Ein Familienwochenende an der Mosel
Weinberge, Burgen, Bunker und Freizeitspaß
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Mosellandtouristik GmbH entstanden.
Es ist Freitag und vor uns liegt ein Frühherbstwochenende an der Mosel. Eher bei älteren Zielgruppen für Wein und Moselromantik berühmt und sehr beliebt, wollen wir herausfinden, was die Region für aktive, keinen Wein trinkende Familien zu bieten hat und sind schon sehr gespannt.
In Treis-Karden sind wir von Köln aus schnell. Trotzdem wirken die engen Gassen, die schiefergedeckten Häuser und die ruhig dahinfließende Mosel wie eine ganz andere Welt, sodass uns einer der Jungs gleich fragt, welche Sprache man denn hier spreche.
Wir beziehen unser schnuckeliges Ferienhaus Barz mitten im Ortskern von Karden. Ein altes, hübsch hergerichtetes Fachwerkhaus mit Lehmwänden. Oben unter dem Dach haben die Jungs ihr eigenes, sehr gemütliches Reich, wo sie sich sogleich häuslich einrichten. Wir sind zu fünft hier, da wir Calvin, einen gemeinsamen Freund unserer Jungs, mitgenommen haben.
Nachdem auch wir alles ausgepackt und es uns gemütlich gemacht haben, sind wir neugierig auf den Ort und haben Hunger. Also gehen wir direkt vor unserer Haustür die Hauptstraße entlang. Wie ruhig es hier ist, wundern sich unsere Jungs, fast schon etwas unheimlich. Sie treffen allerdings auch einen coolen Mountainbiker ihres Alters, der sogleich seine Kunststücke vorführt. Beeindruckt gehen wir weiter und kehren zum passend zünftigen Abendessen ein. Im Restaurant am Stiftstor kommen wir alle auf unsere Kosten und nehmen den Wandspruch im Foyer wörtlich, dass es für die Gastgeber das größte Kompliment sei, wenn Gäste wiederkämen, und kommen gleich am nächsten Morgen zum Frühstück wieder.
Mit der Moseltalbahn fahren wir Samstagmorgen in nur wenigen Minuten bis Cochem. Hier ist es schon deutlich voller als in Treis-Kaden, wo man vor allem Wandergruppen trifft. Kein Wunder, ist Cochem doch der Inbegriff von Moselromantik. Bevor wir allerdings die zauberhafte Altstadt besuchen, marschieren wir erst einmal weiter in Richtung Cochemer Sesselbahn, die wir hinauf auf die Weinberge und Felsplateaus nehmen. In Zweierliften schaukeln wir steil nach oben und sind ganz froh, dass wir diese Strecke nicht gehen müssen. Oben angekommen, haben wir einen einmaligen Blick auf Cochem, die durch das enge Tal mäandernde Mosel und auf die Reichsburg Cochem. Diesen Blick genießen wir erst einmal, bevor wir zu Fuß weiter bergan gehen, um den Wild- und Freizeitpark Klotten zu besuchen. Etwa einen Kilometer haben wir noch vor uns, eine schöne Strecke bergan durch knorrigen Eichenwald. Hier kreuzen wir den Moselsteig und schon stehen wir vor den Toren des „Klotti“.
„Das ist ja wie in Ziegenhagen!“, rufen unsere Jungs begeistert. Ziegenhagen ist der Retro-Freizeitpark meiner Kindheit zwischen Kassel und Göttingen, den auch unsere Jungs liebgewonnen haben. Hier in Klotten haben sie sogleich die Wasserbahn entdeckt, auf der man rückwärts in einem Bötchen steil hinaufgezogen und dann ins Wasser katapultiert wird, ein großer Spaß, nur die Mutter, die sich dabei einen gellenden Schrei nicht verkneifen kann, peinlich. Die 12-Jährigen müssen für ihre Freunde zuhause ein paar SloMo-Videos drehen. Fast befürchten wir schon, den Rest des Parks zu verpassen, aber dann geht es weiter. Zweierschaukeln, eine selbst zu bedienende Schiffsschaukel, die so hoch schwingen kann, dass der Po etwas besorgniserregend vom Sitz abhebt. Für die großen Jungs ein Riesenspaß. Teppichrutschen und Wasserbobbahnen, ein Riesen-Hüpfkissen und auch eine Achterbahn und die Wildwasserbahn, auf die sich sogar unser 9-Jähriger, sonst vorsichtig mit Höhen, traut und dabei sogar viel Spaß hat.
