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Über den hohen Atlas

durch das Draa-Tal nach Zagora

Atlas Draa Zagora Marokko Reisen mit Kindern

Der Auftakt unserer Marokko-Reise mit dem Aufenthalt in Marrakesch ist bereits ein voller Erfolg gewesen. Nach den Erfahrungen fühlen wir uns nun gut gewappnet und freuen uns, die Rundreise in unserem Dacia Logan anzutreten und das Land zu erkunden.

Über den hohen Atlas

Die Etappe von Marrakesch nach Agdz auf der anderen Seite des Atlasgebirges wird mit gut 300 Kilometern eine der längsten auf unserer Rundreise sein. Dementsprechend haben wir uns mit ausreichend Hörspielen eingedeckt, um den Jungs ein gutes Bordprogramm bieten zu können. Den Fehler von unserer letzten Türkei-Reise wollen wir nicht wiederholen, da hatten wir nur eine "Was ist Was - Polizei"-CD mit. Und die können wir jetzt alle mehr als auswendig.

Wir verlassen Marrakesch und fahren die N9 in Richtung Atlasgebirge, das sich in der Ferne bereits vor uns aufbaut. Die Straße ist auf der gesamten Strecke sehr gut ausgebaut und relativ wenig befahren. Wir kommen recht gut voran, auch wenn die Straße immer kurviger wird je höher wir kommen.
Die Strecke ist sehr reizvoll und abwechslungsreich. 
Nach dem ersten Anstieg bietet sich uns ein schöner Blick zurück auf Marrakesch und die umliegenden Täler. Im weiteren Verlauf präsentieren sich uns immer wieder neue Landschaften, mal grüne, satte Täler, mal karge, unbewachsene Felsformationen. Die Farben des Gesteins erscheinen abwechselnd in rot, braun, grün oder schwarz.

Marokko Marrakesch Reisen mit Kindern
Einmal quer über den Atlas

Entlang der Strecke preisen zahlreiche Händler am Straßenrand Mineralien und Fossilien an. Damit haben wir Milan bereits im Vorfeld die Fahrt schmackhaft gemacht und selbstverständlich halten wir bei einem Stand an. Ein älterer Mann zeigt uns geduldig sein gesamtes Angebot und packt einen Stein nach dem anderen aus, in denen sich knallig bunte Kristalle befinden. Milan entscheidet sich für einen lilafarbenen und wählt für Mato (der im Auto schläft) einen grünen aus. Zusätzlich bekommt er vom Händler noch einen kleinen weißen Bergkristall geschenkt. Voller Stolz sitzt Milan die kommenden Kilometer hinten im Auto und betrachtet fasziniert seine neuen Errungenschaften.

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Mineralien und Bergkristalle am Straßenrand

Mittags halten wir in einem kleinen Restaurant kurz vor dem höchsten Pass, dem Tizi n´Ticka, auf 2.260 Metern. Es gibt wie immer zwei Gerichte zur Auswahl, Tajine oder Couscous. Wir entscheiden uns für Tajine, die Jungs essen ein Berber-Omelette mit Gemüse. Sehr amüsant: Während des Essens werden wir von einer älteren Japanerin aufgeregt auf Englisch angesprochen. Die gute Dame wundert sich darüber, dass Jenny als Marokkanerin gar nicht verschleiert ist und wollte mal fragen, was denn los sei. Sowas auch! Als wir ihr erklären, dass wir gar keine Marokkaner sind, überrascht sie das völlig. Nach einem kurzen Moment der Fassungslosigkeit winkt sie freundlich unseren beiden blonden Jungen zu und verabschiedet sich wieder.

Auf der anderen Seite des Tizi n´Ticka geht es nun wieder abwärts. Wir befinden uns mittlerweile in der Region Souss-Massa-Draa und steuern Ouarzazate an. Von hier sind es dann noch weitere 80 Kilometer bis nach Agdz. Auch wenn uns Einheimische und der Reiseführer weismachen wollten, dass die Überfahrt zwischen drei und vier Stunden dauern würde, sind wir fast den ganzen Tag unterwegs. Ich weiß auch nicht, wie die Strecke schneller zu schaffen sein soll, schließlich handelt es sich meist um eine kurvige Gebirgsstraße mit 60 km/h Tempolimit.

