Die Küste des japanischen Meers hat ihren ganz eigenen Charme mit vielen schönen Stränden und Buchten. In den Alpen könnt ihr das Weltkulturerbe der Gassho-Dörfer bestaunen. Und wenn ihr dann zum Schluss eures Urlaubs nochmal einen Schönwetterstrand haben wollt, fahrt nochmal auf die Halbinsel Izu.
Die alte Kaiserstadt Kyoto
Tempel, Schreine, Bambuswald
Mit Kyoto steuern wir eines der Highlights unserer Japan-Rundreise an. Schon viel haben wir im Vorfeld über die ehemalige Kaiserstadt gehört und gelesen. Nach den Tagen in den japanischen Alpen und dem japanischen Meer freuen wir uns nun wieder auf eine Stadt. Und die soll mit ihrer zwölfhundertjährigen Geschichte ganz besonders sein.
Kyoto hat in der Vergangenheit im Vergleich zu anderen Großstädten Japans wirklich Glück gehabt. Von den Bombardements im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt verschont und dank der geografischen Lage zwischen hohen Bergen ist man hier vor Taifunen, aber auch vor anderen Naturgewalten wie Erdbeben und Hochwasser relativ sicher. So gab es in der Geschichte der Stadt kaum Zerstörung, so dass heute noch ganze Viertel mit historischen Häusern existieren. Und dementsprechend gibt es unzählige kulturelle Sehenswürdigkeiten und religiöse Stätten zu besichtigen. So viele, dass wir bei der Planung zunächst einmal etwas überfordert sind. Wo sollen wir anfangen, was ist wirklich empfehlenswert? Und dann klingen die Tempel auch alle noch so ähnlich. Man hat es wirklich nicht leicht bei der Planung.
Japanische Shopping Malls
Bevor es mit der eigentlichen Kultur losgeht, möchten wir zunächst einmal über eine andere Art von Kultur erzählen. In einem Außenbezirk von Kyoto halten wir an einem großen Einkaufszentrum, um uns Abendessen und zwei Campingstühle für die Jungs zu besorgen - in unserem Camper waren (wohl aus Versehen) nur zwei Stühle eingepackt. Wie in so vielen Shopping Malls in Japan gibt es auch hier wieder einige schräge Dinge zu entdecken, die für uns Europäer interessant, für Japaner hingegen wahrscheinlich das normalste der Welt sind.
Besonders beliebt bei unseren Jungs sind die Spielecken, die es in fast jedem größeren Einkaufszentrum gibt. Sie sind quietschbunt, es läuft nervtötende Musik und die Grenze zwischen Krabbelecke und Spielhölle verläuft fließend. Die Jungs sind komplett geflasht und setzen sich begeistert an irgendwelche Automaten. Es reicht ihnen völlig, einfach nur auf die blickenden Monitore zu schauen, Geld einwerfen wird zum Glück nicht verlangt. Dafür dürfen sie sich später an einer Armada von kleinen Spielzeugautomaten für 100 Yen etwas ziehen. Die Inhalte sind meist kleine Roboter, Käfer, Fische, Pokemons oder sonst allerlei erdenkliche Figuren aus Plastik.
In einer Art Forum findet gerade ein Model Contest für Kinder statt. Solche Veranstaltungen sind wohl überall auf der Welt sehr bizarr, hier in Japan sind sie es noch ein wenig mehr (quietschende Moderatorin, kleine aufgetakelte Mädchen im Japan-Style, stolz applaudierende Eltern mit der notwendigen japanischen Contenance). Da hilft der Blick in den Hundesalon neben der Bühne nur wenig, um wieder runter zu kommen.