Zum Glück werden um 15.00 Uhr die Raubvögel der Falknerei fliegen gelassen und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Ohne diesen Termin wären wir von den lustigen Attraktionen des Freizeitparks wohl nicht in den Tierpark zu bewegen gewesen. Die Raubvögel beim Flug zu beobachten, ist sehr eindrucksvoll, und anschließend schauen wir uns auf einem Rundgang auch die anderen Tiere in ihren großzügigen Außengeländen an, wie zum Beispiel Wildschweine, Braunbären, Waschbären, Rotwild, Strauße und Mufflons.
Hinunter sind wir den Weg zurück zum Sessellift schnell gegangen. Die Fahrt bergab ist noch spektakulärer als hinauf, denn nun haben wir die Reichsburg Cochem im Blick.
Unten angekommen ist es nun Zeit für einen kleinen Stadtrundgang durch das romantische Cochem. Mit vielen anderen Touristen schlendern wir durch das Enderttor die schmale Gasse bis zum Marktplatz mit seinem barocken Rathaus. Überall in der pittoresken Altstadt finden sich hübsche kleine Souvenirlädchen. In einem dieser ersteht Calvin für seinen aus Bayern stammenden Vater ein Marzipangedeck bayrischer Art, bestehend aus lebensecht aussendender Weißwurst mit Senf und Brezen. Ein Eis würden wir uns jetzt normalerweise auch noch gönnen (das Angebot ist groß), entscheiden uns aber für ein frühes Abendessen in Treis, wo wir mit Zug und Auto eben hinfahren. Noch schnell eine leckere Pizza, kombiniert mit türkischen Spezialitäten bei Hakans Moselblick (auch Otto Waalkes hat hier schon gegessen, wie Fotos an der Wand zeigen, zur Freude unserer Kinder), bevor wir es uns gemütlichmachen im Ferienhaus Barz. Morgen haben wir nämlich auch noch einiges vor und werden nach diesem schönen Ausflugstag bestimmt gut schlafen!
Am Sonntag heißt es früh aufstehen, denn auch heute haben wir einiges vor. Wir frühstücken wieder üppig im Hotel am Stiftstor, wo wir uns schon wie Stammgäste fühlen. Dann müssen wir schon auschecken und das Auto packen. Wir fahren die paar Kilometer bis Cochem, wo wir unser Auto auf einem großen Parkplatz hinterm Bahnhof parken, um zu Fuß in die Stadt zu gehen. Am Endertplatz nehmen wir den Shuttle zum Bundesbankbunker, auf den wir alle schon sehr gespannt sind. Wo bitte soll sich inmitten dieses beschaulichen Wohngebiets ein riesiger Bunker befunden haben? Im Vorfeld müssen wir ein paar Missverständnisse ausräumen, z.B. dass es sich hierbei nicht um einen Luftschutzpunker handelt und dieser nichts mit dem 2. Weltkrieg zu tun hat, sondern eher mit dem kalten Krieg danach. Jedenfalls sind die drei Jungs sehr interessiert und freuen sich auf die Führung, die um 10.00 Uhr beginnt.
Zusammen mit etwa 10 anderen Interessierten gibt uns Guide Werner eine Einweisung und erzählt etwas über die Geschichte des Bunkers. Er macht das sehr kindgerecht und erzählt interessant und frei, sodass auch unsere Jungs (die einzigen Kinder hier) interessiert Fragen stellen und Milan meint, Werner hätte er gerne als Lehrer in der Schule. In den 60er Jahren in den Berg gesprengt, wurden hier etwa 15 Milliarden D-Mark Ersatzwährung gelagert, die z.B. im Falle eines atomaren Angriffs zum Einsatz gekommen wäre, und das komplett geheim und unbemerkt. Den neugierigen Nachbarn hatte man erzählt, es handele sich um einen gewöhnlichen Luftschutzbunker, den sie sogar besichtigen konnten und der ihnen vorgeblich im Kriegsfall Schutz bieten sollte. Dass sich hinter der 8 Tonnen schweren Panzertür keine geheimen Dokumente, sondern Milliarden 10-, 20-, 50- und 100-D-Markscheine befanden, wusste nur ein ganz kleiner Kreis und nicht einmal Stasi oder KGB haben das herausgefunden. Die Eingangstür zur gesamten Anlage lag bis zur Auflösung des Bunkers 1988 getarnt als Garagentor mit Tischtennisplatte davor hinter zwei Tarnhäusern, die als eine Art Bildungsstätte dienten. Ein sehr interessanter, auch für Kinder spannender Ort und ein kurioser Teil westdeutscher Nachkriegsgeschichte. Wer die Mosel besucht, sollte einen Abstecher zum Bundesbankbunker unbedingt einplanen. Die Führung dauert eine Stunde.
