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Sossusvlei in Namibia

In traumhafter Dünenlandschaft

Sossusvlei Deadvlei Namibia

Früh morgens geht es für uns wieder los. Wir verlassen die Zebra River Lodge, wo wir die ersten beide Tage unserer Namibia-Reise in abgeschiedener Natur und mit viel Ruhe verbracht haben. Für heute steht eines der größten Highlights Namibias auf unserem Programm, das Sossusvlei.

Das Sossusvlei ist eine große Salz-Ton-Pfanne, die von riesigen Sanddünen der Namib-Wüste umschlossen wird. Entstanden ist es durch den Fluss Tsauchab, der ganz selten und nur nach starken Regenfällen in den Gebirgen Wasser führt und dann auf dem Weg zum Atlantik in der Dünenlandschaft versandet. So setzt sich auch der Name Sossusvlei zusammen, Sossus bedeutet “blinder Fluß” und Vlei ist Afrikaans und heißt “Senke”.

Am schönsten ist das Sossusvlei am frühen Morgen, wenn die Sonne gerade aufgegangen ist und die Dünen besonders stimmungsvoll einfärbt. Dieses Naturschauspiel werden wir allerdings nicht erleben, denn für den Sonnenaufgang ist unsere Station am Zebra River zu weit entfernt. Daher haben wir ursprünglich vor, zeitig loszufahren, um dann irgendwann im Laufe des Vormittags anzukommen. Diesen Plan müssen wir allerdings verwerfen, da wir noch einen Abstecher zum Tsauchab River Camp einlegen müssen, in deren Reifenwerkstatt der brandneue, aus Windhoek gelieferte Reifen auf uns wartet.

Die Lodge sieht recht abenteuerlich aus. Aus Altmetall wurden hier skurrile Skulpturen zusammengeschweißt, die die Einfahrt neben ein paar alten Autowracks säumen. Während ich in der Werkstatt zuschaue, wie die freundlichen Mechaniker den neuen Reifen auf die Felge ziehen, lernt Mato ein sehr zutrauliches Springbock-Junges kennen, mit dem er im Garten der Lodge eine Runde dreht.

Tsauchab River Camp
Zum Reifenwechsel im Tsauchab River Camp
Tsauchab River Camp
Mato findet einen Springbock-Freund

Leider verlieren wir durch den Werkstattbesuch mehr Zeit als gedacht. Wir lassen uns aber nicht stressen als wir endlich in Richtung Sossusvlei aufbrechen. Der Zeitplan ist eh komplett hinfällig, von daher schauen wir einfach, wann wir ankommen und was wir dann vor Ort unternehmen.

Nach einer zweistündigen Fahrt kommen wir in dem kleinen Ort Sesriem an, wo sich der Eingang zum Nationalpark befindet. Nach dem Passieren des äußeren Tores kaufen wir die Tagespermit und können danach das innere Tor durchfahren. Die Kosten für die Nationalparks des NWR (Namibian Wildlife Resorts) sind überschaubar, für Erwachsene 80 N$, Kinder von 0 - 16 Jahren sind kostenlos und für den Jeep kommen nochmal 10 N$ dazu.
Die Gates öffnen früh morgens bei Sonnenaufgang und schließen bei Sonnenuntergang. Nur wer in den Unterkünften des NWR innerhalb des äußeren Gates übernachtet, kann kurz vor Sonnenaufgang in den Park starten.
Von den Gates aus sind es gute 60 Kilometer bis ins Sossusvlei, für die man eine Stunde einplanen muss, da im Park eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 60 km/h vorgeschrieben ist. Die Straße im Park ist übrigens asphaltiert und eine wahre Wohltat nach den ganzen Schotterpisten.

Durch eine breite Ebene fahren wir auf die großen Dünen zu, die sich langsam vor uns aufbauen. Links und rechts der Straße grasen Springböcke, schauen Strauße neugierig herüber und stehen Oryx-Antilopen mit stoischer Ruhe in der Landschaft herum. Wir sind die einzigen, die in Richtung Sossusvlei unterwegs sind. Dafür herrscht auf der Gegenfahrbahn ziemlicher Betrieb. Eine Kolonne bestehend aus weißen Jeeps mit Dachzelten, Touristen-Vans und Safari-Reisebussen schlängelt sich in Richtung Parkausgang. Das sind wohl all die “Glücklichen”, die das Sossusvlei beim Sonnenaufgang genießen durften, gemeinsam mit Hunderten anderer Touristen.