Blick auf Kyoto
Es ist bereits dunkel als wir schließlich in Kyoto ankommen. Auf der Suche nach einem Schlafplatz folgen wir dem Tipp von Japan Campers und steuern einen Parkplatz auf dem Berg Daimonji-yama an (siehe auch 10 kostenlose Stellplätze in Japan). Von einer Aussichtsterrasse haben wir einen grandiosen Blick auf das nächtliche Kyoto. Der Ausblick ist toll, aber an einem Samstag kann man den Parkplatz nur bedingt empfehlen, denn hier herrscht nachts ordentlich Trubel. Neben vielen Touristen nutzen auch romantisch veranlagte Pärchen den Ort, um wahrscheinlich die Aussicht zu genießen. Besonders beliebt hat sich ein motorbegeisterter Jüngling gemacht, der in den frühen Morgenstunden ein mitgebrachtes Verkehrshütchen mitten auf dem Platz aufstellt, um dann in seinem tiefergelegten Honda kernig ein paar heiße Runden drumherum zu drehen. Der passende Anschiss von den sonst so ruhigen Schlafnachbarn in den anderen Autos lässt nicht lange auf sich warten. Die Worte sitzen anscheinend, denn unser Möchtegern-Rennfahrer kuscht kleinlaut und zieht davon - nicht ohne vorher den orangenen Pylonen lässig im Fahren durchs Fenster einzusammeln.
Kiyomizu-dera
Leider können wir unseren Campervan nicht auf dem Parkplatz oben auf dem Berg stehen lassen, denn wir kommen hier sonst einfach nicht weg. In der Nähe fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel und der Fußweg ins Tal erscheint uns bei der aufkommenden Hitze doch zu anstrengend zu sein. Also setzen wir uns in den Wagen und starten das Abenteuer Parkplatzsuche in Kyoto.
Der Kiyomiza-dera, der "Tempel der reinen Wassers", zählt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Kyotos. Wir hatten die Tempelanlage schon auf unsere Must-See-Liste gesetzt und praktischerweise kommen wir auf dem Weg vom Berg in die Stadt genau hier vorbei. Das mittlere Verkehrschaos in den umliegenden Straßen lässt und schon erahnen, was hier los ist. Wir parken auf einem Mini-Parkplatz in einer Häuserlücke und gehen durch ein schönes Viertel mit kleineren Holzhäusern berauf zum Eingang. Spätestens jetzt spüren wir auch den Nachteil der geografischen Lage der Stadt. Durch die umliegenden Berge kommen nicht nur Taifune nicht vor, es kommt überhaupt kein noch so leichtester Windzug auf. Entsprechend heiß und schwül ist es hier im Sommer. Die Temperaturen kratzen an den 40 Grad als wir ganz langsam in Richtung Tempel gehen.
Auf unserer Liste der besuchten Unsesco Weltkulturerbe-Stätten können wir wieder ein Häkchen setzen, denn auch der Kiyomizu-dera zählt dazu. Es ist später Nachmittag und einiges los hier in der Anlage. Dennoch ist es nicht anstrengend mit all den vielen Menschen - von der Hitze mal abgesehen.
Wir spazieren durch die Parkanlage und schauen uns dabei kleine Gärten und Schreine an. Die Haupthalle des Kiyomizu-dera wird gerade (Stand Sommer 2016) renoviert und von einem riesigen Bambusgerüst mit Plastikfolie bedeckt. Für einen geringen Eintrittspreis kann man aber trotz der Bauarbeiten das Innere der Halle anschauen. Wir verzichten darauf und genießen stattdessen den tollen Ausblick auf Kyoto, den wir von hier haben.
Zurück zum Van geht es über eine kleine, aber belebte Fußgängerstraße vorbei an Cafes und Souvenirläden.
Den Plan, als nächstes den Tetsugaku no michi, den Philosophenweg, entlang eines kleinen Kanals zu spazieren, verwerfen wir. Die Hitze macht sowohl den Kindern als auch den Eltern doch etwas zu schaffen und sicherlich ist der August nicht der beste Monat, um Kyoto zu besuchen. Die Temperaturen waren an unseren ersten Tagen immer so um die 30 Grad, was uns nichts ausgemacht hat. Kyoto toppt das ganze dann aber doch.
Kinkaku-ji
Wir entscheiden uns schweren Herzens dazu, unseren Besuch in Kyoto abzukürzen und am Abend weiter in Richtung Himeji und Hiroshima weiterzufahren. Vorher haben wir aber noch zwei Punkte auf dem gekürzten Progamm, den Tempel Kinkaku-ji und den Bambuswald in Arashiyama.
