In den Herbstferien stechen wir in See und unternehmen für 2 Tage eine Mini-Kreuzfahrt. Eine tolle Gelegenheit, um zwei skandinavische Hauptstädte zu besuchen.
24 Stunden Stockholm
Auf Kurzbesuch in Schwedens Hauptstadt
Stockholm ist immer noch so schön wie ich es von meinem letzten Besuch vor 20 Jahren in Erinnerung habe. Allein die Lage ist schon einmalig, denn die schwedische Hauptstadt verteilt sich auf 14 Inseln. Dazu kommen hübsche Häuser, eine entspannte und angenehme Atmosphäre, freundliche und irgendwie auch immer gutaussehende Menschen - viel zu meckern gibt es hier nicht und daher ist Stockholm immer eine Reise wert.
Wir sind leider nur auf einem ganz kurzen Besuch hier, denn wir unternehmen eine Mini-Kreuzfahrt mit Tallink Silja und schippern von Stockholm nach Helsinki und wieder zurück. Insgesamt sind wir vier Tage unterwegs und wollen die Zeit in Stockholm - es sind gerade mal 24 Stunden zwischen unserer Landung und der Abfahrt unseres Schiffes - möglichst sinnvoll nutzen.
Anreise nach Stockholm
Mit dem Flugzeug landen wir am frühen Donnerstag Mittag auf dem Flughafen Arlanda, der gute 40 Kilometer nördlich vom Stockholmer Stadtzentrum entfernt ist. Bereits vor der Reise haben wir uns online Tickets für den Arlanda Express gesichert, der alle 30 Minuten vom Terminal in 20 Minuten zum Hauptbahnhof fährt. Online gibt es oftmals Rabatte und Familienangebote, so dass sich ein frühzeitiger Blick auf die Website www.arlandaexpress.com lohnt.
Unsere Unterkunft: Das Generator Hostel
Damit wir nicht so viel laufen müssen, habe ich vor der Reise ein Hotel in zentraler Lage gesucht, das Familienzimmer anbietet. Gefunden habe ich das Generator Hostel, das wir vom Bahnhof in 5 Minuten zu Fuß erreichen. Vom Look her ist das Hostel recht modern und hipp, mit ausgefallenen Accessoires und Gestaltungselementen. So etwas mögen wir. Das Personal ist freundlich und alles ist herrlich unkompliziert. In der Lobby stehen Fahrräder und Skateboards zum Ausleihen bereit. Nette Sache, die aber für uns nicht so richtig passt. Das Publikum ist ziemlich gemischt, von jungen Backpackern, Hipstern über rüstige Rentner ist so ziemlich alles dabei und verbringt die Zeit im Café neben der Lobby.
Unser Zimmer ist von der Größe her ausreichend und modern und stylisch eingerichtet. Alles ist ziemlich neu, sauber und gepflegt. Mit einem Doppel- und einem Etagenbett ist es perfekt für Familien geeignet. Auch der Preis ist für das Niveau und die zentrale Lage mit 99 € pro Nacht mehr als in Ordnung.
Die Altstadt: Gamla Stan
Wir verlieren keine Zeit, verstauen unser Gepäck auf dem Zimmer und machen uns auf den Weg in Stockholms Altstadt Gamla Stan. Noch ist es hell und wir wollen schließlich etwas von der Stadt sehen. Als wir nach einem längeren Spaziergang durch die Innenstadt die Altstadt, die sich auf der Insel Stadsholmen befindet, erreichen, dämmert es bereits. Wir gehen die schönen Gassen entlang, vorbei an zahlreichen Souvenirshops, die allerlei Schwedenzeugs (Fußballtrikots, Fahnen, Gnome, Wikinger-Helme usw.) verkaufen. Jetzt, wo es langsam dunkel wird und überall die Lichter angehen, ist es besonders heimelig.
Frisch ist es und wir haben Hunger. Die Auswahl an Restaurants ist groß, so dass die Familie sich nicht wirklich einigen kann. Auf Wunsch der Söhne kehren wir in einen Burger-Laden ein, in dem als Bonus die Premier-League gezeigt wird. Zwei Volltreffer auf einmal! Nach dem Essen schlendern wir weiter durch die hübsche Altstadt und schauen uns die Mårten Trotzigs Gränd an, mit einer Breite von teilweise nur 90 Zentimetern Stockholms schmalste "Straße". Das ist jetzt nicht das Top-Highlight, aber trotzdem nett, einmal hier durchzulaufen.
