Ein perfektes November-Wochenende mit der Familie, mit Kunst, Kultur, dem Lichtfestival GLOW und einer sehr interessanten Stadt, die sich von der ehemaligen Industriestadt zur Kultur-, Kreativ- und Technikmetropole Noord-Brabants entwickelt hat.
Ein Familienwochenende in und um Leiden
Eine Region voller Überraschungen
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Streek van Verrassingen (Werbung) entstanden.
Wie jedes Jahr zu Karnevalsbeginn überlegen wir als direkt davon betroffene Anwohner, wohin wir „flüchten“ können. Schon die Nacht zum 11.11. beginnt erwartungsgemäß mit dem Aufbau scheppernder Absperrungen mitten in der Nacht. Dass hier in nächster Nähe der Feiermeile Menschen leben, scheint vielen am Morgen des Karnevalsauftakts ebenso wenig bewusst zu sein. Zusammen mit unserem Fünftklässler, seinem großen Bruder und dessen Freund bahnen wir uns auf Rädern einen Weg zur Schule. Schon jetzt um 7:30 Uhr überall Absperrungen. Hat hier irgendjemand auf dem Schirm, dass in der Gegend auch Kinder leben, die auch am 11.11. die Zülpicher Straße irgendwie passieren müssen, um noch pünktlich zur Schule zu kommen? Durch Drängelgitter und andere Hürden, vorbei an einem Riesenheer von Securityleuten, schaffen wir es irgendwie. Jetzt muss ich nur noch irgendwie zur Arbeit kommen, auch kein einfaches Unterfangen. Wie in einem schlechten Traum gerate ich durch Straßensperrungen immer weiter weg von meinem eigentlichen Ziel Friesenstraße.
Eigentlich wollte ich euch aber von unserem Fernab-vom-Karneval-Wochenende berichten. Gegen 15:00 Uhr bahnen wir uns im Auto einen Weg durch die Sperrzone. Viele Besoffene merken gar nicht, dass ein Auto versucht, an ihnen vorbeizukommen. Andere beschütten uns mit Bier, auch ein toller Scherz. Auf der Lindenstraße wird extra die Absperrung für uns geöffnet. Eine gute Gelegenheit für einige Feiernde, einfach durchs Tor zu brechen. Jetzt wissen wir auch, wo die ganzen Jecken herkommen, die in unserer Anwohnersperrzone eigentlich gar nicht sein dürften. Das Konzept der Stadt Köln geht super auf! Einfach Abhauen heißt die Devise, bloß weg hier. Aber wohin im November? Da hätten wir einen super Tipp!
Auf nach Südholland
Es gibt da eine Region in Südholland, die sich Region der Überraschungen nennt. Und diese Region steuern wir nun an und sind gespannt, welche Überraschungen uns dort erwarten. In knapp vier Stunden fahren zum Duinrell Park in Wassenaar, das zwischen Leiden und Den Haag liegt. Hier haben wir einen ziemlich geräumigen Bungalow bzw. Duingalow im Park, der nicht nur Ferienpark mit ganz unterschiedlichen Arten an Unterkünften ist, sondern zugleich auch einen eigenen Freizeitpark und ein riesiges Schwimmbad mit Rutschenparadies beinhaltet. Das volle Programm werden wir bis zu unserer Abreise am Sonntag kennenlernen. Jetzt, am Freitagabend, haben wir erstmal Hunger nach der Fahrt.
Ein sehr guter Einstieg in ein schönes Holland-Wochenende ist ein Abendessen im Restaurant De Zonnehof in Wassenaar, direkt gegenüber des Ferien- und Freizeitparks Duinrell gelegen. Hier erwartet euch typisch niederländische Gemütlichkeit und eine sehr nette, aufmerksame Bedienung. Zum Essen gibt es eine riesige Auswahl an süßen und herzhaften Pfannkuchen, aber auch viele andere leckere Hauptgerichte wie Grillteller, Steak, Kabeljau oder Hähnchenspieße, außerdem verschiedene Kindergerichte. Die Jungs pfeifen sich als „Vorspeise“ erstmal warmen Chocomel mit Sahne rein! Begründung: „Halsschmerzen“.