Der Tempel Kinkaku-ji zählt ebenfalls zu den absoluten Highlights in Kyoto. Er liegt im Norden der Stadt, wohin wir einmal quer durch die Stadt überraschend entspannt hinfahren. Auch hier ist einiges los, was uns aber nicht stört. Der Eintritt in die Tempelanlage kostet 400 Yen pro Person und schon befinden wir uns auf dem abgesteckten Rundweg durch das Gelände. Direkt am Anfang kommen wir an dem Goldenen Pavillon vorbei, der malerisch an einen kleinen See liegt und komplett mit Gold überzogen ist. Die Bilder, die wir von dem berühmten Pavillon schießen, haben wahrscheinlich alle anderen Kyoto-Besucher ebenfalls auf ihren Kameras. Denn es gibt einen wohlorganisierten Foto-Platz, von dem aus die Menschenmassen ihr persönliches Erinnerungsfoto von dem Idyll machen können.
Der Weg führt uns weiter durch eine schöne Gartenanlage mit kleinen Bachläufen, Teichen und Schreinen. An einigen Stellen können wir durch Münzwürfe wieder mal unserem Glück auf die Beine helfen.
Bambuswald in Arashiyama
Etwas außerhalb im Westen Kyotos liegt Arashiyama und ist somit perfekt für unsere spätere Weiterfahrt gelegen. Hier kann man auf dem Fluss Katsuragawa eine Bootstour unternehmen oder den Affenpark auf dem Iwata-yama besuchen. Wir sind allerdings wegen des Bambuswaldes hierher gekommen, durch den wir einmal spazieren wollen.
Wir haben mittlerweile späten Nachmittag als wir die Hauptstraße in Arashiyama entlang fahren und Ausschau nach einem günstigen Parkplatt halten. Zu dieser Tageszeit sind bereits die meisten Besucher wieder abgereist, wir können aber erahnen, was hier tagsüber für ein Trubel herrscht.
Von der Hauptstraße führt ein Fußweg hinein in den Bambuswald. Schon nach wenigen Metern sind wir mittendrin in diesem imposanten Wald. Die meterhohen Bambusbäumen stehen dicht nebeneinander und bilden so ein grünes Dach. Den Himmel können wir nicht sehen. Es sind kaum andere Besucher unterwegs, so dass eine fast andächtige Stimmung herrscht. Nur die Zikaden bieten einen permanente Soundkulisse. Hier und da spazieren junge Damen in traditionellen Gewändern an uns vorbei, fast immer zu zweit. Dazwischen kommt ein Rikschafahrer mit Kundschaft vorbeigetrabt.
Wir sind wirklich begeistert und froh, dass wir so spät hier angekommen sind. Die Vorstellung, hier mit tausenden anderen Touristen durchzulaufen ist gerade sehr befremdlich.
Es dämmert bereits als wir wieder bei unserem Campervan ankommen. Wir verlassen Kyoto nach nur einem Tag mit der Gewissheit, eines Tages nochmal zurückzukehren. Dann aber im Frühling oder Herbst, wenn die Temperaturen für einen Städtetrip angenehmer sind. Jetzt fahren wir erstmal hinaus in die Nacht in Richtung Hiroshima. Irgendwo werden wir später sicher einen Michi-no-eki finden, auf dem wir übernachten werden.
Kommentare
Die Fotos von dem Bambuswald sind sehr schön. Habe ich so noch nie gesehen!
Gruß
Leon
Wir fanden Kyoto auch vor allem: heiß!! Den Arashiyama Forest am Mittag kann man tatsächlich vergessen, das war für uns eine Enttäuschung. Dafür haben wir am Abend den Fushimi Inari bewundern können... ❤
Euer Schlafplatz klingt immer noch besser als unserer: Wir haben irgendwo in der Vorstadt vor einem 7Eleven gestanden :-( Naja - wir sollten wirklich mal Reisegeschichten austauschen!
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Japan ist berühmt für vieles, sicherlich nicht für seine Traumstrände. Völlig zu unrecht! Auf Izu könnt ihr Strandurlaub vom Feinsten machen, in den tollen Wellen baden und surfen und es euch einfach gutgehen lassen.