Statt Tafelberg und Dinosaurierspuren verbringen wir die letzte Nacht im Dachzelt auf der ältesten Gästefarm des Landes. Und am Ende des Roadtrip sehen wir dann doch endlich echte Raubkatzen.
Elefanten und Giraffen am Brandberg
Und ein traumhafter Campingplatz
Wir fahren schon einige Zeit mitten im Nirgendwo über rote Schotterpiste und haben schon seit geraumer Zeit keine anderen Menschen gesehen. Das Brandbergmassiv mit dem höchsten Berg Namibias (Königsstein mit 2.573 m) sehen wir schon seit Langem von Weitem. Gerade als wir uns fragen, ob wir uns vielleicht doch verirrt haben, taucht vor uns ein Wegweiser zu unserem Ziel auf: Brandberg White Lady Lodge, nur noch ein paar Kilometer. Es wird noch einmal hubbelig und dann haben wir es geschafft.
Mitten im Nichts vom Damaraland, zwischen roten Felsen taucht die Lodge wie eine Oase vor uns auf: ein hübsches Steingebäude mit Reetdach und liebevoll angelegtem Kaktusgarten drum herum, ein Garten mit zwei Pools und Liegen zum Entspannen im Schatten dazu. Ein Paradies nach unserer Reise hierher. Einziger Wermutstropfen: Carlos, das zahme Erdmännchen und Maskottchen der Lodge, gibt es gar nicht mehr. Außer einem gerahmten Bild von Carlos an der Bar finden wir hier keine Erinnerungen an ihn. Dafür treffen wir die unfreundliche deutsche Reisegruppe, die wir schon aus der Zebra River Lodge kennen, hier wieder. Dass uns die Mitglieder wieder geflissentlich ignorieren, ist uns gar nicht so unrecht. Die Enttäuschung der Kinder über den fehlenden Carlos, von dem Andi ihnen oft aus seinem Buch „Hummeldumm“ erzählt hatte, hält zum Glück nicht allzu lange an. Wir checken erst einmal ein und fahren zum ein paar Hundert Meter entfernten Campingplatz.
Der Campingplatz ist ohne Übertreibung der weitläufigste und schönste, den wir je gesehen haben. Das Areal ist so groß, dass auf einem Campingplatz an der holländischen Nordseeküste locker mehrere Tausend Parzellen hier Platz gefunden hätten. Hier gibt es 23 Campsites und wir sind fast allein. Wir fahren mehrere Runden über den Platz, weil uns die Entscheidung, welcher Platz der allerschönste ist, so schwerfällt. Alle sind riesig, alle unter großen, schattenspendenden Bäumen, Sanitäranlagen sind nirgends fern, und die obligatorische Feuerstelle an jedem Platz muss man gar nicht mehr erwähnen. Endlich haben wir uns entschieden.
Bevor wir unsere Zelte aufbauen und anfangen zu kochen, springen wir aber erst einmal in den Pool der zugehörigen Lodge.
Zur Lodge und zum Pool laufen dürfen wir übrigens nicht, obwohl sie nur ein paar Meter entfernt liegen. Es wurden Löwen in der Gegend gesichtet, was die Jungs spannend bis unheimlich finden.
An der Rezeption melden wir uns auch für einen Game Drive am nächsten Morgen an, in der Hoffnung, hier in der Gegend Löwen, Elefanten und Giraffen beobachten zu können.
Wir bauen unsere Dachzelte auf, essen gemütlich unter Bäumen und schlafen dann wie immer früh ein. Löwengebrüll hören wir in dieser Nacht nicht.
Unsere Tour beginnt am nächsten Morgen gleich nach dem Frühstück um 9. Wir warten erst einmal eine Viertelstunde, ob die übrigen zwei Personen, die sich noch angemeldet hatten, noch auftauchen. Wir rechnen schon mit Teilen der bräsigen Reisegruppe, aber offenbar haben diese zwei verschlafen. So haben wir unseren Fahrer und Expeditionsexperten Helmut ganz für uns allein. Los geht es im klapprigen Jeep, durch das trockenes, aber erstaunlich grünes Flussbett des Ugab Rivers. Lange müssen wir nicht warten, da hält Helmut schon an und deutet in eine Richtung. Giraffen! Acht Giraffen, die wir aus nächster Nähe beobachten und fotografieren können. Die Tiere sind überhaupt nicht scheu, sondern scheinen sogar für uns zu posieren. Nachdem wir ihren Anblick eine ganze Weile genossen haben und die Herde langsam weitergetrabt ist, geht es weiter.
Wir hoffen nun auf Elefanten. Keine Ahnung, ob es Helmuts Erfahrung ist oder ein siebter Sinn, aber plötzlich lenkt er den Wagen querfeldein und hat tatsächlich einen Elefanten entdeckt. Da wir ihn nicht aus allernächster Nähe sehen können, macht Helmut kehrt und probiert es von der anderen Seite einiger Bäume, sich dem Tier zu nähern. Dann nimmt er Anlauf und wir denken „Er wird doch wohl nicht etwa...“ – doch, wird er. Er bugsiert den Wagen mitten durchs Gestrüpp, wir ziehen unsere Köpfe hinter den offenen Fenstern ein, um nicht von dicken Ästen erfasst zu werden. Und plötzlich steht er direkt neben uns: ein ausgewachsener, sehr imposanter Elefantenbulle. Er stößt einen Laut aus, der nicht gerade freundlich, sondern eher bedrohlich klingt. Ohne die Jungs instruieren zu müssen, sind wir alle sofort mucksmäuschenstill und bewegen uns keinen Millimeter. Was, wenn sich das riesige Tier angegriffen fühlt? Sind wir in diesem klapprigen, halb offenen Jeep wirklich sicher? Hängen wir nicht ohnehin im Gestrüpp fest und kommen hier nie wieder raus? Diese Gedanken haben wir nur kurz, denn Helmut vermittelt viel Erfahrung und Sicherheit. Er wird schon wissen, was er tut. Und so ist es. Der Elefantenbulle hat sich schnell beruhigt und scheint gar keine Notiz mehr von uns zu nehmen. Wir können ihn aus nächster Nähe beobachten. Nach und nach bekommen wir eine ganze Elefantenherde zu sehen, mit sehr niedlichen kleineren Elefantenkindern. Wir sind sehr beeindruckt von dieser Erfahrung, Elefanten in freier Wildbahn so nah beobachten zu können und können unser Glück kaum fassen. Löwen werden wir heute übrigens nicht mehr sehen, aber das hätte unsere Aufnahmefähigkeit für heute vielleicht auch überstrapaziert.
Glücklich, den Abstecher zum Brandberg gemacht zu haben, packen wir unsere Siebensachen und fahren weiter Richtung Norden.
Kommentare
Hallo,
Das war wirklich eine tolle Reise! Ihr habt großes Glück gehabt, so viele Tiere zu sehen. Wunderschöne Fotos! Macht weiter!
Viele Grüße
Susanne
GROSSARTIG!
Oliver
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