In unserem Duingalow schlafen wir sehr gut und ruhig, was für eine Wohltat nach dem Karnevalsgeschrei bei uns im Veedel in Köln! Frühstück kann man sich natürlich selbst mitbringen. Man kann es sich aber auch, so wie wir, im Superstore des Ferienparks besorgen. Hier gibt es alles, was ihr zum typisch niederländischen Frühstück braucht, von Hagelslag über Pindakaas bis Ontbijtkoek und Chocomel. Nach einem solchen Frühstück müsste man eigentlich erstmal verdauen. Wir sind aber nur bis morgen hier und wollen möglichst viel sehen und erleben.
Wir besuchen Leiden
Heute Vormittag steht die nahe Stadt Leiden, übrigens die älteste Universitätsstadt der Niederlande, auf dem Programm. Das letzte Mal war ich während meines Erasmusstudiums in Amsterdam hier, vor 25 Jahren. Woran ich mich erinnere, ist eine sehr hübsche Altstadt und viele Grachten, die zweitmeisten der Niederlande (nach Amsterdam). Beim VVV (Touristeninformation) holen wir uns erst einmal einen Stadtplan. Alles ist gut zu Fuß zu erreichen. Ach ja, vom Duinrell Park kann man bequem mit dem Fahrrad ins nahe Leiden fahren. Fahrräder könnt ihr vor Ort im Park leihen.
Leiden lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden, zum Beispiel auf den Spuren des berühmtesten Leideners, dem hier geborenen Rembrandt. Oder, fast noch schöner, mit einer Grachtenrundfahrt. Die startet am Beestenmarkt im Altstadtzentrum mit der Reederei Rembrandt. Die Rundfahrt dauert 50 Minuten. Informationen zu den Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorbeischippern, sind in verschiedenen Sprachen erhältlich (über Kopfhörer). Das Boot ist überdacht. Bei dem herrlichen Herbstwetter (wir haben wirklich sehr großes Glück im November!) haben wir uns aber die Chefplätze auf dem Achterdeck ausgesucht und genießen hier die Sonne. Wir gleiten vorbei an der altehrwürdigen Universität, dem ältesten botanischen Garten der Niederlande, wo nicht nur Heilpflanzen für wissenschaftliche Untersuchungen der medizinischen Fakultät gezüchtet wurden, sondern auch die erste Tulpe nicht nur der Niederlande, sondern ganz Europas.
Mit dem Boot kann man in Leiden übrigens ganze 28 Kilometer auf Grachten zurücklegen! Kein Wunder, dass so viele Haus- und Hausbootbesitzer ihr eigenes Bötchen an ihren Anlegeplätzen liegen haben. Freundlich winken uns Leute von ihren Hausbooten zu. Man sieht ihnen die Freude über unsere bewundernden Blicke ob ihrer schönen Unterkünfte an. Wir kommen an vielen imposanten Bäumen vorbei, die Stadt ist sehr grün, an einer alten Mehlfabrik, einer Sternwarte, einem wunderschönen alten Friedhof. Wenn wir unter einer der vielen Brücken durchfahren, müssen wir die Köpfe einziehen. Wir sehen Reste der damaligen Stadtbefestigung.
Als wir wieder anlegen am Beestenmarkt, wartet eine Überraschung auf uns. Denn kurz nach uns soll auch Sinterklaas mit einer großen Gruppe Zwarte Pits mit dem Schiff aus Spanien anlegen. Die ganze Stadt, allen voran Familien mit kleineren Kindern, sind in freudiger Erwartung. An Kinder (auch an unsere großen) werden Süßigkeiten verteilt. Dann fahren die bunt geschmückten Boote mit fröhlicher Musik und großem Tamtam ein. Fast wie Karneval in Köln, nur kleiner und gesitteter und ohne Betrunkene. So erleben wir unverhofft ein Stück niederländischer Nikolaus-Kultur in Leiden mit.
Bei dem schönen Wetter können wir draußen an einer der vielen Grachten mittagessen und holen uns lecker und vielfältig belegte frische Broodjes bei Drs. A. Hier gibt es eine große Auswahl an kreativen Mischungen, je nach Geschmack vegetarisch, mit Fisch oder Fleisch, dazu gibt es zum Beispiel frischen Orangensaft, das Ganze mit Blick auf die Gracht in der Sonne, einfach herrlich!