Oryx Antilope im Sossusvlei
Oryx Antilope im Sossusvlei

Faszinierendes Deadvlei

Die asphaltierte Straße endet an einem Parkplatz. Von hier aus ist die sechs Kilometer lange Weiterfahrt durch tiefen Sand nur noch mit einem Allradantrieb möglich. Dafür sollte man vorher den Reifendruck entsprechend verringern, um besser durch den Sand zu kommen. Für solche Fälle haben wir im Jeep eine elektrische Reifenpumpe, um so den Reifendruck je nach Untergrund immer anpassen zu können. Alternativ wird für die letzten Kilometer auch ein Shuttle angeboten. Obwohl die Fahrt durch den Tiefsand sicherlich ein Abenteuer wäre, haben wir gerade genug vom Reifen-Thema und die Aussicht, im Sand stecken zu bleiben ist auch nicht so verlockend. Wir entscheiden uns daher für die bequeme Variante und wollen den Shuttle in Anspruch nehmen.

Am hinteren Ende des Parkplatzes steht ein Containerbüro, in dem man die Tickets (100 N$ pro Person) kaufen kann. Hier lebt ein Drache. Dieser Bürodrache in Form einer drallen Angestellten des NWR hat offenbar überhaupt keine Lust, mir auch nur annähernd zu helfen und ist extrem genervt. Die typischen Fragen, die wahrscheinlich jeder Besucher zuerst stellt, beantwortet sie mit einem Augenrollen und einem „kommt drauf an“ oder „je nachdem“. „Wie oft fährt der Shuttle?“ - „Kommt drauf an.“ „Wie lange muss man warten, um wieder zurückfahren zu können?“ - „Je nachdem.“
Vor der Türe treffe ich einen Niederländer, der mich ratlos fragt, ob ich mehr Infos zum Shuttle herausgefunden hätte. Nein, habe ich nicht. Die Dame ist völlig fehl am Platz, denn man sollte bei diesem Job schon in der Lage sein, die Basisinformationen souverän zu vermitteln. Und die lauten so: Sowohl am Parkplatz als auch im Sossusvlei steht in der Regel ein Shuttle. Immer wenn genug Leute zusammenkommen, fährt dieser los. Dabei haben die Fahrer immer im Blick, wieviele Menschen gerade im Vlei unterwegs sind. Es ist also alles gut organisiert, man hat keine langen Wartezeiten und kommt sicher hin und zurück.
Wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen und kaufen die Tickets. Dann packen wir unsere Rucksäcke und genügend Wasser ein, sorgen für ausreichend Sonnenschutz und springen auf den bereitstehenden Shuttle. In wilder Fahrt geht es durch den Sand, wir werden ordentlich durchgeschüttelt und die Jungs sind begeistert.

Nach einer zehnminütigen Fahrt geht es für uns zu Fuß weiter in das berühmte Deadvlei. Es gibt nicht wirklich einen Weg oder eine Beschilderung, aber anhand der tausenden von Fußstapfen können wir erahnen, wo lang es geht.
Eine kleine deutsche Reisegruppe kommt uns mit knallroten Köpfen entgegen. Ja, der Weg sei sehr anstrengend, gerade jetzt zur Mittagszeit, dauere mindest eine Stunde, aber es lohne sich, wird uns versichert. In der Tat ist die Mittagshitze nicht so ideal für eine Wanderung durch die Wüste und sicherlich ein Grund, warum außer uns nur noch wenige andere Besucher hier unterwegs sind. Aber sollen wir jetzt unter einem Baum sitzend auf kühlere Zeiten warten?

Sossusvlei Namibia
Auf dem Weg zum Deadvlei
Sossusvlei Namibia
Bereit für die Wanderung
Sossusvlei Namibia
Wir im Sossusvlei
Deadvlei Namibia
Deadvlei in Sicht!

Wir marschieren durch den roten Sand, machen hin und wieder eine kleine Trinkpause und kommen so ganz gut voran. Völlig überrascht sind wir, als wir nach knapp 40 Minuten eine kleine Düne erklimmen und das Deadvlei vor uns liegt. Viel schneller und müheloser als erwartet laufen wir auf die bizarre Landschaft zu.

Und dann stehen wir im Deadvlei, jener surrealen Landschaft, die wir schon auf zahlreichen Fotos gesehen haben. Wir laufen über den ausgetrockneten und rissigen Tonboden und blicken auf die zahlreichen ausgetrockneten Kameldornbäume, die teils über 500 Jahre alt sind. Im Hintergrund baut sich Big Daddy auf, mit einer Höhe von ungefähr 350 Metern eine der größten Dünen der Welt. Während die Jungs nach der Dünenwanderung herumalbern und scheinbar endlose Energie haben, genießen Jenny und ich den Moment und diesen Ort. Die paar Touristen, die mit uns im Shuttle gefahren sind, haben ein paar Selfies geschossen und sind bereits wieder auf dem Rückweg. Wir sind jetzt also die einzigen hier und absolut begeistert von der Landschaft, die uns auch ohne morgendliche Sonnenstrahlen fasziniert.

