer tollen Unterkunft im Cilento
Reiseführer über das Cilento
Wir hatten den Dumont-Reiseführer Neapel-Amalfiküste-Cilento mit im Gepäck. Er enthält gute Tipps, Hintergrundinfos und Kartenmaterial und ist zudem hübsch aufgemacht. [Affiliate-Link]
Kommentare
Ciao,
Wir sind Italienfans und müssen gestehen, dass wir noch nie von Cilento gehört haben. Das muss und wird sich ändern! Euer Bericht + Fotos sind wunderbar anregend und liebevoll. ?
Grazie
Christine
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