Wir kommen an der Tyska Kyrkan vorbei, der deutschen Kirche. Durch den Handel im 13. und 14. Jahrhundert zwischen Schweden und der Hanse lebten viele Deutsche in Stockholm und gründeten ihre eigene Gemeinde inklusive Kirche. Den deutschen Einfluss entdeckt man in der Gamla Stan an vielen Ecken, zum Beispiel bei Inschriften über vielen Hauseingängen oder an Straßennamen.
Kreuz und quer spazieren wir durch die Altstadt und genießen ihr nettes Flair. Schließlich kommen wir am Stortorget heraus, dem ältesten Platz der Stadt, der besonders schön anzuschauen ist. Hier befindet sich auch das Nobelmuseum, das sich in der ehemaligen Stockholmer Börse befindet.
In unmittelbarer Nähe befindet sich das Kungliga slottet, das Königsschloss. Mittlerweile ist es ziemlich frostig geworden und wir beneiden den armen Wachsoldaten nicht, der hier stramm stehend das Eingangstor bewacht. Dabei wohnen König Carl Gustav und Königin Silvia gar nicht mehr hier sondern im etwas entfernteren Schloss Drottningholm. Das Schloss hier dient mittlerweile nur noch repräsentativen Zwecken und kann teilweise auch besichtigt werden.
Unterwegs mit dem Stockholm Pass
Am nächsten Morgen checken wir zeitig aus unserem Zimmer aus und verstauen unser Gepäck in Schließfächern im Generator Hostel. Wir haben noch einige Stunden Zeit bis um 17:00 unsere Schiff in Richtung Helsinki aufbricht.
Wir haben uns für einen Tag den Stockholm Pass besorgt. Er ist für 1 bis 5 Tage erhältlich und kostet für Erwachsene ab 63 Euro (für Kinder von 6 - 15 Jahren 31 €). Mit dem Pass kann man mehr als 60 Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen wie zum Beispiel das Schloss Drottningholm, das Vasa Museum, das Nordische Museum, das Skansen Freilichtmuseum, den Vergnügungspark Gröna Lund oder den Skyview. Auch kann man mit dem Pass Bootstouren unternehmen und den Hop-on-Hop-off-Bus nutzen.
Für Kinder unter 6 Jahren sind die meisten Eintritte in Museen frei und jetzt während der Herbstferien auch für ältere Kinder. Selbst in Straßenbahnen fahren Kinder in den Ferien ab 12:00 Uhr umsonst mit.
Den Stockholm Pass kann man online auf www.stockholmpass.de kaufen und sich diesen auf sein Smart Phone herunterladen, ihn vor Ort beim Tourismus Center in Stockholm abholen oder sich per Post zuschicken lassen. Man sollte aber schon bei der Planung des Stockholm-Besuchs überschlagen, ob sich die Anschaffung lohnt. Grundsätzlich ist der Pass schon sehr praktisch, wenn man wenig Zeit hat, wobei ich ihn eher für mehrere Tage empfehlen würde.
Die Museumsinsel Djurgården
Von unserer Unterkunft machen wir uns auf den Weg zum zentralen Platz Sergels Torg in der Innenstadt. Von hier aus wollen wir mit der Straßenbahn auf die Insel Djurgården fahren, wo es eine Vielzahl von interessanten Museen und viele grüne Parkflächen gibt. Auch wenn wir mit unserem Stockholm Pass die Anreise per Boot vornehmen können, erscheint uns der Landweg über eine Brücke doch schneller und praktischer.
Das Straßenbahnfahren in Stockholm ist leider nicht ganz so einfach. Da dieses Verkehrsmittel nicht im Stockholm Pass enthalten ist, lade ich mir die App der Stockholmer Verkehrsbetriebe herunter, um mobil Tickets zu kaufen. Was in der Theorie und auf der Internetseite so leicht beschrieben wird, klappt nur in der Realität nicht. Leider werden unsere beiden Kreditkarten von der App abgelehnt, eine alternative Zahlungsmethode gibt es nicht. Also kaufen wir uns am Automaten an der Haltestelle Tickets. Zum Glück haben wir ein paar schwedische Kronen umgetauscht, denn ansonsten kommt man so gut wie überall in Stockholm bargeldlos aus. Denn natürlich sind die Ticketautomaten die große Ausnahme und man kann nur bar zahlen. Und nur eine Karte auf einmal kaufen. Das dauert und nervt und lässt uns eine Bahn verpassen.
Dann sind wir aber sehr happy, als wir auf Djurgården ankommen und nun die Qual der Wahl haben. Denn hier gibt es auf engstem Raum einige Museen und Sehenswürdigkeiten:
Das Nordische Museum (Nordiska Museet) ist ein altes, herrschaftliches Gebäude wie aus einem Harry Potter-Film. So muss ein Museum einfach aussehen, in dem man viel über die Kulturgeschichte und den Alltag sowie die Traditionen Skandinaviens vom 16. Jahrhundert bis heute erfahren kann.