Auf Rembrandts Spuren
Bevor wir uns auf Rembrandts Spuren begeben, wollen unsere Jungs erstmal kurz shoppen gehen. Es hat schon was, in einem modernen Klamottenladen, der in einem engen Haus auf mehreren Etagen aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist, herumzuschlendern.
Rembrandts Spuren findet ihr in Leiden überall. Schließlich hat er hier einige Zeit seines Lebens verbracht, bevor er nach Amsterdam weiterzog. Im heutigen Young Rembrandt Studio lernte Rembrandt im frühen 17. Jahrhundert als Kind zeichnen. Dort fiel er seinem Lehrmeister Jacob van Swanenburgh schon als besonders talentierter Junge auf. Das Studio lässt sich kostenfrei besuchen. Hier könnt ihr einen kurzen Film über Rembrandts künstlerische Anfänge sehen (auch auf englisch). Der Film ist sehr cool gemacht und auch für Kinder interessant. Im „Video Mapping“ wird nicht nur aus Sicht des Lehrmeisters über den jungen Rembrandt und seine Weggefährten erzählt, sondern auch viele bewegte Bilder gezeigt.
Als wir aus dem Studio wieder auf die Altstadtstraße treten, wird Milan, der auf unserer Shoppingtour eine Supermanmütze erstanden hat, freudig von einem begeisterten Jungen empfangen. Zum nächsten Rembrandthighlight ist es gar nicht weit. Die Latijnse School, in der der junge Rembrandt nicht nur Latein lernte, sondern auch sonst auf den Besuch der Universität vorbereitet wurde, liegt gleich um die Ecke. Hier kann man sich vom jungen Rembrandt van Rijn zeichnen lassen. Ja, ihr habt richtig gehört! Wie das bitte gehen soll? Tja, steigt auf ein Treppchen, haltet euer Gesicht für 10 Sekunden in die Kamera und seht selbst, wie im Innenraum der Lateinschule euer digitales Portrait im Zeichenstil Rembrandts entsteht. Uns hat er ziemlich gut getroffen!
Spaß und Action in Duinrell
Jetzt verabschieden wir uns von Leiden und fahren zurück zum Duinrellpark. Wenn man schon mal einen eigenen Freizeitpark direkt vor der Haustür hat, sollte man ihn auch besuchen, oder? Hier gibt es für alle Altersgruppen etwas. Sogar eine Achterbahn, die so heftig aussieht, dass selbst Milan und ich (wir sind eigentlich schmerzfrei) uns nicht drauftrauen. Es geht nämlich senkrecht hoch und dann senkrecht wieder runter. Da fahren wir lieber die etwas harmloseren Familienachterbahnen. Das Kettenkarussell ist auch gut, schnell und hoch fliegen wir durch die Lüfte. Es gibt auch viele gute Spielplätze, zum Beispiel mit Hüpfkissen und vielen hohen Rutschen, wo sich unsere Jungs auch längere Zeit aufhalten. Dann will Mato noch schießen im Saloon. Für 1 Euro kann man 20 Mal schießen und bekommt einiges geboten, wenn man eine Zielscheibe trifft. Aber Vorsicht, ihr könntet dabei auch nassgespritzt werden!
Zum Abendessen fahren wir nach Wassenaar ins Zentrum hinein. Man kommt gut mit dem Fahrrad dorthin und könnte sogar laufen, dafür ist es uns aber jetzt am Abend zu kalt. Bei La Casita sitzt man gemütlich in einem gläsernen Bau und isst leckere spanische Tapas in großer Auswahl. Guten Appetit!