Wir sind froh, als wir schließlich in unserer Unterkunft in Agdz ankommen und sind freudig überrascht, wie schön es hier ist. Den Bericht über den Aufenthalt im Le Chant des Palmiers könnt ihr hier lesen.

Fotogalerie Atlas

Draa-Tal und die Straße der Kasbahs

Bei Agdz beginnt das Draa-Tal, das sich 200 Kilometer durch die Wüste bis M´Hamid erstreckt. Wir fahren bis nach Zagora und ein wenig weiter zu den Dünen von Tinfou. Dabei ist das Ziel erstmal zweitrangig, denn die Fahrt an sich durch diese wunderschöne Landschaft macht schon viel Freude.
Immer am Fluß Draa entlang bieten sich uns herrliche Ausblicke auf die ausgedehnten Palmenoasen. Überhaupt ist die Gegend hier am Draa äußerst fruchtbar und wir erfahren von Einheimischen, dass fast zu jeder Jahreszeit hier geerntet werden kann. So gibt nahezu jeder Monat eine Frucht her, z.B. Datteln, Feigen, Orangen oder Aprikosen.

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Die Straße der Kasbahs

Immer wieder fahren wir durch kleine Dörfer oder Ortschaften, die aus wenigen Lehmhütten bestehen. Auch wenn das Leben hier auf uns einfach und hart wirkt, so machen die Menschen einen zufriedenen und fröhlichen Eindruck. Wir sehen Frauen, die im Draa ihre Wäsche waschen, Männer die entlang der Straße kilometerweit zum nächsten Ort gehen und Kinder, die in den kleinen Bewässerungskanälen plantschen. Und sehr häufig freuen sich die Menschen, wenn sie uns sehen und grüßen freundlich.

Die Landstraße N9 zwischen Agdz und Zagora wird auch die "Straße der Kasbahs" genannt und das nicht zu Unrecht, denn sie führt an zahlreichen prachtvollen Kasbahs vorbei. Kasbahs sind teilweise jahrhundertealte kleine Burgen oder Festungen der Berber, die sich innerhalb einer Medina (Altstadt) oder eines befestigten Dorfes (Ksar) befinden. Sie sind aus rotem Lehm gebaut und stehen hier am Draa meist am Rande der Oasen. Viele dieser Kasbahs sind heute noch bewohnt und werden nach jahrelangem Zerfall nun renoviert. Denn die Besitzer haben mittlerweile den Wert dieser Gebäude erkannt, denn ob als Hotel oder als Museum, sie locken Touristen an und bringen zusätzliche Einnahmen. Und wenn das hilft, die Gebäude vor dem Zerfall zu retten und die Menschen hier zu unterstützen, dann ist das ja insgesamt eine gute Sache für alle Beteiligten.

Fotogalerie Draa-Tal

In der Kasbah von Tamnougalt

Kurz hinter Agdz nehmen wir eine kleine Seitenstraße, die parallel zur N9 verläuft und uns über eine brüchige Betonbrücke auf die andere Seite des Draas führt. Mitten durch die Palmenhaine fahren wir bis zu dem Ort Tamnougalt, der heute noch in einem sehr ursprünglichen Zustand zu bewundern ist. Sehenswert ist auch die Kasbah des Ortes, die bereits als Kulisse für verschiedene Spielfilme gedient hat, zuletzt für die französische Produktion Aladdin, worauf man hier natürlich sehr stolz ist.

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Eingang zur Kasbah von Tamnougalt

Am Ortseingang zeigt uns ein junger Mann, wo wir parken können. Wie praktisch, denn durch das Abstellen unseres Wagens auf dem vorgeschlagenen Parkplatz haben wir ihn quasi auch direkt als Fremdenführer engagiert. In einer Mischung aus Französisch und Englisch erzählt er uns über das Leben im Dorf, erklärt die Bauweise der Lehmgebäude und führt uns schließlich in die Kasbah, die wir gegen eine aufgrund fehlenden Wechselgelds großzügigen Spende für die Renovierung besichtigen können. Unser Guide ist sehr freundlich und erklärt ganz entspannt, dass wir ihm für die Führung einfach das zahlen können, was wir für richtig halten: "Give me what you want, no problem!"
Man mag es kaum glauben, aber hier leben wirklich Menschen. Auch wenn dieser Ort eher wie ein Freilichtmuseum wirkt, gibt es hier Wohnhäuser, Läden und sogar einen Kindergarten. Selbst Schafe entdecken wir hinter einer Holztüre.