Das Museum Junibacken widmet sich der schwedischen Kinderliteratur und insbesondere den Büchern Astrid Lindgrens. Hier trifft man auf Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Ronja Räubertochter, Michel aus Lönneberga und die Brüder Löwenherz, aber auch auf Pettersson und Findus, Willi Wiberg und die Mumins. Das Museum eignet sich besonders für Kinder bis 8 Jahren, die dort die Villa Kunterbunt besuchen oder in einem Märchenzug fahren können.
2013 wurde auf Djurgården das ABBA-Museum mit einer interaktiven Ausstellung über die bekannteste schwedische Pop-Gruppe eröffnet. Der Eintritt in das Museum ist leider nicht im Stockholm Pass enthalten.
Gröna Lund, auch "Tivoli" oder einfach nur "Grönam" genannt, ist Schwedens ältester Vergnügungspark. Direkt am Wasser gelegen werden den Besuchern über 30 Attraktionen und Fahrgeschäfte geboten. Ein Highlight ist die Berg- und Talbahn Twitter aus Holz.
Skansen auf Djurgården wurde 1891 gegründet und ist somit das erste Freiluftmuseum der Welt. Über 100 historische Bauernhöfe und Häuser wurden aus Schweden zusammengetragen und erzählen einiges über das Leben in den letzten Jahrhunderten. Bauern, Bäcker, Zimmerleute arbeiten hier und erzählen ihre Geschichten. Und auch einige Tiere wie Bären, Luchse, Wölfe oder Bisons leben auf dem großzügigen Museumsgelände.
Das Vasa-Museum
Nicht ganz ohne meinen Einfluss entscheiden wir uns, das Vasa-Museum auf Djurgården zu besuchen. Es ist bereits mein dritter Besuch bei dem historischen Segelkriegsschiff, das nahezu vollständig erhalten zu besichtigen ist.
Bei meinem ersten Besuch muss ich ungefähr 9 Jahre alt gewesen sein. Damals gab es noch kein Museum, die Vasa lag in der provisorischen Vasa-Werft, einem Wellblechgebäude, das um das Schiff gebaut wurde. Ich erinnere mich noch gut an den Gestank der Konservierungsstoffe, mit denen die Vasa behandelt wurde.
Seit 1990 gibt es nun aber ein richtiges Museum, das mittlerweile das meistbesuchte Museum in ganz Skandinavien ist. Dafür geht es an diesem Freitag Vormittag dort aber gemütlich zu, denn voll ist es nicht. So können wir uns von sechs verschiedenen Ebenen ganz in Ruhe die Vasa anschauen.
Die Vasa galt 1628 als das Prunkstück der schwedischen Kriegsflotte und zählte zu den größten und am stärksten bewaffneten Schiffen der damaligen Zeit. Blöd nur, dass sie auf ihrer Jungfernfahrt nach einer Fahrtzeit von 20 Minuten und gerade mal 1300 gefahrenen Metern in der Stockholmer Bucht sank. Ein Konstruktionsfehler sorgte für massive Instabilität, so dass das Schiff zunächst gehörig in Schräglage geriet. Durch die Kanonenlöcher drang das Wasser ins Innere und führte letztendlich zum Untergang.
Das gesunkene Schiff geriet ein wenig in Vergessenheit bis es 1956 nach längerer Suche wieder gefunden wurde. Das Holz der Vasa war durch den hohen Schwefelanteil im Hafenwasser gut konserviert, wodurch das Schiff fast vollständig erhalten blieb. Schließlich wurde die Vasa nach mehrjähriger Vorbereitung 1959 angehoben und 1961 endgültig zu einem Trockendock geschleppt, wo sie restauriert und über 17 Jahre lang mit Konservierungsstoffen imprägniert wurde.
Heute kann man die Vasa in der 34 Meter hohen Haupthalle von allen Seiten und in voller Pracht bestaunen. Dazu wird eine Vielzahl von archäologischen Funden ausgestellt, die den damaligen Alltag an Bord (auch wenn dieser zumindest auf der Vasa nur von kurzer Dauer war) veranschaulichen. Auch die Bergung ist ausführlich dokumentiert und anschaulich erklärt.
Der Eintritt für Erwachsene beträgt 130 SEK (ca. 13 €), Kinder bis 18 Jahren haben freien Eintritt. Es wird eine MP3-Führung angeboten, die man sich vor Ort mit dem freien WLAN auf sein Handy herunterladen kann. So kann man 15 Stationen im Museum abgehen und sich in der gewünschten Sprache alles erklären lassen.