Der nächste Morgen beginnt wieder mit einem leckeren Frühstück im Duingalow. Und dann packen wir schnell unsere Badesachen ein. Der Ferien- und Freizeitpark Duinrell hält nämlich noch eine weitere Überraschung für uns bereit, das Tiki-Bad. Gestern haben wir es schon von außen gesehen und uns auf den Besuch gefreut. Wir sind fast die ersten in der Schlange, die schon auf den Einlass um 10:00 Uhr wartet. Und dann nichts wie los. Wir sind etwas überfordert ob des riesigen Angebots an außergewöhnlichen, krassen Rutschen, wohin das Auge reicht. Als Erwachsene werden wir hier auch ganz schnell wieder zu Kindern, die es kaum aushalten können abzuwarten, bis sie an der Reihe sind und einen Gummireifen in die Hand gedrückt bekommen. Dann nur noch schnell viele Stufen steil hinaufsteigen und auf das grüne Licht warten. Zu zweit macht das Rutschen besonders viel Spaß. Es gibt steile Rutschen, Trichterrutschen, senkrechte Rutschen im freien Fall, Trichterrutschen, wo man wie das Geldstück im Zoo wild kreiselt und dann völlig orientierungslos im Trichter verschwindet, Rutschen mit Stromschnellen und viele mehr. Für den Rest (Whirlpools, Lazy River, etc.) haben wir keine Zeit mehr. Die vielen verschiedenen Rutschen sind für uns die größte Attraktion!
Strandspaziergang in Katwijk
Nach dem Tiki-Bad folgt ein Kontrastprogramm. Wir checken aus und fahren nach Katwijk ans Meer, um zumindest noch ein bisschen die weite südholländische Dünenlandschaft, den breiten, kilometerlangen Strand und den Blick auf die Nordsee zu genießen. Und wir haben schon wieder Hunger. Daher kehren wir zum Mittagessen in den Strandpavillon ZAND ein. Hier isst man mit Blick auf Strand und Meer leckere Kleinigkeiten und auch größere Mittagsgerichte. Wir entscheiden uns für bunte Salate, Burger und ein Kinderessen für Mato. Zum Essen haben wir auch Besuch bekommen. Eva von Hidden Gem und Familie wohnen ganz in der Nähe und sind spontan vorbeigekommen, ein großes Hallo.
Reise ins Ich - Das Museum CORPUS
Zum Abschluss einer sehr abwechslungsreichen Reise in eine Gegend, die ihrem Namen jetzt schon alle Ehre gemacht hat, folgt unser letzter Programmpunkt und dafür fahren wir noch einmal nach Leiden hinein, was ohnehin auf dem Weg unserer Rückreise nach Köln liegt. Kennt jemand noch den Achtzigerjahrefilm „Die Reise ins ich“? Wenn ihr so wie wir darüber lachen konntet und/oder euch für den menschlichen Körper interessiert, seid ihr im Museum CORPUS genau richtig. Hier begebt ihr euch buchstäblich auf die Reise durch den menschlichen Körper, was außergewöhnlich genial gemacht ist. Ihr seht, riecht, hört, fühlt, springt auf der Zunge herum und habt dabei nicht nur viel Spaß, sondern danach auch einiges gelernt. Das Ganze gibt es übrigens per Audiotour auch auf deutsch. In den verschiedenen Räumen des Körpers bekommt ihr 3D-Brillen, wodurch das Ganze noch viel realistischer und spektakulärer wirkt, wenn ihr zum Beispiel mittendrin seid im Kampf der Spermien um den ersten Platz in der Eizelle.
Wir holen uns im Museumscafé noch einen Kaffee für die Rückfahrt und begeben uns auf den Heimweg. Wir haben ja noch ein paar Kilometer Strecke vor uns und hoffen, dass das Chaos in Köln inzwischen beseitigt wurde. Leiden und insgesamt die Region der Überraschungen ist auf jeden Fall einen Wochenendtrip (oder auch länger!) wert, und das natürlich nicht nur als Fluchtpunkt im Karneval – wobei man es dann sogar mit dem niederländischen Sinterklaas verbinden kann.
Zu Besuch in der „Streek van Verrassingen“
Nordseestrand, Blumenfelder, eine historische Stadt und typisch holländische Dörfer - ein Besuch in Südholland lohnt sich! Die „Streek van Verrassingen“ - also die „Region der Überraschungen” - umfasst die Gemeinden Leiden, Katwijk, Wassenaar, Voorschoten, Oegstgeest und Leiderdorp. Hier gibt es viel zu entdecken und Abwechslungsreiches zu erleben.
Mehr Infos zur Region und zu den vielen Freizeitmöglichkeiten findet ihr auf der offiziellen Website.
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