Sossusvlei Namibia
Deadvlei
Sossusvlei Namibia
Deadvlei
Sossusvlei Namibia
Deadvlei
Sossusvlei Namibia
Deadvlei
Deadvlei Namibia
Die Jungs haben Spaß...
Deadvlei Namibia
... im Deadvlei

Der Rückweg geht ebenso mühelos wie der Hinweg. Die Jungs rennen voller Freude die Dünenhänge herunter und haben sichtlich Spaß. Am Parkplatz werden wir schon von dem Shuttle-Fahrer lachend begrüßt, der offensichtlich mehr Freude im Leben hat als seine Kollegin im Ticket-Container. „Hey Brother!“ strahlt er mir entgegen, „hey strong men“ wirft er anerkennend den Jungs zu und ist beeindruckt, dass sie die Wanderung so locker weggesteckt haben. Er öffnet uns die Türen zum Shuttle und bringt uns zurück zu unserem Jeep.

Sossusvlei Namibia
Shuttle Richtung Deadvlei
Sossusvlei Namibia
Erstmal Schuhe leeren

Düne 45 im Sossusvlei

Nach einem kleinen Snack fahren wir durch die breite Ebene zurück, vorbei an der wunderschönen Dünenlandschaft. Wir halten an der Düne 45, die wahrscheinlich jeder Besucher des Sossusvlei besteigt oder es zumindest versucht. Die Düne liegt an Kilometer 45, daher der eher pragmatische Name, und ist beliebt, da sie sehr nah an der Straße liegt und man direkt hochsteigen kann.
Mittlerweile haben wir Nachmittag und Wind zieht auf. Wir steigen wie eine Karawane auf die Düne und müssen aufpassen, dass wir nicht weggeweht werden. Der Sand wird wuchtig gegen die Beine und in unsere Gesichter geweht, was nicht besonders angenehm ist. Nur Mato scheint das alles gar nichts auszumachen. Federleicht sprintet er die Düne hoch, so dass wir ihm kaum folgen können.

Sossusvlei Namibia
Düne 45
Sossusvlei Namibia
Aufstieg auf die Düne
Sossusvlei Namibia
Mato auf der Düne 45
Sossusvlei Namibia
Blick ins Sossusvlei

Sossus Oasis Camp Site

Zurück in Sesriem wollten wir eigentlich noch den Seriem Canyon besichtigen, der ungefähr einen Kilometer lang ist und durch das Wasser des Tsauchab teils 30 Meter tief im Felsen hineingefressen wurde. Es ist allerdings mittlerweile später Nachmittag, die Zufahrtspiste ist extrem schlecht und so kehren wir um und steuern direkt unseren Campingplatz an, der außerhalb des Parks direkt gegenüber des ersten Gates liegt.

Die Stellplätze der Sossus Oasis Camp Site sind kreisförmig angelegt und verfügen alle über einen eigenen Unterstand mit Sonnendach, offener Dusche und Toilette. Alles sehr schön aus Holz und Schilf gebaut und sehr sauber. In der Mitte des Geländes befindet sich ein Pool, den wir direkt nach unserer Ankunft entern. Hier sitzt bereits ein bärtiger Engländer mit Bier in der Hand im Wasser, den wir auf der weiteren Reise immer wieder treffen werden und der immer für einen netten Plausch zu haben ist. Und immer wird er ein Bier in der Hand haben, egal wo wir gerade sind.

Sossus Oasis Campsite
Gute Nacht

Der Nachthimmel ist sternenklar und dadurch richtig hell. Ein absoluter Wahnsinn.
Am nächsten Morgen müssen wir früh aufstehen, denn nun steht die längste Etappe unserer Reise an, von Sesriem nach Swakopmund sind es gute 350 Kilometer quer durch die karges Land und Steinwüste.

Sossus Oasis Campsite
Und guten Morgen
Sossus Oasis Campsite
Im Dachzelt
Sossus Oasis Campsite
Unser Badezimmer

Kommentare

Da komme ich nun wieder ins träumen, schwelge in Erinnerungen... und kann es kaum erwarten, bis unsere Kids alt genug sind für so eine Reise! Über die Dünen wären sie sicher begeistert aber ob wir die Wanderung ins Deadvlei ohne Gemecker überstehen würden, wohl eher nicht...

Emelie

Hallo,
Wirklich, die Fotos von deadvlei sind geradezu surreal! Sehr beeindruckend!
VG
Emelie

Bruno

Hi, mir gefallen eure Fotos. Sie sehen aus wie von Dali gemalt. Große Klasse!
Bruno

Rita

Wirklich traumhaft!! Faszinierend!
Herzlichst
Rita

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