Der Besuch von Tamnougalt und der gut erhaltenen Kasbah hat sich gelohnt und eine Führung ist absolut empfehlenswert und interessant. Nach einer halben Stunde stehen wir wieder auf dem Parkplatz und geben unserem Guide 100 Dirham (ca. 10 €), die ihm dann jedoch nicht genug sind. Von wegen "gebt mir, was ihr wollt", denn jetzt geht leider wieder eine leidige Diskussion los, was den interessanten Besuch am Ende doch etwas trübt. Bei aller Freundschaft, aber mehr als 30 € für die kurze Führung inklusive Spende zu zahlen, halten wir für vollkommen überzogen. 

Fotogalerie Tamnougalt

Nach Zagora und noch weiter

Zagora war lange Jahre eine wichtige Karawanenstation kurz vor der Wüste. An die alten Zeiten erinnert am Ortsausgang das legendäre und mittlerweile erneuerte Schild "Tombouctou 52 jours". Diese Zeiten sind allerdings lange vorbei und entgegen unserer Erwartungen erinnert nicht mehr viel an den Mythos vergangener Tage. Zagora hat sich zu einem Verwaltungszentrum entwickelt, dessen Häuser sich entlang der großen Avenue Mohammed V formieren. Viel gibt es hier nicht zu sehen und so machen wir uns zunächst mit dem Auto auf die Suche nach etwas Essbaren und fahren zum Tagessouk.

An einer Ampel werden wir plötzlich von zwei Mopedfahrern umzingelt, die uns recht forsch zu einer mehrtägigen Kamelexkursion animieren wollen. Die Erklärung, dass wir kein Interesse haben und nur auf der Durchreise sind, wird ignoriert. Die Ampel wird grün, wir fahren weiter. Die Mopedfahrer uns hinterher. Wir wenden in einem Kreisverkehr und halten am Markt. Die beiden lassen nicht locker und fangen wieder an, uns zu umschwirren und die Kameltour anzupreisen. Wir erklären es nochmal und hoffen, dass sie es jetzt verstehen.
Wenig später kaufen wir in einem kleinen Laden Wasser und etwas Proviant. Und wer steht vor der Türe als wir herauskommen und begrüßt uns mit: "Want a camel-tour?"

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Berühmtes Schild mit Nostalgie-Charakter

Wir verlassen Zagora und somit auch das Draa-Tal. Die Straße führt nun durch eine karge Steinwüste, immer geradeaus. Wir wollen ein wenig klassisches Sahara-Feeling erhaschen und da die großen Dünenlandschaften von Erg Chebbi leider nicht auf unserer Route liegen, erhoffen wir uns von den Dünen von Tinfou zumindest einen kleinen Ersatz.
Um es vorweg zu nehmen, den Ausflug hätten wir uns sparen können. Von der Landstraße aus können wir bereits die Dünen sehen und sind etwas verwundert, hatten wir sie uns doch viel größer vorgestellt. Wir biegen auf eine Piste ab, die zum Sahara Sky Hotel führt, einem Hotel mit Observatorium. Wir betreten kurz das Hotel, um nachzufragen, ob man hier etwas essen kann. An der Rezeption ist niemand. Wir betreten einen großen Speisesaal, der auch menschenleer ist. Ein wenig erinnert mich das ganze Szenario an die marokkanische Version des Overlook-Hotels aus Shining. Sehr seltsam hier. Wir wollen das Gebäude gerade wieder verlassen, da rührt sich doch noch etwas an diesem verlassenen Ort und es erscheint ein älterer Marokkaner, der uns aber auch nicht weiterhelfen kann. Die Küche hat jedenfalls zu, was wir uns irgendwie auch schon gedacht haben.

Unsere Ankunft beim Hotel ist unterdessen nicht unentdeckt geblieben. Als wir wieder auf den Parkplatz kommen, werden wir bereits von einem Mann erwartet, der uns - Achtung! - mal wieder eine Kamel-Tour andrehen möchte. Im Hintergrund kommen bereits die passenden Tiere angetrabt. Es ist wirklich sehr heiß hier und keine gute Zeit für eine Kameltour. Daher verabschieden wir uns und fahren wieder zurück in Richtung Zagora.

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Die Dünen von Tinfou

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