Vasastan und Vasaparken
Wir verlassen Djurgården mit dem Bus und fahren zum Stadtteil Vasastan. Es ist kein Zufall, dass viele Namen in Stockholm "Vasa" enthalten, denn dies ist auf die schwedische Königsdynastie Wasa (1521 bis 1654) zurückzuführen.
Wir schlendern durch den beliebten Stadtteil im Zentrum von Stockholm, in dem es viele Kunstgalerien, Antiquitäten- und Second-Hand-Läden, aber auch Boutiquen von jungen Designern gibt. Ein wirklich sympathisches Viertel mit schöner Architektur.
Auf Höhe des Vasaparken, einem großen Platz zwischen Odenplan und Sankt Eriksplan machen wir in dem kleinen, sehr gemütlichen Café Koya Mittagspause. Das japanische Café bietet eine kleine Auswahl an unheimlich leckeren japanischen Gerichten wie z.B. Udon, Salaten oder auch verdammt leckeren Macha-Torten.
Nach dem leckeren Essen wollen die Jungs aber unbedingt noch einen Hot Dog essen, quasi als Nachtisch. Wie sie hier in Schweden auf diese Idee kommen? Man weiß es nicht... Am Eingang zum Vasaparken werden wir in einer Imbissbude fündig und die Jungs sind glücklich.
Astrid Lindgren lebte und arbeitete von 1941 bis zu ihrem Tod 2002 in der Dalagatan 46 vis-à-vis zum Park. In der Wohnung mit Blick auf den Vasastan schrieb sie all ihre weltberühmten Kinderbuchklassiker. Wer interessiert ist, kann die Wohnung nach vorheriger Reservierung besichtigen. Es werden auch deutsche Führungen angeboten.
Der Vasaparken besteht zum einen Teil aus großangelegten Sportplätzen, auf denen die Stockholmer Kinder nach der Schule herumkicken. Die andere Seite ist hügelig und toll für eine kurze Auszeit. Der Spielplatz macht auch unseren Jungs viel Spaß, denn man kann sich in einer Bullerbü-Hütte verschiedene Spielsachen ausleihen. So stehen auch Hockeyschläger und Tore bereit, so dass wir ein kleines Match austragen können.
Stockholm ist eine wunderschöne Stadt mit einer sehr einladenden und angenehmen Atmosphäre. Gerade mit Kindern kann man hier eine tolle Zeit verbringen, denn es gibt unheimlich viel zu entdecken. Leider läuft unsere Zeit zumindest bei diesem Besuch ab, denn unser Schiff wartet nicht auf uns. Wir gehen vom Vasaparken zurück zum Generator Hostel, holen unser Gepäck ab und fahren mit der Metro zum Hafen. Jetzt sind wir gespannt auf die Schiffsfahrt und natürlich auf Helsinki, wo wir dann am nächsten Morgen anlegen werden. Bis dahin verabschieden wir uns aus Stockholm und stechen mit einem ordentlichen "Ahoi" in See.
Wie es für uns weitergeht, erfahrt ihr im den Artikeln "Auf Mini-Kreuzfahrt auf der Ostsee" und "Design, Wind, Korvapuusti - Helsinki in einem Tag".
Reiseführer
Für einen 24stündigen Städtetrip können wir den Dumont Direkt Reiseführer Stockholm empfehlen. Ohne großartige Infos zur Stadt und ihrer Geschichte wird es direkt konkret. In 15 Direktkapiteln werden Touren vorgestellt, jeweils mit Stadtteilkarte, Empfehlungen für Sehenswürdigkeiten und Restaurant, dazu Öffnungszeiten, Preise und Internetadressen. Alles übersichtlich gestaltet und schön bebildert.
Kommentare
Zu wissen, wo es Schliessfächer gibt, ist so hilfreich. Dann kann man die letzten Stunden zwischen Hotel auschecken und Rückflug noch nutzen. Danke für den Hinweis! LG
Hi,
Heute schau ich mir den Film „Astrid“ an. Bin gut eingestimmt auf Schweden!
VG von Larissa
Hallo,
Euer Bericht spricht uns sehr an. Wir fragen uns schon, warum unsere Reisen immer in den Süden gehen. Das wird sich jetzt ändern!
Viele Grüße
Simone und Fabian
Ich war noch niemals in Stockholm....
Würde aber gerne mal hinreisen. Klingt gut.
Hej,
Ich liebe Stockholm! Eure Auswahl für den Kurzbesuch ist perfekt! Fahrt mal im Sommer hin, wenn ganz Stockholm draußen in Cafés oder in den Parks verbringt.
Tack für den schönen Bericht!
Leni
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