Nach der Führung könnten wir uns vom Shuttle zurück zum Endertplatz bringen lassen. Da wir aber noch Zeit haben und Lust auf Bewegung, gehen wir den Weg den Berg hinunter zu Fuß. Wir schlendern nochmal in Ruhe durch die hübsche Cochemer Altstadt und nun bekommen die Jungs auch ihr Eis. Das Frühstück ist ja schon wieder ein paar Stunden her und der Hunger entsprechend groß. Mato gibt zudem das Geld, das ihm die Zahnfee letzte Nacht für einen ausgefallenen Eckzahn gebracht hat, auf dem kleinen Markt am Endertplatz aus. Nun ist er stolzer Besitzer einer umkrempelbaren Stoffkrake.
Um 13.30 Uhr legen wir an der Moselpromenade für eine Mosel-Schifffahrt ab. Das Wetter ist noch schön genug, um es sich oben an Deck bequem zu machen und von dort aus die schöne Aussicht auf Weinberge, Panoramastraßen, die Mosel-Loreley und hübsche Winzerörtchen zu genießen. Ein Kakao mit Sahne für die Jungs und ein Kaffee für uns darf zu diesem Glück natürlich auch nicht fehlen. Über Lautsprecher erfahren wir etwas über die Highlights, an denen wir vorbeikommen. Nach einer halben Stunde dreht unser Moselschiff elegant (was bei 50 Metern Länge auf der nicht viel breiteren Mosel ein Kunststück ist!) und fährt dieselbe Strecke wieder zurück. Vom Wasser aus sehen die sich an den Berg schmiegenden schmalen Häuser Cochems und die hoch darüber thronende Burg besonders eindrucksvoll aus. Eine schöne einstündige Schiffstour, die auch Kindern nicht langweilig wird!
Zurück an der Moselpromenade, ist unser aller Hunger schon wieder groß und wir finden ein Lokal mit Terrasse und typischen Spezialitäten wie Flammkuchen, in das wir einkehren.
Zum Schluss unseres Moselwochenendes haben wir uns noch eine Hauptattraktion aufgespart: die Besichtigung der Reichsburg Cochem. Dafür gehen wir steil bergan, immer mit Blick auf die alles überragende Burg und die darunter liegenden Weinberge. Die Reichsburg Cochem ist die größte Höhenburg an der Mosel und auch eine der höchstgelegenen. Errichtet im Mittelalter und im 17. Jahrhundert durch französische Truppen Ludwigs des 14. zerstört, wurde sie vom reichen Berliner Kaufmann Louis Ravené im 19. Jahrhundert im neogotischen Stil und angelehnt an ihr ursprüngliches Erscheinungsbild wieder liebevoll aufgebaut. Seit 1978 Eigentum der Stadt Cochem, thront sie mit all ihren Erkern und Zinnen und dem alles überragenden Burgfried über der Stadt und ist verständlicherweise absoluter Touristenmagnet. Wir treffen uns im Burghof zu einer Führung durch die prunkvollen Innenräume wie Rittersaal, Speisesaal und Jagdzimmer, die der Familie Ravené einst als Sommerresidenz dienten. Hier lässt sich einiges entdecken, versteckte Türen, „Fake-Türen“, die nirgendwohin führen und nur einer symmetrischen Ästhetik dienen, Eisbärenfelle und die Ritterrüstung eines Riesen von 2,38 Metern Körpergröße, den es damals wirklich gegeben haben soll. Auch einen unterirdischen Gang hinab ins Cochemer Zentrum soll es einst gegeben haben. Dieser ist allerdings verschüttet.
Mit vielen neuen Eindrücken einer sehr interessanten Region steigen wir den Berg wieder hinab und laufen zum Auto. Nun heißt es Abschied nehmen von der Mosel. In 1 ½ Stunden sind wir wieder zuhause und kommen bestimmt noch einmal wieder. Familien haben wir an diesem Wochenende wenige getroffen. Warum, ist uns schleierhaft, denn Ausflugsziele und Attraktionen für die ganze Familie gibt es in und um Cochem mehr als genug!
Infos über Urlaub an der Mosel
Die Moselregion ist wunderschön und ist ein ideales Ziel für einen Wochenendausflug oder Kurzurlaub. Auch für Familien bietet die Region einiges, man kann entlang der Mosel super Fahrrad fahren, die faszinierenden Burgen besichtigen und viele andere tolle Dinge erkunden. Mehr Infos zur Region findet ihr auf der Website www.visitmosel.de.
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